Wir haben so einigen heiß gehandelten Kaffeemühlen auf den Zahn gefühlt. Von der Optik, zum Mahlergebnis bis zur Mahlgeschwindigkeit wurde alles getestet.
Die Mühle spielt für Geschmack und Qualität des Espressos eine entscheidende Rolle, viele Profis sind gar der Ansicht, dass ein gutes Mahlwerk fast noch wichtiger ist als eine vernünftige Maschine. An den Haaren herbeigezogen ist diese Aussage sicher nicht, denn mit der frischen Mahlung der Bohnen kurz vor dem Bezug gelangen nicht nur viel mehr der flüchtigen Kaffeearomen in den Espresso, sondern der Barista bekommt dazu noch die Möglichkeit, entscheidend auf das Ergebnis einzuwirken. Die Durchlaufzeit des Espressos und der Mahlgrad bestimmen den Geschmack am deutlichsten – und beides wird über die Mühleneinstellung angepasst.
Eine gute Espressomühle muss mehrere Anforderungen erfüllen. Zuerst darf sie beim Mahlen nicht zu heiß werden, da dies die Aromen in den Bohnen zerstören würde – was bei hoher Mahlgeschwindigkeit unweigerlich passiert. Außerdem und vor allem muss sie aber sehr fein und homogen gemahlenes Kaffeepulver liefern und an diesem Punkt scheitern nahezu alle günstigen Mühlen. Warum gleichmäßiges, feines Kaffeemehl so entscheidend ist, lässt sich leicht erklären. Ein Espresso wird unter hohem Druck gebrüht, nur so lösen sich die begehrten Aromen und Kaffeeöle. Damit dieser Druck aufgebaut werden kann, muss das Kaffeemehl dem Wasser Widerstand entgegensetzen.
Ist dies nicht der Fall, rauscht das Brühwasser unweigerlich dort durch, wo es den geringsten Widerstand hat, löst so zu viele ungewünschte Bitterstoffe und lässt das Pulver an anderen Stellen unangetastet. Das gehört zu den entscheidendsten und häufigsten Fehlern bei der Espressozubereitung, denn das Ergebnis wird stets ein zugleich bitter und wässrig schmeckender Espresso sein. Die Baristi in den USA prägten für dieses Phänomen das Wort „Channeling“, was auch hierzulande inzwischen Verwendung gefunden hat.
Die Mühle ist also ein entscheidender Faktor für die Espressozubereitung. Diese Erkenntnis hat mittlerweile auch in vielen Haushalten Einzug gehalten. Das Angebot an Mühlen speziell für den Heimbarista ist daher in letzter Zeit enorm gestiegen. Mittlerweile gibt es Mühlen für jeden Anforderungsbereich, für jede Vorliebe und für jeden Geldbeutel. Jede Mühle mahlt anders und, das mag überraschend sein, betont auch ganz unterschiedliche Geschmacksnuancen.
Während in der Gastronomie nach wie vor sehr viele Mühlen mit Dosierer eingesetzt werden, verbreitet sich vor allem unter den Mühlen für den Hausgebrauch ein anderes Prinzip. „Grind on demand“ ist das Stichwort: Jede Portion wird einzeln und frisch direkt in den Siebträger gemahlen. Nicht wenige Gastronomiebetriebe stellen inzwischen auch auf Direktmahlung um. Um dabei stets auf die möglichst gleiche Menge zu kommen ist in vielen Mühlen ein Timer eingebaut, der den Mahlvorgang nach einer festzulegenden Zeit abbricht. Voraussetzung dafür, dass dann auch die gewünschte Menge Pulver im Sieb ist, ist natürlich, dass die Mühle relativ gleichmäßig Kaffeepulver auswirft, was sich in der Praxis aber oft als kompliziert erweist.
