Der große Mühlentest

Wir haben so einigen heiß gehandelten Kaffeemühlen auf den Zahn gefühlt. Von der Op­tik, zum Mahlergebnis bis zur Mahlgeschwindigkeit wurde alles getestet.

Die Mühle spielt für Geschmack und Qualität des Espressos eine entschei­den­de Rolle, viele Profis sind gar der An­sicht, dass ein gutes Mahlwerk fast noch wich­tiger ist als eine vernünftige Ma­schi­ne. An den Haaren herbeigezo­­gen ist die­se Aussage sicher nicht, denn mit der frischen Mahlung der Boh­nen kurz vor dem Bezug gelangen nicht nur viel mehr der flüchtigen Kaffeearo­men in den Es­pres­­so, sondern der Ba­rista be­kommt dazu noch die Mög­lich­keit, entscheidend auf das Er­geb­­nis einzu­­­wirken. Die Durch­­laufzeit des Es­pres­sos und der Mahl­­grad bestimmen den Ge­schmack am deutlichsten – und bei­des wird über die Mühlen­ein­ste­­l­lung an­gepasst.

Eine gute Espressomühle muss mehrere An­­forderungen erfüllen. Zuerst darf sie beim Mahlen nicht zu heiß werden, da dies die Aromen in den Bohnen zerstören würde – was bei hoher Mahl­ge­­schwin­­­­digkeit unweigerlich passiert. Au­­ßer­­dem und vor allem muss sie aber sehr fein und homogen gemahlenes Kaf­fee­­pul­ver liefern und an diesem Punkt schei­­­tern nahezu alle günstigen Müh­len. Wa­rum gleichmäßiges, feines Kaf­fee­­­mehl so entscheidend ist, lässt sich leicht erklären. Ein Espresso wird unter ho­­­hem Druck gebrüht, nur so lösen sich die be­gehrten Aromen und Kaffeeöle. Da­mit die­ser Druck aufgebaut werden kann, muss das Kaffeemehl dem Wasser Wi­­­der­stand entgegensetzen.

Ist dies nicht der Fall, rauscht das Brüh­wasser un­­­wei­gerlich dort durch, wo es den ge­ring­s­ten Wi­derstand hat, löst so zu viele un­­­gewünschte Bitterstoffe und lässt das Pul­­­ver an anderen Stellen unangetastet. Das gehört zu den entscheidendsten und häufigsten Fehlern bei der Espres­so­­zu­be­rei­tung, denn das Ergebnis wird stets ein zu­gleich bitter und wässrig schme­c­ken­der Espresso sein. Die Baristi in den USA prägten für dieses Phäno­men das Wort „Channeling“, was auch hier­­zulande inzwischen Verwendung ge­fun­den hat.

Die Mühle ist also ein entscheidender Faktor für die Espressozubereitung. Die­­se Erkenntnis hat mittlerweile auch in vie­len Haushalten Einzug gehalten. Das An­gebot an Mühlen speziell für den Heim­­­barista ist daher in letzter Zeit enorm gestiegen. Mittlerweile gibt es Müh­­­len für jeden An­for­de­rungs­bereich, für jede Vorliebe und für jeden Geld­beu­tel. Jede Mühle mahlt anders und, das mag überraschend sein, betont auch ganz un­terschiedliche Ge­schmacks­nuan­cen.

Während in der Gastronomie nach wie vor sehr viele Mühlen mit Dosierer ein­­gesetzt werden, verbreitet sich vor al­lem unter den Mühlen für den Haus­ge­brauch ein anderes Prinzip. „Grind on de­mand“ ist das Stichwort: Jede Portion wird ein­zeln und frisch direkt in den Sieb­träger ge­mahlen. Nicht wenige Gas­trono­mie­be­trie­be stellen inzwischen auch auf Direkt­mah­lung um. Um dabei stets auf die mög­lichst gleiche Menge zu kom­men ist in vielen Mühlen ein Timer ein­gebaut, der den Mahlvorgang nach ei­ner festzulegen­­den Zeit abbricht. Vor­aus­setzung dafür, dass dann auch die ge­wünschte Men­­ge Pulver im Sieb ist, ist na­türlich, dass die Mühle relativ gleichmä­ßig Kaf­fee­­pulver auswirft, was sich in der Pra­xis aber oft als kompliziert erweist.

