Röster des Jahres 2025

Der „Röster des Jahres 2025“ ist The Barn aus Berlin. Sie überzeugten die Jury über einen längeren Zeitraum mit der Qualität der angebotenen Kaffees, im Kundenservice sowie bei der Nachhaltigkeit im Einkauf der Rohkaffees.

Ralf Rüller vor einem seiner Cafés. Der Gründer von The Barn bleibt nah dran am Geschehen und prägt jeden Standort mit seiner Vision von Qualität und Klarheit.

Unsere Jury hat wieder getagt und den Röster des Jahres 2024 ernannt. Neben der Röstqualität sind Sortiment und Rohkaffeeauswahl sowie der Nachhaltigkeitsaspekt bei der Wahl entscheidend, ebenso fallen der Kundenservice bei der Bestellung über den Online Shop, Verpackung und LiefergeWie die Tradition es verlangt, hat sich unsere Jury wieder einmal auf die Suche nach dem „Röster des Jahres“ gemacht. Neben der Röstqualität sind Sortiment und Rohkaffeeauswahl sowie der Nachhaltigkeitsaspekt bei der Wahl entscheidend, ebenso fallen der Kundenservice bei der Bestellung über den Online Shop, Verpackung und Liefergeschwindigkeit ins Gewicht. Zum zweiten Mal in Folge geht der Titel in die Hauptstadt und wir verkünden mit Freude den Sieger 2025: The Barn.

Gründer Ralf Rüller bezeichnet sich heute als Kaffeeröster, wenn dies auch nicht der erste Weg ist, den er in seiner beruflichen Laufbahn einschlägt. „Zahlen inte-ressieren mich. Das ist wichtig, wenn Du erfolgreich ein Business führen willst. Außerdem habe ich schon lange einen Unternehmergeist verspürt“, erzählt Ralf, der auch schon für die Deutsche Bank in London gearbeitet und später Schauspielunterricht genommen hat, was „rückblickend mehr Zeit für mich und keine ambitionierte Karriere war“. 2008 verschlägt es ihn nach Berlin, wo er im Delikatessengeschäft seines heutigen Partners Andreas anheuert. Selbst schockiert von seiner neu entdeckten Liebe zur Gastronomie und Hospitality, eröffnet er zwei Jahre später sein erstes kleines Café im Scheunenviertel in Mitte: The Barn ist geboren. Die Scheune steht für rohe, natürliche Materialien und Zutaten, die vom Land kommen. Geschaffen als Ort der Zusammenkunft der Community in der Nachbarschaft, an dem man ungestört seinen Kaffee genießen kann. Ralf schaut nicht nach links oder rechts, analysiert nicht, was gerade trendy ist, sondern gestaltet alles rein nach seinem Gusto. „Ich hatte das Gefühl, dass alles aus meinem Leben zusammenkommt, und dachte mir:
„Ich will Kaffee auf ein neues Niveau bringen – kompromisslos. Wenn ich ausschließlich das serviere, was mir schmeckt, dann wird es sicherlich auch noch anderen gut schmecken.“

Heute, 15 Jahre später, ist The Barn ein weit über die Grenzen Berlins bekanntes Unternehmen mit rund 100 Mitarbeitern. Derzeit gibt es 13 Cafés in Deutschland: elf in Berlin und zwei in München. Ganz neu sind die Standorte London und Palma de Mallorca. Außerdem gibt es unter der The-Barn-Flagge vier Standorte sowie eine Rösterei in Südkorea und ein Café in Dubai.

So sieht Ursprung aus: reife Kaffeekirschen auf dem Trockenbett, kurz nach der Ernte. Hier entscheidet sich bereits, welches Potenzial in der späteren Tasse steckt.

Im Namen des Kaffees
„Wir sind nicht da, um es anderen recht zu machen, sondern wir sind da, um neue Wege einzuschlagen und etwas anzubieten, was besonders ist: Specialty Coffee, zelebriert auf höchstem Niveau. Es ist unser Auftrag, den Menschen zu zeigen, was Kaffee alles kann. Das ist von der Geburtsstunde an unser Mantra gewesen.“ Terroir, stets als Single-Origin-Kaffee, zu präsentieren und zu zeigen, um was für ein tolles Produkt es sich dabei handelt, definiert der ambitionierte Geschäftsführer fortan als seine Mission. „Ich weiche auch nicht von meinem Menü ab, was schnell zu einer sehr starken Street Credibility bei uns geführt hat.“ Bei The Barn gibt es beispielsweise keine großen Americanos. „Das ist für mich Wasser mit Kaffeegeschmack. Wir machen stattdessen Long Blacks, wo das Verhältnis von Espresso zu Wasser stimmt, sodass man den Kaffee schmeckt. Wir fragen nicht: ‚Wie hättest du es gerne?‘, sondern bieten Vielfalt und neue Erlebnisse an.“ Trotzdem will The Barn keine Barriere hochziehen, weshalb selbstverständlich auch Cappuccino und Flat White auf der Karte
stehen.