Wir haben acht Espressomühlen ausgesucht und in einem ausführlichen Test auf Qualität und Leistung getestet. Natürlich spielt auch die Optik eine Rolle. Gemeinsam ist den Testmühlen, dass alle das Kaffeepulver für sehr guten Espresso mit perfekter Crema mahlen können und entweder besonders beliebt in ihrem Segment oder noch nicht sehr bekannt, aber umso interessanter sind. Im Mittelpunkt unseres Tests steht die Anwendbarkeit der Mühle für den Hausgebrauch. Für eine bessere Vergleichbarkeit wurde im gesamten Test der gleiche Espresso benutzt, die Sorte „Perugia“ von der Rösterei Picada.
Hier also die Einzelergebnisse des Mühlentest des crema Magazins – Europas größtem Kaffeemagazin:
GRAEF CM 80: Die Firma Graef ist den meisten wohl nicht als Hersteller von Espresso- maschinen bekannt, denn in der langen Geschichte hat sich das Unternehmen vor allem mit Schneidemaschinen einen Namen gemacht. Zur IFA 2009 wurde ein breites neues Produktsortiment präsentiert, darunter auch die hier getestete Espressomühle, ausgestattet mit einem Kegelmahlwerk. Sie spricht klar den preisbewussten Einsteiger an, der Preis von etwa 130 Euro ist eine echte Kampfansage an die Konkurrenz. Doch was kann man dafür erwarten? Der erste Eindruck überrascht. Optisch macht die Mühle eine gute Figur, der nach oben schlanker werdende Korpus unterstreicht die schmale, platzsparende Form. Das Aluminiumgehäuse macht sich auch neben den meisten Maschinen gut, einzig die Plastikoptik von Mahlgradstellring und Auswurf stören ein wenig das Bild. Der Bohnenbehälter, klein, aber mit einem Fassungsvermögen von 250 g Bohnen, ist für den Hausgebrauch ausreichend dimensioniert und führt die kompakte Linie fort. Ein nettes Feature: Wenn der Bohnenbehälter abgenommen wird, verschließt er sich automatisch, sodass keine Bohnen herausfallen können. Auch sonst liefert Graef einiges an Zubehör mit, etwa einen kleinen Auffangbehälter und eine, wenn auch etwas instabile Siebträgeraufnahme. Wie fast alle für den Hausgebrauch ausgelegten Mühlen mahlt auch die CM80 direkt in den Siebträger. Das Mahlgut fällt konstant und ohne starke Streuung aus dem Auswurf und ist sehr homogen, es lassen sich so gut wie keine Klümpchen finden. Die Mahlgradverstellung ist spielend einfach, eine kleine Skala unterstützt dabei. Leider ist die Mahlgradverstellung nicht stufenlos, manchmal würde man sich eine etwas feinere Abstufung wünschen. Im Ergebnis überzeugt die CM 80. Channeling kam im Test nur selten vor, die bezogenen Espressi waren etwas bitterer und weniger komplex als die der Konkurrenz, aber dennoch dicht im Geschmack. Fazit: Für den preisbewussten Einsteiger ist die CM 80 die erste Wahl.
IBERITAL CHALLENGE: Die Challenge aus der spanischen Produktionsstätte Iberital spielt preislich in der Einsteigerklasse mit. Ab etwa 160 Euro spricht sie auch den preisbewussten Barista an. Äußerlich überzeugt die Spanierin mit schlichter Optik, wenngleich der transparente Mahlgutauswurf, der schwarze Deckel und der dunkelbraune Bohnenbehälter stärker den „Plastikcharakter“ der Mühle betonen. Im Inneren rotiert ein konisches Mahlwerk. Das Mahlgut sieht sehr homogen aus, nur wenige Klümpchen sind zu finden. Der Pulverauswurf ist allerdings nicht sehr konstant, was einen übrigens optional zusätzlich erhältlichen Timer fast überflüssig macht. Die Einstellung des Mahlgrads ist die größte Schwäche der Challenge. Über einen kleinen, etwas unhandlichen Drehknopf wird der Mahlgrad eingestellt. Dies ist zwar stufenlos möglich, aber es sind einige Umdrehungen nötig, um zu spürbaren Veränderungen zu kommen. Am oberen Rand des Bohnenbehälters, fern des Einstellknopfes, ist eine sehr grobe und wenig hilfreiche Skala aufgeklebt. So dauerte es beim Test eine Weile, bis der optimale Mahlgrad gefunden war. Ist dies aber erstmal geschehen, sind meist nur noch kleine Anpassungen nötig und auch leicht zu erledigen. Ein häufiges Wechseln der Kaffeesorte würde damit aber sicher erschwert. Auf leisen Sohlen mahlt die Challenge nicht unbedingt, dafür streut sie aber kaum Kaffeepulver. Beim Bezug kam es anfangs relativ häufig zu Channeling, wenn man aber die Iberital Challenge etwas kennengelernt hat, lässt sich dies bald in den Griff bekommen. Zum Ende des Tests lieferte sie sehr konstante Ergebnisse. Die gezogenen Espressi schmeckten durchweg fruchtiger und etwas komplexer als beispielsweise die aus der Graef CM 80.
