Wo gibt es den cremigsten Flat White, wer kann wirklich mit Aeropress und Co. umgehen und in welchem Café schmeckt der Filterkaffee beinahe fruchtiger als ein Obstsalat? Wir waren für Euch von München bis Berlin unterwegs und haben die neuesten Third-Wave-Tempel getestet.
Man versus Machine
München
Das Leben ist manchmal bitter, aber Kaffee sollte es nicht sein. Diese Philosophie vertritt das Café „Man versus Machine“ in der Müllerstraße und setzt auf fruchtigen Third-Wave-Kaffee. Den Kampf zwischen Mensch und Maschine gewinnt hier eindeutig der Kaffee. Denn egal ob man sich einen Flat White oder Cappuccino aus der von Thomas Kartsolis custom-designten La Marzocco Strada zubereiten lässt oder sich den Kaffee als Pourover aufbrühen lässt, er schmeckt ausgezeichnet. Auch aus dem Syphon und der Aeropress gibt es den Kaffee, bei dem man aus verschiedenen Bohnen wählen kann, die dann intensiv nach Johannisbeeren oder mild nach Earl Grey schmecken. So können die koffeinhaltigen Gaumenfreuden locker mit denen in der deutschen Third-Wave-Hauptstadt Berlin mithalten und auch das Interior des Cafés verbreitet internationalen Flair durch das skandinavisch angehauchte Design und das vom New Yorker Designer Jon Contino entworfene Logo. Ein weiterer Hingucker ist der mächtige Probatone12-Röster. Unbedingt ein Franzbrötchen probieren!
Buena Vida Coffee Club
Potsdam
„Be nice or go away“, steht in schwarzen Lettern über der cadillac-blau gefliesten Wand des „Buena Vida Coffee Club“. Nett, das sollen nicht nur die Gäste sein, sondern das ist auch das Gesamtkonzept: In dem Café von Patrick Berger wird nur fair gehandelter oder gleich selbst gerösteter Kaffee, regionale Milch und so wenig Plastik wie möglich verwendet, was den hohen Stellenwert von Nachhaltigkeit und Qualität hervorhebt. Kaffee wird hier als eine Spezialität angesehen und auch genauso gehandhabt von der Röstung bis hin zur Zubereitung, ob per Hand oder mit der Synesso Hydra MVP. Wie die Aufschrift auf den Zuckerstreuern rät: „Try without“, den Kaffee ohne Zucker probieren, um in den Genuss der unverfälschten Aromen zu kommen.
Neues Schwarz
Dortmund
Das neue Schwarz ist gar kein Schwarz mehr, es ist ein sanftes Braun. Die Rede ist vom Kaffee im Dortmunder Café „Neues Schwarz“ und der wird aus hellen Röstungen, die in einem Probat-Röster von Inhaber Benedikt Heitmann selbst zubereitet werden, hergestellt. Wirklich schwarz sind hier nur die Wände, die mit kunstvollen Kupferrohren verziert sind, und die Menükarte. Auf der finden sich in weißer Schrift Klassiker, aber auch Sommer-Specials wie Cold Drip Tonic oder Cold Drip Fruity (mit Limonade) sowie Cascara-Kaffeekirschtee. An der Brew Bar wird stilecht von Hand aufgebrüht und so dem Kaffee Noten von Mandel, Honig bis hin zu tropischen Früchten entlockt. Serviert wird dieser dann in einer eleganten Glaskaraffe zusammen mit einem bauchigen Kaffeeglas auf einem Holzbrettchen – ganz im schicken Industrie-Style der Einrichtung. Espresso und Co. stammen aus Guatemala, kommen aus einer knallig roten FB80 von La Marzocco und schmecken nach Blaubeere, Kakao und tropischen Früchten.
Sabor ‘Ermoso
Köln
Wen das Fernweh plagt, der muss nicht immer gleich an die Südsee reisen. Manchmal reicht auch schon ein Besuch im „Sabor ‘Ermoso“, um die Wanderlust ein bisschen zu stillen. Der aus dem Spanischen stammende Name bedeutet so viel wie „wunderbarer Geschmack“ und der gute Geschmack wird in dem Concept Café von Sandra Schulte bestens bedient. So gut wie alles, was zu sehen ist, kann man käuflich erwerben und davon gibt es einiges: Kunstwerke der Künstlerin Pau Quintanajornet, die auch die bunte Hausfassade gestaltet hat, Schmuck, Skate- und Surfboards sowie eine kleine Auswahl an Mode. Die Augen dürften außerdem beim Anblick der Rocket Linea Professionale-Maschine aufleuchten, in der Kaffee vom ortsansässigen Röster Heilandt verarbeitet wird. Die Atmosphäre, auch draußen auf der Terrasse oder auf der umfunktionierten Sitzfläche des VW-Bullis, ist wie ein typischer Surfer – cool, lässig und entspannt.
Holy Cross Brewing Society
Frankfurt
„The Holy Cross Brewing Society“ gibt selbst eingefleischten Atheisten den Glauben zurück – zumindest den an guten Kaffee. Der Name klingt nach New York oder London und dementsprechend sieht auch das Café nach Industrial Chic aus: ein bisschen Holz kombiniert mit lackierten Rohren und hell getünchten Backsteinwänden, über die sich in großen Lettern der Name erstreckt. Das Café dehnt sich über satte 70 Quadratmeter aus und versprüht einen loftartigen Charme. Mit internationalen Kaffeehäusern kann sich auch die Kaffee-Auswahl – vom Siebträgerespresso aus der maßgefertigen KvdW Spirit und Filterkaffee bis hin zu Kaffee aus der Aeropress – durchaus messen. Der Fokus liegt auf Speciality Coffee von unterschiedlichen Klein-Röstereien, den man auch mit nach Hause nehmen kann. Aber wenn man schon mal in dem Café von Mathias Stalter ist, sollte man den starken Flat White und die Heidelbeer-Zitronentarte genießen.
