Cafflano Klassic im Test

Lust auf etwas Wandern, Radfahren oder Camping am See einschließlich eines Kaffees? Der All-in-one-Kaffeebereiter Cafflano Klassic verspricht genau das, aber kann er das auch halten?

Weit fern von Kapselmaschine, Siebträger, Herdkocher oder Kaffeevollautomat zu Hause oder im Büro, gestaltet sich „mal einen schnellen Kaffee machen“ zur Herausforderung. Keinen Strom, keinen Papierfilter, kein 250 Gramm Tamper, keine optimale Abstellfläche, keine automatische Mühle – kein alles.

Produktvielfalt

Für genau diese Outdoor-Aktivitäten hat die Firma Cafflano drei Produkte kreiert. Sei es Cafflano „Klassic“, „Kompact“ oder die neueste Erfindung „Kompresso“. Hört sich alles zunächst viel versprechend und interessant an. Lichten wir den Cafflano Nebel und geben die Produktinfos „klassisch“, „kompakt“ und „komprimiert“ zum besten: beginnen wir mit „Kompakt“.

Cafflano Kompakt

Wie der Name unschwer vermuten lässt, kommt das Maschinchen sehr Platz sparend aus, da zusammenfaltbar. Da stand wohl bei der Konstruktion ein Akkordeon Pate. Eine Art Squeeze ist das Zauberwort. Kaffeepulver in die Vorrichtung geben, Wasser bis 220 ml einfüllen, Behälter von Nord auf die Südseite drehen und in einen beliebigen Becher mittels Druck den Kaffee einfüllen. Vorteil: die Brühdauer einschließlich Druck ist im System kontrollierbar. Der immense Nachteil ist grundsätzlich das Pulver, das mitgeführt werden muss. Steht das Pulver in der Sonne, im Rucksack oder in den Packtaschen des Drahtesels wärmt sich das Ganze auf. Somit hat das Pulver den letzten Rest an Geschmack vor der Verwendung bereits verloren.

Cafflano Kompresso

[/ultimate_heading][vc_column_text]Und jetzt? Macht es der „Kompresso“ besser? Nur eingeschränkt. Denn auch er bedient sich mit Pulver aus irgendwo. Wer allerdings nunmehr einen Kaffee mit hübschem Schaum oder Crema – was in dem Falle etwas hochgegriffen ist – bevorzugt, landet unweigerlich bei vorgenanntem Modell. Stylisch würden wir sagen, weil kein anderes Produkt in der Art auf dem Markt zu finden ist. Sie können das (abgestandene Pulver) einfüllen, sogar je nach Laune tampern. Der rote Tamper liegt dem System bei. 30 bis maximal 50 ml heißes Wasser einfüllen und mit Druck durch das Sieb jagen. Was sagen Sie? Gut, oder? Sogar die Druckhöhe kann mittels Körpergewicht gesteuert werden. Wow! Um das Problem des Pulver zu entgehen, könnte der eingefleischte Kaffeejunkie eine separate „Take away“ Mühle mitführen. Oder halt in der Eile zu Hause vergessen.

Cafflano Klassic

Ohne länger rumzueiern kommen wir nun zur Sternstunde des 19,5 cm hohen Cafflano „Klassic“. Weshalb entschieden wir uns gerade für dieses Gerätchen? Ganz einfach: es hat ab Werk eine Mühle an Bord. Den Grund vielen Übels hat der Produzent aus Seoul somit bravourös gelöst. Nix mit abgestandenem Pulver, sondern wie zu Hause aus der automatischen Mühle frisches Mahlgut. Nur halt händisch und manuell hergestellt mit der Kraft der eigenen Muckies. Unser Cafflano „Klassic“ ist das einzige Modell von Cafflano, welches eine Mühle beherbergt. Fast schon gebetsmühlenartig weisen wir auf frisch gemahlene Bohnen hin, um die Qualität des Endproduktes auf ein anspruchsvolles Niveau zu heben. Hier ist die Lösung.

Unboxing des Cafflano Klassic

Anfangs dachten wir beim Anblick der Verpackung an eine Planrolle aus vergangenen Zeiten. Dort wurden „damals“ Architekten- und Ingenieurspläne sicher transportiert. Was früher perfekt war, muss heute auch klappen. Tut es auch. Die Pappe ist dick und transportiert unseren Cafflano „Klassic“ sicher. Neben der Papprolle muss die extra dicke Plastikfolie um das Produkt ebenso noch weichen, bis sich der Cafflano in voller Schönheit und Gewicht (472 Gramm) zeigt.

Die Haptik ist eins a, die Kunststoffteile mehr als wertig und aus dickem Material hergestellt. Die Außenhaut des isolierten Kaffeebechers fühlt sich durch die geschwungene Riffelung extrem gut an und liegt auch perfekt in der Hand. Auch mit nassen Händen rutscht ein voller Becher nicht ins Gras oder den Sand. Die Unterseite des Becher ziert ein Gummibändchen, der einen sicheren Stand garantiert. Sämtliches Innenleben des Bechers ist aus Edelstahl. Auch das Filtergewebe ist im Dripper passgenau eingefügt. Das passt schon mal. Lediglich der rote Plastikdeckel ist ein Fremdkörper und sticht farblich heraus. In so einer exponierten Stelle Plastik zu verwenden, hätte im Anbetracht des Preises des Cafflano „Klassic“ nicht sein müssen.