Fazit: Die kleine Mühle von Iberital kann durchaus überzeugen, aufgrund einiger kleiner Schwächen verliert sie im Kampf um die Preis-Leistungs-Krone aber gegen die obendrein noch günstigere Graef.
MAHLKÖNIG VARIO HOME: Die Vario Home aus dem Hamburger Traditionsunternehmen Mahlkönig ist eine der vielversprechendsten Mühlen für den Hausgebrauch. Mit der Vario Home setzt die Firma klar auf den Heimbarista. Der Preis von 350 ist angesichts der Ausstattung am unteren Rand angesiedelt. Außerdem spricht die Größe für die Vario Home, viel Platz benötigt die kompakte Mühle mit dem 200-g-Bohnen fassenden Behälter nicht.
Mahlkönig geht in Sachen Design ohnehin oft neue Wege, auch die Vario setzt nicht auf traditionelle Mühlenoptik. Das im Mittelpunkt stehende Display und die dazugehörigen Knöpfe und Schieber lassen sofort deutlich werden, dass einige elektronische Features im Spiel sind. Das macht die Mühle nicht unansehnlich, aber neben einer Siebträger- oder gar Handhebelmaschine etwas gewöhnungsbedürftig. Die Vario soll dem Barista die Möglichkeit geben, mit einer Mühle und ohne großen Aufwand Kaffee für unterschiedliche Zubereitungsmethoden mahlen zu können. Die Vario bietet daher zwei Mahlgradeinstellungen, eine grobe für die Wahl von Espresso, Filter oder French Press und eine für das Feintuning, sodass am Ende ganze 200 Mahlstufen zur Verfügung stehen. Daneben gibt es drei Speicherfunktionen für die Mahldauer, so dass die Zeit für Espresso, Filterkaffee und French Press – oder alternativ für Single, Double und Triple Espresso – einzeln abgespeichert und geändert werden kann. Leider ist der Bohnenbehälter nicht nach unten hin verschließbar, dadurch ist das Wechseln einer Zubereitungsmethode aufwendiger als nötig wäre, da man dafür erst die Bohnen aus dem Behälter sammeln muss. Hier könnte sich der Hersteller ein Beispiel an der Graef CM 80 nehmen. Der Mahlgrad lässt sich über die Schiebestifte sehr leicht verstellen, die passende Einstellung war schnell gefunden. Das Keramik-Scheibenmahlwerk mahlt durchschnittlich schnell und sehr leise. Im Test lieferte die Vario gute Espressi mit deutlicherer Süße und stärkeren Fruchtnuancen als die Konkurrenz. Fazit: Eine durchdachte Mühle, die durch die Flexibilität und Größe vor allem für Heimanwender in Betracht kommt, die öfter die Zubereitungsmethoden variieren und stets frisch gemahlenen Kaffee, aber nicht drei verschiedene Mühlen zu Hause haben wollen.