Nord Coast Roastery
Hamburg
In der „Nord Coast Coffee Roastery“ ist alles mit einer Zutat gemacht: Liebe. Die Inhaber Paula Mendes und Jörn Gorzolla haben die ausgefallene Einrichtung – von Lederstühlen und Vintage-Koffern bis hin zu einer Bücherwand – auf Flohmärkten selbst zusammengesucht und aufpoliert. Die gleiche Liebe zum Detail steckt auch im Kaffee: Verwendet werden Rohbohnen aus den besten Anbaugebieten der Welt mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und fairem, transparentem Handel. Sie werden täglich frisch geröstet. Die Zubereitungsmethoden (mit Handfilter, in der Karlsbader Kanne, im Syphon oder mit der KvdW Spirit) sind genauso vielfältig wie die unterschiedlichen Kaffeesorten. Unentschlos- sene finden am Tresen eine Beschreibung des Kaffees und dessen Herkunftsländern und können hier die Bohnen im Roh- und im gerösteten Zustand bewundern. Wenn man mit Ausblick auf den Nikolaifleet an seinem Kaffee nippt, kann man gar nicht anders, als sich auch ein bisschen in das Café zu verlieben.
Distrikt Coffee
Berlin
Speciality Coffee Läden gibt es in Berlin- Mitte wohl genauso viele wie bärtige Jutebeutelträger. Das „Distrikt Coffee“, das von der Britin Sophie Hardy und ihrem Partner Hannes Haake betrieben wird, hebt sich trotzdem aus der Masse hervor. Schon die Einrichtung mit unverputzten Backsteinmauern, viel Holz und interessanter Beleuchtung besticht durch industriellen Charme. Der Kaffee aus der KvdW Spirit wird als Double Shot serviert und ist dementsprechend stark, sodass man gern eines der leckeren Gerichte wie Pancakes mit Zitronenbutter, Super Food Bowls oder sogar Bread Pudding dazu genießt. Wie die Namen schon anklingen lassen, ist die Karte allerdings nur auf Englisch erhältlich. Reservieren ist nicht möglich, also heißt es, einfach vorbeikommen und hoffen, dass man ein Plätzchen findet.
Standl20
München
Das „Standl20“ trägt zwar auf dem Elisabethmarkt die Standnummer 20, doch was den Kaffee angeht, ist es dort die klare Nummer Eins. Die herrlich unprätentiöse und schnörkellose Beschreibung – „Da, wo’s an Kaffee gibt“ – trifft es auf den Punkt: In dem kleinen Markthäuschen gibt es vor allem eines, nämlich sehr guten, selbst hellgerösteten Kaffee aus Kenia, Kolumbien und Äthiopien. Der wird nicht nur als Latte und Co. in der La Marzocco zubereitet, sondern auch als Cold Brew mit Aqua Monaco Tonic und schmeckt erfrischend fruchtig. Der Kaffee stammt vom Röster Johannes Bayer, der das Café zusammen mit Toni Lohde führt. Dazu gibt es frisch gebackene Kuchen. So vereint das „Standl20“ bayrische Gemütlichkeit und breites Kaffee-Know-how auf nur 20 Quadratmetern. Eine besondere Gaumenfreude ist das Kaffee-Eis am Stil, das man am besten bei Sonnenschein an einem der einladenden Tische vorm Haus genießt.
Balz und Balz
Hamburg
Die Geschwister Kathrin und Chris Balz verbindet nicht Blut, sondern auch die Liebe zum Kaffee, die sie in ihrem Café „Balz und Balz“ ausleben. Von überall nur das Beste scheint das Motto im „Balz und Balz“ zu sein – Espresso von den Public Coffee Roasters, Tee von Companion, Marmeladen von der Fruchtkombüse, Müsli vom Glück und Selig und, was für ein Café unerwartet, aber auch unerwartet beliebt und gut ist, Leberwurst aus der Familienfleischerei. Egal, ob man drinnen mit Blick auf die silbern glänzende La Marzocco Strada oder bei Sonne unter Efeu vorm Café Platz nimmt, hier weiß man schon beim ersten Schluck aus den schlicht bedruckten Tassen, dass man
am richtigen Ort ist.
Berlin
PopulusEin Stück Finnland bringen Sari und Henrik Haavisto mit dem „Populus“ nach Berlin. Erst im Februar 2016 eröffnet, ist das Populus noch so frisch und heiß wie gerade aufgebrühter Kaffee. Den gibt es hier auch als handgebrühten Filterkaffee, der sehr zu empfehlen ist. Außerdem serviert werden im Sommer Specials von Cold Brew bis hin zu Iced Flat Whites für einen erfrischenden Koffein-Kick. Espresso-Liebhaber sind mit Koffeingenüssen aus der Simonelli Aurelia II bestens bedient. Die Bohnen stammen, genau wie die Inhaber, aus Skandinavien. Diese planen allerdings, in Zukunft auch selbst zu rösten. Zudem bietet das Café original finnische Gaumenfreuden wie Karelian Pie oder Zimtschnecken. Nicht nur beim Kaffee- trinken, sondern auch allein beim Ausblick auf das Maybachufer kann man leicht ins Schwärmen geraten. Ein Neuling mit Potential also.