Wir sind nicht da, um es anderen recht zu machen, sondern wir sind da, um neue Wege einzuschlagen und etwas anzubieten, was besonders ist: Specialty Coffee, zelebriert
auf höchstem Niveau.

Ralf auf einer Kaffeefarm. Hier beginnt die Reise jeder Bohne für The Barn. Der direkte Austausch mit den Farmern ist für ihn kein PR-Gag, sondern die Grundlage für Qualität, Nachhaltigkeit und Vertrauen.

„Entschleunigung war von Anfang an unser Thema“, erzählt Asienfan Ralf, der während seiner Bankerzeit auch in Japan lebte. Von dort brachte er eine besondere Detailorientierung und das händische Aufbrühen von Filterkaffee nach Art der Teezeremonien mit, lange bevor die V60 hierzulande Must-have war. So sind in allen The Barn Cafés die Brühstationen präsent platziert. „Unsere Gäste sollen sich Zeit nehmen, den Kaffee in Ruhe herunterkühlen zu lassen, und am besten schwarz trinken. In unsere handgebrühten Kaffees kommt grundsätzlich keine Milch – wir machen hier nie eine Ausnahme. Wir fragen deshalb unsere Gäste immer vorher, ob sie ihren Kaffee schwarz oder weiß trinken.“ Zum Slow-down-Konzept gehört auch, dass keine laute Musik gespielt wird, sondern maximal leichte Elektro-klänge. „Für uns gilt dabei der Grundsatz: Wenn Ihr die Musik hört, ist sie zu laut. Wir möchten die Menschen nicht belästigen, sondern eine angenehme Atmosphäre schaffen, in der geredet oder ein Buch gelesen wird“, so Ralf.

Neben Onlinegeschäft und Cafés ist eine weitere große Sparte das B2B-Geschäft, das sich Ralf zufolge zu 95 Prozent aufs Ausland erstreckt: „Wir sind in einigen Ländern bekannter als in Deutschland, etwa in England, Irland, der Golfregion, Korea oder Nordamerika. Unsere Café-Partner sind handverlesen und haben in der Regel die gleichen Werte und Ansprüche wie The Barn selbst. Trotz aktiver lokaler Röstereien suchen unsere Kunden nach etwas Besonderem – auch, um in ihrem lokalen Markt ein stärkeres Alleinstellungsmerkmal zu haben. Dann finden sie zu uns.“

Rohkaffeebezug: „Wir sind das Produkt, wir sind der Ursprung“
„Wir betreiben technisch gesehen recht wenig Direct Trade. Wir sind jedoch stark in Direct Relationships“, erklärt der The-Barn-Chef. Es gebe einen engen Austausch mit allen Produzenten aus den mittlerweile 16 Anbauländern, auch wenn das Team nicht regelmäßig selbst vor Ort sein könne. „Wir pflegen langjährige Beziehungen zu herausragenden Farmern, beispielsweise in unseren Kerngebieten Kenia, Äthiopien, Ruanda, Zentral- und Südamerika. Unser Konzept erfordert unbedingt auch starke Exporteure, die vor Ort sind und einen Mehrwert anbieten, zum Beispiel durch Weiterbildung, Finanzierung und eine laufende Betreuung. Durch diese Dreierbeziehung sichern wir die Qualität und die Motivation der Produzenten, ihr Bestes abzuliefern. Für höhere Qualitäten zahlen wir auch gerne mehr. Hierdurch entsteht eine wichtige wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Diese ist Grundlage für alle Projekte, mit denwn die Umwelt geschützt werden kann. Wenn wir die Preise drücken würden, entstünde keine Möglichkeit, nachhaltig anzubauen.“