ECM CASA: ECM erfreut sich seit langer Zeit großer Beliebtheit unter den deutschen Espressofreunden, denn die Firma aus der Nähe von Heidelberg bietet einige hochwertige Maschinen an. Die Mühle Casa ist als Pendant zur ECM-Maschinenflotte gedacht und kommt dementsprechend wie die Maschinen im schicken Chromgehäuse daher. Mit dem Preis von 400 Euro ist die Mühle besonders für den ambitionierten Heimbarista interessant. Optisch macht die Mühle einen sehr gelungenen Eindruck, wenngleich der orangene Betriebsschalter etwas überdimensioniert wirkt und der Verschluss des Bohnenbehälters sowie der Mahlgutauswurf nur aus dünnem Edelstahlblech bestehen.
Die Casa ist eine „Grind on demand“-Mühle, der Siebträger kann direkt unter dem Auswurfschacht auf einer Halterung gelagert werden und drückt damit auf eine Feder, die den Mahlvorgang startet. Unter dieser Feder ist genug Platz und es lassen sich problemlos auch größere Siebträger oder kleine Behälter füllen. Die Mahlgradverstellung ist nicht stufenlos, aber nur selten liegt der Wunschmahlgrad zwischen zwei Abstufungen. Leider sitzt der Arretierstift der Mahlgradverstellung locker und ist etwas hakelig zu bedienen. Die Skala ist dezent angebracht, aber gut ablesbar. Im Test konnte der optimale Mahlgrad schnell gefunden werden. Die Mahlgeschwindigkeit liegt im Mittelfeld, der Mahlgutauswurf ist nicht konstant, im Mahlgut finden sich viele Klümpchen. Einen Pluspunkt sammelt die Mühle beim Geräuschtest, das verbaute und extra gelagerte Scheibenmahlwerk mahlt vergleichsweise leise. Wenn der Mahlgrad aber erst optimiert und gegebenenfalls das Pulver vor dem Bezug etwas aufgelockert wird, liefert die Mühle das Pulver für körperreiche, gute Espressi, wobei süßliche Nuancen etwas stärker betont werden. Fazit: Die Casa von ECM ist eine ansprechende Mühle mit kleinen Schönheitsfehlern, die aber im Ergebnis durchaus überzeugen kann.
MACAP M4: Die Macap M4 stammt aus Venedig und macht äußerlich der Serenissima alle Ehre. Das massive Gehäuse ist aus Druckguss, die Mühle ist hervorragend verarbeitet und besticht durch schlichte Schönheit, auch der geschwungene, mit 500 g Fassungsvermögen nicht zu groß dimensionierte Bohnenbehälter führt die Linie fort. Wie wohl fast jede größere Mühle aus Italien spricht auch die M4 vor allem Gastronomiebetriebe an, aber die kleinen Ausmaße des Bohnenbehälters machen sie auch für Heimbaristi zu einer interessanten Option. Dafür spricht zudem der Preis – zu zahlen sind 450 Euro. Es gibt die Macap sowohl in einer dosiererlosen Direktmahlvariante, die dann auch mit einem elektrischen Timer für die Mahldauer ausgestattet ist, als auch in einer Variante mit Dosierer. In diesem Test kam letztere unter die Lupe. Gegenüber der Direktmahlvariante ergeben sich dadurch ein paar Unterschiede. Negativ fällt auf, dass oft zu viel Mahlgut im Dosierer zurückbleibt, auch lässt sich die gemahlene Menge nur schwer abschätzen. Positiv dagegen ist, dass kaum Pulver neben den Siebträger fällt. Das Scheibenmahlwerk der Macap mahlt erfreulich schnell und leise. Das Mahlgut ist sehr „fluffig“ und homogen nur wenige, kleine Klumpen sind zu finden. Die auffälligste Besonderheit der Macap ist die Mahlgradverstellung, die über einen raffinierten Mechanismus stufenlos erfolgt. Leider ist die Konstruktion hier nicht ganz durchdacht, sodass der Verschluss für den Bohnenbehälter manchmal Mal bei der Mahlgradverstellung im Weg ist. Für Baristi, die oft die Zubereitungsmethoden wechseln, mit der Mühle beispielsweise für French Press und Espresso mahlen wollen, ist die Verstellbarkeit ein Nachteil, da grobe Änderungen relativ zeitaufwendig sind. Für reine Espressotrinker, die den perfekten Mahlgrad genau einstellen möchten, ist dieses System aber bestens geeignet. Nach kurzer Zeit ist die richtige Einstellung gefunden, beim Bezug gab es im Test nie Channeling. Die gezogenen Espressi sind durchweg hervorragend, dicht und körperreich und leicht süßlich. Fazit: Für Baristi, die genug Platz haben, ist die Macap M4 eine hervorragende Wahl.