Wir haben acht Espressomühlen ausgesucht und in einem ausführlichen Test auf Qualität und Leistung getestet. Na­tür­lich spielt auch die Optik eine Rolle. Ge­­meinsam ist den Testmühlen, dass alle das Kaffeepulver für sehr guten Es­pres­­so mit perfekter Crema mahlen können und entweder besonders beliebt in ih­­rem Segment oder noch nicht sehr be­kannt, aber umso interessanter sind. Im Mit­­telpunkt unseres Tests steht die An­wend­­barkeit der Mühle für den Haus­ge­brauch. Für eine bessere Ver­gleich­bar­keit wurde im gesamten Test der gleiche Es­­presso benutzt, die Sorte „Perugia“ von der Rösterei Picada.

Hier also die Einzelergebnisse des Mühlentest des crema Magazins – Europas größtem Kaffeemagazin:


graef-cm80GRAEF CM 80: Die Firma Graef ist den meis­ten wohl nicht als Hersteller von Espresso- maschinen bekannt, denn in der langen Geschichte hat sich das Unter­neh­men vor allem mit Schneide­ma­schinen einen Namen gemacht. Zur IFA 2009 wurde ein breites neues Pro­dukt­sortiment präsentiert, darunter auch die hier getestete Espressomühle, aus­gestat­tet mit einem Kegelmahlwerk. Sie spricht klar den preisbewussten Ein­stei­­ger an, der Preis von etwa 130 Euro ist eine echte Kampfansage an die Kon­kur­renz. Doch was kann man dafür er­warten? Der erste Eindruck überrascht. Op­­tisch macht die Mühle eine gute Figur, der nach oben schlanker werdende Kor­pus unterstreicht die schmale, platzsparen­de Form. Das Aluminium­gehäuse macht sich auch neben den meisten Ma­schi­nen gut, einzig die Plastikoptik von Mahl­gradstellring und Auswurf stören ein wenig das Bild. Der Bohnenbehälter, klein, aber mit einem Fassungsvermögen von 250 g Bohnen, ist für den Hausgebrauch aus­reichend dimensioniert und führt die kom­pakte Linie fort. Ein nettes Feature: Wenn der Bohnenbehälter abgenommen wird, verschließt er sich automatisch, sodass keine Bohnen herausfallen kön­nen. Auch sonst liefert Graef einiges an Zubehör mit, etwa einen kleinen Auf­fang­behälter und eine, wenn auch etwas in­stabile Siebträgeraufnahme. Wie fast alle für den Hausgebrauch ausgelegten Müh­len mahlt auch die CM80 direkt in den Siebträger. Das Mahlgut fällt konstant und ohne starke Streuung aus dem Aus­wurf und ist sehr homogen, es lassen sich so gut wie keine Klümpchen finden. Die Mahlgradverstellung ist spielend ein­fach, eine kleine Skala unterstützt da­bei. Leider ist die Mahlgradverstellung nicht stufenlos, manchmal würde man sich eine etwas feinere Abstufung wünschen. Im Ergebnis überzeugt die CM 80. Channeling kam im Test nur selten vor, die bezogenen Espressi waren etwas bitterer und weniger komplex als die der Kon­kurrenz, aber dennoch dicht im Ge­schmack. Fazit: Für den preisbewussten Einsteiger ist die CM 80 die erste Wahl.