Bei The Barn geht Qualität immer vor Quantität. Punktet ein Kaffee höher, wird auch mehr für diesen gezahlt. Dadurch entsteht Ralf zufolge eine Bewusstseinsveränderung, die dann auch unmittelbar Einfluss auf die Natur hat. „Wir möchten die Produzenten entschleunigen und nachhaltiges Handeln fördern“, erklärt Ralf. „Sie sind für uns eigentlich wie Winzer. Sie wissen genau, wie man besseren Kaffee machen kann – es wurde bislang halt nie wirklich abgefordert noch honoriert. Bei uns tun sie alles dafür, ihr Terroir zu verbessern und uns das sensorisch schmecken zu lassen.“ Durch die hohen Einkaufspreise und engen Beziehungen sichern sich die Berliner oft auch Exklusivitäten: „Wir bekommen als Erste Zugriff auf die Muster, sagen wir mal zehn bis zwölf Wochenmuster je Farm pro Ernte. So können wir die besten auswählen, bevor die Ernte im allgemeinen Markt verfügbar gemacht wird.“

Angekommen: die sorgfältig gerösteten Bohnen von The Barn, abgefüllt in den charakteristischen Beuteln.

Im Sinne der Nachhaltigkeit steht auch das Projekt
„The Barn Forest“ in Brasilien. Seit 2020 wurden bereits 28.000 Bäume gepflanzt – geschützt auf dem Gelände des Produzenten „Daterra“. Die Kunden von The Barn spenden die Bäume – The Barn legte die gleiche Summe obendrauf, um das Projekt umzusetzen. Besonders wichtig ist es den Berlinern, ein sichtbares Signal am Ursprung zu setzen: „Wir wollen dort zeigen, dass wir nicht nur in Europa sitzen und Kaffee einkaufen, sondern dass wir da anpacken wollen, wo das Klima einen direkten Einfluss auf die Ernten hat“, erzählt Ralf. Andere Projekte, die das Berliner Unternehmen unterstützt, widmen sich dem Wasserrecycling, Arbeitsumständen und der Gesundheitsversorgung. „Sobald wir nach Jahren der Zusammenarbeit enger mit einer Farm kollaborieren, schauen wir, was wir tun können. Wir zahlen dann beispielsweise mehr für den Rohkaffee. Die Mehreinnahmen gehen in die vordefinierten Bereiche, unter Aufsicht der Exporteure. Bei der Betrachtung dieser Wertekette ist mir ganz wichtig, dass die Arbeit am Ursprung die absolute Grundlage für uns ist. Ich brauche einfach ein richtig gutes Produkt, um meine Kunden dafür zu begeistern. Am Ende sind sie es, die für ein tolles Kaffee-Erlebnis mehr Geld ausgeben sollen. The Barn will hier unbedingt ein Top-Produkt abliefern. Dafür will ich bewertet werden.“


100 Single Origins pro Jahr
„Wir haben nur sortenreine Kaffees – produzieren also weder Mischungen, noch bieten wir „White Label“-Produkte für andere Marken an. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass alle meine Kaffees sehr gut sein müssen – wir können da nichts verstecken. Das ist ein Ansporn, der uns auf Trab hält, der aber auch Grund dafür ist, warum wir so viele tolle Mitarbeiter aus aller Welt bei uns unter einem Dach haben. Es begeistert sie, mit unseren Kaffees zu arbeiten!“, erzählt Ralf. Engmaschige Qualitätskontrollen werden im Unternehmen daher ganz großgeschrieben, generell wird alles protokolliert und analysiert. „Nichts verlässt unser Haus, was nicht 100 Prozent unser Gütesiegel hat.“

20–24 verschiedene Single Origins gibt es immer gleichzeitig im Angebot, in saisonaler Rotation und aufgeteilt nach Filter und Espresso. Lange hatte The Barn keinen Decaf im Sortiment, da keiner der Entkoffeinierungsprozesse den Leitlinien der Company entspricht. „Wir haben lange nach einer natürlichen Alternative gesucht, und so ist unser Low-Caf-Programm entstanden, auf das wir echt stolz sind!“, erklärt Ralf. Die Alternativen zu entkoffeiniertem Kaffee sind die beiden Arabica-Varietäten Laurina und Aramosa, die von Natur aus weniger als 50 Prozent Koffein haben. „So können wir den vollen, natürlichen Geschmack anbieten für Kunden, die niedrigere Toleranzen haben oder gerne viel Kaffee trinken möchten, auch abends.“
The Barn lebt vom ständigen Wechsel: Einige Kaffees sind drei bis fünf Monate lang erhältlich, andere nur einen Monat. „Wovor viele Angst haben, wenn sie ein Café eröffnen, ist die Veränderung ihres Kaffees. Aber genau damit spielen wir seit Tag eins. Auch unser Kaffee-Abo lebt davon. Mit zwei neuen Kaffees pro Monat nehmen wir unsere Kunden mit auf eine Erlebnisreise!“

Minimalistisch, durchdacht, fokussiert. Der Stil von The Barn zieht sich durch alle Coffee-Shops. Klare Formen, natürliche Materialien und ein Raum, der den Kaffee in den Mittelpunkt stellt.