QUAMAR M80E: Die M80E von Quamar ist die legitime Nachfolgerin der altbekannten Fiorenzato T80, die nach wie vor in sehr vielen italienischen Bars im Einsatz ist. Die Kunden von Quamar finden sich daher vor allem im Gastronomiebereich – und das merkt man der Mühle an. Die Verarbeitung des massiven Alugussgehäuses ist sehr hochwertig, die Mühle mahlt schnell und relativ leise. Der Bohnenbehälter fasst 1,2 kg Bohnen, was die Größenwirkung der M80E noch unterstreicht. Doch es gibt einige Features, die die Mühle durchaus auch für Heimanwender interessant machen. Dazu zählt natürlich der Preis, der mit 475 Euro im Vergleich zu anderen Gastronomiegeräten sehr niedrig angesetzt ist. Der Bohnenbehälter ist auch in einer kleineren Version zu kaufen, bei der dann der Deckel etwas locker aufsitzt. Nicht zuletzt ist die M80E aber für den Hausgebrauch interessant, da Quamar statt des altbewährten Dosierers einen Direktmahlauswurf verbaut hat.
Darunter findet sich eine stabile, aber etwas scharfkantige Siebträgeraufnahme. Auf die Auflage passen leider nur Siebträger, ein Mahlen in einen Behälter ist nahezu unmöglich. Auf dem Deckel des Mahlgutauswurfs findet sich ein Display mit kleinen Tasten, über die der eingebaute Sekundentimer eingestellt wird. Die Mahlgradverstellung geht sehr leicht von der Hand, allerdings ist die Einstellbarkeit nicht stufenlos. Das ausgeworfene Mahlgut klumpt sehr stark, sodass der Auswurf ungleichmäßig ist, vor allem, wenn nicht mehr viele Bohnen im Behälter sind. Durch das Klumpen hat die Timerfunktion leider nicht den vollen Nutzen, sodass im Test das manuelle Mahlen eher die Regel als die Ausnahme darstellte. Dies gestaltet sich aber kompliziert, denn man muss die zwei Tasten für Single- und Double-Espresso gleichzeitig (!) drücken – hier wäre eine zusätzliche Taste sinnvoller gewesen. Wenn man das Mahlgut vor dem Bezug etwas durchmischt und die Klumpen auflöst, lassen sich mit der M80E hervorragende Espressi produzieren. Im gesamten Testlauf trat kein einziges Mal Channeling auf. In der Tendenz betont die Quamar etwas stärker die fruchtigeren, süßen Nuancen. Fazit: Eine hervorragend verarbeitete, solide Mühle, die ihre Vorteile aber vor allem in der Gastronomie ausspielen kann.
MAHLKÖNIG PRO M: Den Spagat zwischen High-End-Mühle und der Lösung für den Hausgebrauch versucht Mahlkönig mit der neu eingeführten ProM, die daher sowohl für kleine Gastronomiebetriebe als auch für den ambitionierten Heimbarista konzipert ist. Leichte Verstellbarkeit des Mahlgrads soll wie bei der Vario Home dafür sorgen, dass für die verschiedenen Zubereitungsmethoden wie Filter, French Press und Espresso nicht unbedingt mehr als eine Mühle nötig ist. Mit einem Preis von 900 Euro lässt die ProM die meisten anderen Haushaltsmühlen und einige Gastronomiegeräte in dieser Kategorie weit hinter sich, die Erwartungen an die Mahlkönig sind daher hoch gesteckt. Die Verarbeitung und auch die Optik überzeugen sofort, man erkennt, dass Wert auf Design gelegt wurde. Anders als bei der Vario Home sind die Bedienelemente nicht frontal, sondern seitlich und damit deutlich dezenter angebracht.