So funktioniert der Cafflano Klassic

Wir sind schon kribbelig nach frischem Kaffee, fummeln jedoch zunächst die Verschlussschraube nebst Beilagscheibe des Handmühlenaufsatzes ab, entfernen die zusammenklappbare Kurbel für den eigentlichen Mahlvorgang und drehen am Einstellrädchen zur Verstellung des Mahlgrades. Auf der Unterseite ist die Verstellung simpel zu erkennen, wonach der Mahlgrad optisch eingeschätzt werden kann. Wir drehen beherzt am Rad und befestigen die losen Utensilien wieder ordnungsgemäß. Los geht die Sause.

1. Wiegen

Wir wiegen mit der Feinwaage 20 Gramm Bohnen ab. Entschuldigung – nein machen wir nicht, schließlich befinden wir uns geistig im Dickicht zwischen Gelbbauchunke und Sumpfdotterblume am Baggersee und lassen uns nebenbei von den Stechmücken piesacken. Cafflano hat mitgedacht und eine „Waage“ integriert. Dank einer Skalierung mittels Gedankenstriche zeigen diese die ungefähren eingefüllten Gramm an. Füllen wir bis zum dritten Einfüllstrich unseren „Black Bird“ Arabica – was laut einfacher und verständlicher Bedienungsanleitung 20 Gramm sein sollen – in unseren Mühlenaufsatz, nachdem wir diesen ziemlich fummelig auf den Becher gedreht haben. Kunststoff auf Kunststoff mit grobem Gewinde ist trotz sorgfältiger Verarbeitung etwas schwer zu händeln.

2. Mahlen

Beginnen wir mit dem Mahlvorgang. Wie viele Kurbelumdrehungen sind fällig? Was schätzen Sie? Lassen wir es zügig angehen und drehen. Und drehen. Ein paar Schweißperlen stehen uns schon auf der Stirn. Das wird die Stechmücken noch mehr animieren und uns in die Position als willkommenes Mittagsmenü bringen. Das ist der Preis für frisches Mahlgut. Was es uns aber wert ist! Mein liebes Lieschen – wir müssen 118 Mal die Kurbel und unsere Oberarm- und Schultermuckis malträtieren, um das Ergebnis recht homogen im Filtereinsatz begutachten zu können. Durch das „Anti-Bouncing“ sollen die Bohnen beim Mahlen im Bohnenbehälteraufsatz verbleiben und nicht wild durch die Landschaft fliegen, was größtenteils auch gelingt. Wir nähern uns dem Höhepunkt. Dem eigentlichen Brühvorgang.

3. Wasser

Wasser aus der Thermoskanne nehmen und auf das Pulver gießen. Könnte man(n) oder Frau so machen. Wenn wir schon eine nicht unerhebliche Menge an hart verdienten Euros in den Cafflano investiert haben, füllen wir das Wasser in den beigefügten aus Kunststoff bestehenden „Wasserkessel“ des Cafflano, legen den roten Deckel oben auf und gießen das Wasser von dort oben auf das lecker riechende Pulver auf. Funktioniert auch so. Der Hersteller beschreibt den rautenförmigen Auslauf als „einzigartig“, da er ein präzises Aufgießen ermöglicht. Aha. Klingt hochgestochen, was es schlussendlich auch ist. Rund 270 Milliliter fasst der „Wasserkessel“.

4. Brühen

Langsam rinnt das Wasser durch den Permanentfilter. Wie das schon gut duftet… Durch die eingearbeiteten Entlüftungsschlitze soll eine sanfte Wasser- und Luftzirkulation zu einem besseren Geschmackserlebnis beitragen. Wir werden sehen oder besser gesagt schmecken. Der Brühvorgang dauerte rund acht Minuten. Zu lange, was der sensorische Test auch offenbart. Beim zweiten Test war die Mühle etwas gröber gestellt. 270 ml Wasser liefen in rund 4 Minuten durch den Filter. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auch wenn die Temperatur des Wassers in der Thermoskanne zu niedrig war. Die Kette ist immer so stark wie das schwächste Glied. Dieses Mal ist es nicht das abgelüftete Pulver, sondern das lauwarme Wasser. Nun müsste nur noch das Wasser am Baggersee mit dem Campingkocher frisch erhitzt werden. Auf 93,4 Grad. Wenn Sie schon den Gasbrenner mitnehmen, denken Sie noch an ein Thermometer und die Feinwaage und….

Catch it or leave it?

Trotz der Widrigkeiten wird jedes der Cafflano Produkte Freunde finden. Sei es durch die super geniale Verarbeitung, des Showeffektes oder einfach nur um chic außerhalb von zu Hause Kaffee trinken zu können. Nur beim Preis – halten Sie sich fest – ruft des Netz wahnsinnige 110 € auf. Wir finden es einfach too much, zumal viele mit heißem Wasser berührte Teile aus Kunststoff sind und so den Kaffeegenießerspass drastisch mindert.

  • Gute Verarbeitung
  • Showeffekt
  • Portabel
  • Hoher Preis
  • Viel Kunststoff