Mit der BZ13 DE PID zieht der Mailänder Traditionshersteller Bezzera einmal mehr ein echtes Individualisten-Maschinchen aus dem Ärmel. Nach der Handhebel-Schönheit Strega handelt es sich diesmal um einen kühn designten Zweikreiser mit elektrisch beheizter Brühgruppe und via PID temperaturgesteuertem Kessel sowie Volumetrik. Puristen dürften die Nase rümpfen – wir testen lieber, was unterm Strich in der Tasse landet. Denn wie schrieb schon Francis Picabia so treffend: „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.“
Erstkontakt mit der Bezzera BZ13
Eines gleich vorweg: Selten hat die Überschrift so gut gepasst wie dieses Mal. Denn in der Tat erreicht uns nicht irgendein Vorserienmodell – sondern die erste BZ13 DE, die die heiligen Hallen in Rosate überhaupt verlassen hat. Nicht einmal ein Foto gab es vorab und entsprechend groß war die Spannung des Maschinisten, als er den Karton direkt nach Anlieferung öffnen durfte. Bezüglich der doch etwas prosaischen Namensgebung durfte man eine optische Nähe zur erfolgreichen BZ-Linie um die BZ10 erwarten – doch hoppla!
Bezzera hat dem an sich klar gestalteten Gehäuse mit der markanten freiliegenden Brühgruppe aus eigener Fertigung einen sogenannten Balkon spendiert, der sowohl die Tastatur als auch einen direkt oben am Kopf angebrachten Thermostat beherbergt. Über Schönheit als subjektive Größe lässt sich bekanntlich schwer streiten. Gleichwohl wirkt der Edelstahlvorbau auf uns formal eher unentschlossen, da er aufgrund seiner im Vergleich zum Rest des Chassis abgespeckten Abmessungen wie angepappt ausschaut. Ansonsten haben wir es äußerlich ganz klar mit einem in Details aufgemotzten Mitglied der BZ-famiglia zu tun: Nach wie vor wird das Wasser im Unterschied zu Bezzeras teureren Baureihen über Silikonschläuche aus dem geräumigen 3-Liter-Wassertank ins Innere befördert, es gibt die bewährten progressiven Kippventile für Dampf und Heißwasser und der elektrisch beheizte Brühkopf lässt auf flinke Aufheizzeiten hoffen.
Dem Tank selbst haben die Ingenieure dafür analog zur aktuellen Version der Schwester BZ10 – längst überfällig! – eine üppigere Öffnung spendiert, die Reinigung und Befüllvorgänge doch erheblich weniger enervierend gestaltet. An Mitica, Magica und Unica angelehnt, ist demgegenüber der wertigere, spritzwassergeschützte Netzschalter aus Stahl, der den verchromten Plastiktaster stilvoll ersetzt. Warum allerdings die Bezüge sowie die Einwahl der Brühtemperatur ausgerechnet überhaptisch vergleichsweise billig wirkende Folientastaturen gestartet werden müssen, bleibt wohl für immer Bezzeras Geheimnis. Das hätte man fraglos smarter lösen können.
Von außen nach innen
Auch nach Entfernung des Blechkleids erinnert das Gros der Maschine an die bereits bekannten Schwestermodelle: Abermals vertraut der Hersteller auf einen solide stehend verbauten 1,5-Liter-Boiler mit Wärmetauscher, die Verrohrung macht einen sauberen Eindruck, Vibrationspumpe links, Expansionsventileinheit rechts – also alles, wie wir es von Bezzera gewohnt sind. Die kleinen, aber entscheidenden Unterschiede liegen im Detail: Statt eines Pressostat, über den der Kesseldruck (und damit letztlich die Brühtemperatur) justiert wird, erledigt dies zum Beispiel wie bereits bei der BZ07 PID eine Elektronik samt Messsonde. „Moment mal: Wo ist denn dann die Neuerung zu letztgenannter Maschine?“, werden Sie nun zu Recht anmerken. Nun, es gibt sie: Zum einen ist die Brühgruppe selbst – obschon äußerlich ähnlich – nicht identisch, sondern stammt aus der aktuellen Version der Gastromaschine Elysse und spricht noch flinker an. Für den Rest müssen wir etwas weiter ausholen.
Im Grunde nämlich erscheint eine PID-Steuerung in Verbindung mit einem herkömmlichen Zweikreissystem aus technischer Sicht zumindest fragwürdig. Denn reguliert wird hier lediglich die Kesseltemperatur (also Dampf und Heißwasser), während das qua Wärmetauscher (sprich: Umgebungshitze) auf Temperatur gebrachte Brühwasser quasi erst „über Bande“ reagiert. Vor diesem Hintergrund wäre die einzig senkrechte Methode, den PID in Kombination mit Einkreisern oder Dualboilern zu verbauen und also die Brühtemperatur unmittelbar zu beeinflussen, nicht indirekt. Alle bisher getesteten Zweikreissysteme mit PID waren im Resultat träge, die Ergebnisse entsprechend näherungsweise bis unreproduzierbar. Was die BZ13 hervorhebt, ist, dass sie explizit ihre Besonderheit – eben die Brühgruppenheizung – zusätzlich zur Stabilisierung der anliegenden Auslauftemperatur nutzt. Anders als bei der BZ07 PID befindet sich der statische Thermostat direkt an der Gruppe – und ist damit erheblich näher dran am Geschehen. Zumindest auf dem Papier.