Ein Display fehlt, auf der rechten Seite sind lediglich zwei Stellrädchen zu finden, mit denen der Mahlgrad und der Timer eingestellt werden können. Die Verstellbarkeit ist allerdings nicht völlig intuitiv, kleine Anpassungen können hier schon relativ deutliche Auswirkungen haben, was das Feintuning erleichtert, aber gleichzeitig einen schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Zubereitungsmethoden erschwert. Das Konzept der „Vario Home“, den Mahlgrad getrennt im Groben und im Feinen einstellen zu können, hat hier mehr überzeugt. Ebenso wie bei der Vario Home lässt sich aber leider der Bohnenbehälter nicht verschließen. Besser gefallen hat dagegen, dass die Siebträgerauflage schnell und einfach abgebaut werden kann, sodass dann ein mitgelieferter Behälter für Mahlgut unter den Auswurf gestellt werden kann. In diesem Test steht aber die Tauglichkeit der Mühle für Espresso im Vordergrund und da überzeugt die Pro M auf ganzer Linie. Das Mahlwerk ist technisch fast gleichwertig mit dem der großen Schwester K30, mahlt sehr leise und vergleichsweise schnell, das Mahlgut ist sehr fein und locker und enthält kaum Klümpchen. Channeling trat im Test überhaupt nicht auf, der Espresso war geschmacklich der beste im Test, mit vollem Körper und dezenter Süße. Fazit: Die ProM ist daher eine erstklassige Espressomühle, die für Heimbaristi auch aufgrund des geringen Platzbedarfs und des schönen Designs sehr interessant ist. Das schnelle Wechseln des Mahlgrads für verschiedene Zubereitungsmethoden kann dagegen noch verbessert werden.
MAHLKÖNIG K30 VARIO: Die dritte und letzte Mühle von Mahlkönig, die wir testen durften, gehört zu den besten, die der Markt zu bieten hat. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist sie auch die offizielle Mühle der Barista-Weltmeisterschaften. Das Haupteinsatzgebiet der K30 ist die Gastronomie, diese Ausrichtung merkt man auch dem Platzbedarf der Mühle an, der runde Korpus und der 1,5 kg fassende riesige Bohnenbehälter können selbst ausgewachsene Espressomaschinen noch in den Schatten stellen. Die wuchtige Erscheinung kommt dennoch nicht plump daher, das elegante Design wurde mit dem Red-Dot-Preis ausgezeichnet. Der Preis befindet sich im Vergleich zu den anderen Mühlen mit etwa 1500 Euro am obersten Ende der Fahnenstange. Zielgruppe der Mühle sind vor allem die kompromisslos qualitätsorientierten Espressobars. Ein Dosierer verbietet sich in dem Fall, Direktmahlung ist obligatorisch.
Die Mahlgeschwindigkeit ist aber so atemberaubend, dass auch mit diesem System zur Rushhour kein Stau an der Bar entstehen dürfte. Die Mahlgradverstellung erfolgt stufenlos, leider wird durch die grobe Skalierung das Feintuning erschwert. Im Vergleich zur Konkurrenz ist das mit 65 mm großen Mahlscheiben ausgestattete Mahlwerk der K30 ausgesprochen leise. Der Timer ist selbsterklärend, schnell und problemlos können die Werte für einen einfachen und einen doppelten Espresso programmiert werden. Durch den konstanten Mahlgutauswurf stimmt die Grammzahl dann auch wirklich, sodass der Timer seinen Nutzen hat. Das Mahlgut ist gleichmäßig, einige Klumpen sind allerdings zu finden. Dennoch überzeugt das Ergebnis: Auch bei grober oder zu feiner Mahlung entstand im Test kein einziges Mal Channeling. Geschmacklich liefert die K30 das Material für erstklassige Espressi, körperreich, rund, süßlich, allerdings manchmal etwas ins Bittere neigend. Fazit: Auch für jeden Heimbarista ist die K30 eine Traummühle, allerdings nur, wenn er über ausreichend Platz neben der Maschine und über ausreichend Scheine im Portemonnaie verfügt.