iberital-challengeIBERITAL CHALLENGE: Die Challenge aus der spanischen Produktionsstätte Iberital spielt preislich in der Einsteigerklas­se mit. Ab etwa 160 Euro spricht sie auch den preisbewussten Ba­ris­ta an. Äu­ßerlich überzeugt die Spa­nierin mit schlich­ter Optik, wenngleich der transpa­rente Mahlgutauswurf, der schwarze Dec­kel und der dunkelbrau­ne Boh­nen­behälter stärker den „Plas­tik­charakter“ der Mühle betonen. Im In­neren rotiert ein konisches Mahl­werk. Das Mahlgut sieht sehr ho­mo­gen aus, nur wenige Klümp­chen sind zu finden. Der Pul­verauswurf ist allerdings nicht sehr konstant, was einen übrigens optional zu­sätz­lich erhältlichen Timer fast über­flüs­sig macht. Die Einstellung des Mahl­grads ist die größte Schwäche der Chal­lenge. Über einen kleinen, etwas un­hand­lichen Drehknopf wird der Mahl­grad eingestellt. Dies ist zwar stufenlos mög­­lich, aber es sind einige Um­dre­hun­gen nötig, um zu spürbaren Verän­derun­gen zu kommen. Am oberen Rand des Boh­nenbehälters, fern des Einstell­kno­p­fes, ist eine sehr grobe und wenig hilfrei­che Skala aufgeklebt. So dauerte es beim Test eine Weile, bis der optimale Mahl­grad ge­funden war. Ist dies aber erstmal ge­­­schehen, sind meist nur noch kleine An­­­passungen nötig und auch leicht zu er­­l­edigen. Ein häufiges Wechseln der Kaf­­­­­fee­sorte würde damit aber sicher er­schwert. Auf leisen Sohlen mahlt die Chal­­lenge nicht unbedingt, dafür streut sie aber kaum Kaffeepulver. Beim Bezug kam es anfangs relativ häufig zu Chan­neling, wenn man aber die Iberital Chal­lenge etwas ken­nengelernt hat, lässt sich dies bald in den Griff bekommen. Zum Ende des Tests lieferte sie sehr konstante Ergeb­nis­se. Die gezogenen Es­pressi schmeckten durchweg fruchtiger und etwas kom­plexer als beispielsweise die aus der Graef CM 80.
Fazit: Die kleine Mühle von Iberital kann durch­­aus über­­zeugen, auf­grund einiger klei­­ner Schwä­­chen verliert sie im Kampf um die Preis-Leis­tungs-Krone aber ge­gen die oben­drein noch günstigere Graef.