Auf Herz und Nieren
Na, dann mal Butter bei die Fische. Verblüffend geräuscharm legt sich die Vibrationspumpe nach Betätigung des Netzschalters ins Zeug und befüllt den Kessel. Kein Schnarren, kein Klappern trübt den Genuss. Wir hatten es ja erwartet, aber es ist jedes Mal wieder bemerkenswert: Die Macchina ist ein Turbo! Nach nur sechs Minuten steht die Dame unter Volldampf. Wen es morgens in Zeitnot nach frisch Gebrühtem gelüstet, der darf bereits nach rekordverdächtigen 9 Minuten die Tasse klarmachen.
Das zurückhaltend platzierte, aber gut ablesbare Digitaldisplay zeigt 91 °C, was vermutlich ein Fitzelchen über der für unseren dunklen Sarden perfekten Brühtemperatur liegen dürfte. Dafür treffen wir den Mahlgrad bereits beim ersten Shot und mit 16,5 Gramm im Doppelsieb ziemlich perfekt. Der sensorische Test beweist: Wie befürchtet, fehlt der letzte Pfiff zum Coffeologen-Glück, was sich durch eine etwas überbetonte Säure bemerkbar macht. Mit einem Handgriff stellen wir den PID um zwei Grad höher auf 93 °C und geben dem System etwas Zeit, sich einzuschwingen. Prompt ist das Zuviel an Frucht wie weggeblasen. Unsere Gran Miscela zeigt sich von ihrer schokoladigsten Seite und schmeckt exakt so, wie wir sie lieben.
Auch für Latte Art geeignet
Auch weitere Testreihen beweisen, dass sich im Vergleich zu anderen steuerbaren Zweikreismaschinen wie der BZ07 PID oder BFC Giove Unter- und Überschwinger in durchaus vertretbarem Rahmen bewegen. Damit lässt sich – abseits aller Nerd-Kapriolen – im Alltag vorzüglich arbeiten. Sollte beispielsweise ein neuer Blend mal nicht ganz so wollen wie der frischgebackene Heimbarista. Noch flugs die Dosierelektronik programmiert, was mit den drei Folientastern (so-lange sie funktionieren …) einem Kinderspiel gleicht – und weiter geht’s mit dem Milchschaum. Auch, wenn man es bereits weiß, weil die BZ-Reihe eine der bestverkauften im Heimsegment darstellt, so ist es doch immer wieder erstaunlich, mit welcher Vehemenz der 1,5-Liter-Kessel selbst mit der werksseitig angebrachten Zweilochdüse losbläst. Der Dampf kommt gleichmäßig und trocken, mit etwas Übung steht mikrofeinem Latte-Art-Milchschaum nichts mehr im Wege. Und sollte dies noch immer nicht genügen, so frage man den Händler des Vertrauens nach der optional erhältlichen 4-Loch-Düse.
Resümee zur Bezzera BZ13
Mit dem Neuzugang BZ13 DE PID komplettiert Bezzera eine seit Jahren erfolgreich am Markt stehende Baureihe. Und die lässt in puncto Ausstattung wenig Wünsche offen. Natürlich kommt die temperatursteuer-bare Zweikreismaschine, was ihre thermische Konstanz anbelangt, nicht an hochkomplexe Dualboilerlösungen heran. Das ist aber auch nicht ihr Ansatz. Spaß machen soll sie – und ihr Pilot soll in die Lage versetzt werden, ohne viel Tamtam und zusätzlichen Aufbaukurs bei Bedarf Einfluss auf einen weiteren Parameter nehmen zu können. Wer sich mit ihrem latent gewöhnungsbedürftigen Äußeren sowie der in diesem Preissegment etwas deplatzierten Folientastatur anfreunden kann, dürfte mit der Signora schnell warm werden. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Für die Bezzera BZ13 DE PID spricht:
- Sehr schnelle Aufheizzeit
- erstaunlich temperaturstabil
- intuitiv zu programmierende Elektronik
- variable Brühtemperatur
- hoher Tassenauslauf
Steckbrief
»Maße: (Breite/Höhe/Tiefe in cm) 25 x 37,5 x 42,5
»Gewicht: 20 kg
»Leistung: 1.400 Watt
»Kesselvolumen: 1,5 Liter (Dampf/Heißwasser)
Features
»Zweikreissystem
»elektrisch beheizte Brühgruppe
»No-Burn-Lanzen
»PID-Steuerung
»Dosierelektronik
»Kippventile
Damit wurde getestet
Mühle: Eureka MCI manuale
Espresso: La Tazza d’oro‚ Gran Miscela aus Sardinien (70 Prozent Arabica/30 Prozent Robusta)
Tamper: Motta Tamper konvex, 58 mm
Milchkanne: Motta Milchschäumkanne „Europa“, 0,5 Liter