EUREKA MIGNON ISTANTANEO: Die Firma Eureka hat sich auf den Vertrieb von Mühlen spezialisiert und bietet eine auf jeden Anspruch eigens abgestimmte Mühle. Die kleinste im Bunde, die Mignon, richtet sich dabei ausschließlich an Heimbaristi. Der Preis liegt bei günstigen 330 Euro. Der erste Eindruck nach dem Auspacken überzeugt sofort: Die Mignon gehört zu den schönsten Mühlen im Test. Die kleine und kompakte Bauweise wirkt rundum abgestimmt, aber dennoch stabil und massiv, die Verarbeitung ist hervorragend. Der Bohnenbehälter ist mit 250 g ausreichend dimensioniert und fügt sich gelungen in die Gestaltung der Mühle ein. Sehr stimmig wirkt auch der sauber verarbeitete Auswurfschacht aus Metall. Der Mahlgrad lässt sich über ein kleines Rädchen stufenlos einstellen, anders als bei der Challenge ist die Rädchengröße hier aber nicht gleichbedeutend mit langwieriger Schrauberei, die Anpassungen sind schnell und problemlos möglich. Grobe Verstellungen, zum Beispiel beim Wechsel der Zubereitungsmethoden, dauern allerdings etwas länger. Leider ist auch die Skala nicht sehr detailliert, was das Wiederfinden eines Mahlgrads nach einer Verstellung schwierig macht. Die Mühle mahlt zwar nur mittelmäßig schnell, dafür aber sehr leise.
Leider klumpte das Mahlgut im Test ziemlich stark, sodass der optional erhältliche Timer sich als fast nutzlos erwies. Damit verbunden ist auch der größte Kritikpunkt der Mühle: Die Einstellmöglichkeit des Timers befindet sich am Boden der Mühle und ist damit nur sehr schwer zu erreichen. Dies ist angesichts der sonst sehr durchdachten Konstruktion leider völlig unverständlich. Allerdings kann man über einen Schalter auch schnell auf manuelle Mahlung umstellen. Der Mahlvorgang wird gestartet, indem man mit dem eingelegten Siebträger einen kleinen Schalter auslöst. Wenn das Mahlgut vor dem Espressobezug etwas durchmischt wird, damit die Klümpchen aufgelöst werden, muss sich das Ergebnis nicht vor der Konkurrenz verstecken. Ganz im Gegenteil. Die Espressi gelingen hervorragend, mit viel körperreicher Süße, Channeling war kaum zu beobachten. Fazit: Die Eureka spricht besonders Heimbaristi an, die ausschließlich Espresso mahlen wollen und denen es vor allem auf Optik und Größe der Mühle ankommt. Mit den hier gesammelten Pluspunkten kann die Mignon auch die kleinen Mängel beim Mahlgut und bei der Timerfunktion wettmachen.
Text & Test: Ruben Quaas
5 comments
Was mir auffällt und bei diesem Test leider nicht berücksichtigt wurde: bei vielen Grind on Demand Mühlen bleibt durch mehr oder weniger verschlungene Wege bis zum Auswurf immer relativ viel Kaffeemehl in der Maschine.
Dieses liegt dann bis zum nächsten Bezug frei in der Luft und raucht aus, bis es von der neuen Mahlung nachgeschoben wird. Man müsste bei diesen Mühlen praktisch immer etwas vormahlen bis das frische Mehl nachkommt und dann entsorgen. Dazu ist guter Kaffe doch etwas zu teuer.
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