Consistency is Key
In der Anfangsphase findet Ralf die besten Kaffees für The Barn im Ausland. Er bezieht ihn damals bei James Hoffmann, der sich mit seiner Rösterei Square Mile Ende der Nullerjahre schon auf Erfolgskurs befindet. Seit 2012 wird bei The Barn schließlich selbst geröstet.
Die heiligen Hallen der Rösterei sind nicht öffentlich zugänglich, grenzen jedoch an den Standort Annex Café im Brunnenviertel, von wo aus das bunte Treiben observiert werden kann. Das Herzstück bilden die beiden parallel betriebenen Probat-Retromaschinen, die frei im Raum stehen. An der „G45“ laufen täglich Espresso-Chargen, an der kleineren „UG22“ werden haupt- sächlich Filterkaffee und die Masterpieces veredelt. Über die Jahre hat The Barn eine Signatur entwickelt, die leicht bis medium geröstet, viel Süße und Balance nach vorne bringt. „Wir gehen da immer individuell ran und versuchen, alles rauszuholen, ohne die Bohne zu verbrennen oder zu verändern. Bei der Auswahl des Rohkaffees sind Klarheit und Charakter wichtig. Das Terroir muss immer im Vordergrund bleiben. Gleichzeitig darf die Prozessierung nie die Hauptnote sein. Sie soll maximal das Tassenprofil im Hintergrund verstärken. Zum Beispiel eine weinige Rumnote oder zusätzlichen Kirschgeschmack anbieten – allerdings muss es immer nach Kaffee schmecken und nicht nach überfermentierter Frucht“, erklärt Ralf.

Durch die hohe Rotation verschiedenster Kaffees konnte über die Jahre ein großer Fundus an Erfahrung gesammelt werden. „Die Röstprofile sitzen so sicher, dass wir auch einen Kaffee, von dem wir zum Beispiel nur eine Röstcharge (minimum sind zwölf Kilo) haben, au point rösten können. Bei einem Rohkaffee, der gerne mal 500 Euro pro Kilo kostet und schon vor dem Rösten ins Ausland verkauft wird, darf nichts schiefgehen. Wir haben uns auf ein Podest gesetzt und müssen auch abliefern“, meint Ralf. „Es macht mich glücklich, dass unser Kaffee abgefeiert wird, egal von wem. Du musst kein Nerd sein. Meine Schwiegermutter hat unseren Kaffee geliebt. Er war der komplette Kontrast zu dem, was ihre Freundinnen im Supermarkt gekauft haben: oft verbrannte Asche, die nur mit viel Milch und Zucker trinkbar war.“

Vielfalt mit Prinzip. Die saisonale Auswahl an sortenreinen Kaffees bei The Barn zeigt, wie unterschiedlich Herkunft schmecken kann. Immer transparent, immer Single Origin.

"Röster des Jahres" so wurde bewertet:
Die Auswahl zum „Röster des Jahres“ erfolgt nach drei Hauptkriterien: 1. Qualität der angebotenen Kaffees bzw. der Röstungen, 2. Leistungen bei Lieferung, Service und Verpackung und 3. Fairness und Nachhaltigkeit beim Einkauf des Rohkaffees. Alle drei Kriterien werden im Laufe eines Jahres über Testbestellungen bei den Röstereien mehrmals überprüft. Das garantiert, dass die zu bewertenden Leistungen über einen längeren Zeitraum eingeschätzt werden können. Getestet werden ausschließlich Röstereien im deutschsprachigen Raum. Die Auswahl der zu testenden Röstereien sowie der Test selbst wird von einer Fachjury aus unabhängigen Experten und Fachjournalisten durchgeführt. Die Auszeichnung zum „Röster des Jahres“ ist eine der höchsten Ehrungen in der deutschsprachigen Kaffee- und Rösterszene. Verlag und Redaktion des „crema Magazins“ garantieren einen fairen und unabhängigen Wettbewerb. Die Testphase für den Wettbewerb 2026 beginnt ab Oktober 2025.