mahlkoenig_variohomeMAHLKÖNIG VARIO HOME: Die Va­rio Home aus dem Hamburger Tradi­tions­­­unternehmen Mahlkönig ist ei­ne der vielversprechendsten Mühlen für den Hausgebrauch. Mit der Vario Home set­zt die Firma klar auf den Heim­ba­ris­ta. Der Preis von 350 ist angesichts der Aus­­stat­tung am unteren Rand an­ge­sie­delt. Außerdem spricht die Größe für die Va­rio Home, viel Platz benötigt die kompak­­te Mühle mit dem 200-g-Boh­nen fassen­den Behälter nicht.
Mahlkönig geht in Sachen Design ohne­hin oft neue Wege, auch die Vario setzt nicht auf traditionelle Mühlenoptik. Das im Mittelpunkt stehende Display und die dazugehörigen Knöpfe und Schie­ber las­sen sofort deutlich werden, dass ei­nige elektronische Features im Spiel sind. Das macht die Mühle nicht unansehn­­­lich, aber neben einer Siebträger- oder gar Handhebelmaschine etwas ge­wöh­­­nungsbedürftig. Die Vario soll dem Ba­­­rista die Möglichkeit geben, mit einer Müh­­­le und ohne großen Aufwand Kaf­fee für unterschiedliche Zubereitungs­me­­tho­­­den mahlen zu können. Die Vario bie­tet daher zwei Mahlgrad­einstel­lun­gen, ei­ne grobe für die Wahl von Es­pres­so, Fil­ter oder French Press und eine für das Feintuning, sodass am Ende ganze 200 Mahl­stufen zur Verfügung stehen. Da­ne­ben gibt es drei Speicherfunktionen für die Mahldauer, so dass die Zeit für Es­­pres­so, Filterkaffee und French Press – oder alternativ für Single, Double und Triple Espresso – einzeln abgespeichert und geändert werden kann. Leider ist der Boh­­­nen­behälter nicht nach unten hin ver­­­schließbar, dadurch ist das Wechseln ei­­­ner Zubereitungsmethode aufwendiger als nötig wäre, da man dafür erst die Boh­nen aus dem Behälter sammeln muss. Hier könnte sich der Hersteller ein Bei­spiel an der Graef CM 80 nehmen. Der Mahlgrad lässt sich über die Schie­be­stifte sehr leicht verstellen, die pas­sende Ein­stellung war schnell gefunden. Das Keramik-Scheibenmahlwerk mahlt durch­­schnittlich schnell und sehr leise. Im Test lieferte die Vario gute Espressi mit deutlicherer Süße und stärkeren Fruch­tnuancen als die Konkur­renz. Fazit: Eine durchdachte Mühle, die durch die Fle­xibilität und Größe vor allem für Heim­anwender in Betracht kommt, die öf­ter die Zubereitungs­me­tho­­den variieren und stets frisch ge­mahlenen Kaffee, aber nicht drei verschie­dene Mühlen zu Hau­se haben wollen.


emc-casaECM CASA: ECM erfreut sich seit langer Zeit großer Beliebtheit unter den deut­schen Espressofreunden, denn die Fir­­ma aus der Nähe von Heidelberg bietet einige hochwertige Maschinen an. Die Mühle Casa ist als Pendant zur ECM-Maschinenflotte gedacht und kommt dementsprechend wie die Ma­schi­­nen im schicken Chromgehäuse da­her. Mit dem Preis von 400 Euro ist die Müh­­le besonders für den ambitionierten Heim­­barista interessant. Optisch macht die Mühle einen sehr gelungenen Ein­druck, wenngleich der orangene Be­triebs­­schalter etwas überdimensioniert wirkt und der Verschluss des Bohnen­be­häl­­ters sowie der Mahlgutauswurf nur aus dünnem Edelstahlblech bestehen.

Die Casa ist eine „Grind on demand“-Müh­le, der Siebträger kann direkt unter dem Aus­wurfschacht auf einer Halterung ge­lagert werden und drückt damit auf eine Fe­der, die den Mahl­vor­gang startet. Un­ter die­ser Feder ist genug Platz und es lassen sich problemlos auch größere Sieb­träger oder kleine Behälter füllen. Die Mahl­grad­verstellung ist nicht stufen­los, aber nur selten liegt der Wunsch­mahlgrad zwi­schen zwei Abstufungen. Lei­der sitzt der Arretierstift der Mahl­grad­verstellung loc­ker und ist etwas ha­kelig zu bedienen. Die Skala ist dezent an­ge­bracht, aber gut ablesbar. Im Test konnte der op­timale Mahlgrad schnell ge­funden werden. Die Mahlgeschwin­dig­keit liegt im Mit­telfeld, der Mahl­gut­aus­wurf ist nicht kons­tant, im Mahlgut fin­den sich viele Klümp­chen. Einen Plus­punkt sammelt die Mühle beim Ge­räuschtest, das verbau­t­e und extra gelager­te Schei­ben­mahl­werk mahlt vergleichs­weise leise. Wenn der Mahlgrad aber erst optimiert und ge­ge­benenfalls das Pulver vor dem Bezug et­was aufgeloc­kert wird, liefert die Müh­le das Pulver für körperreiche, gute Es­pres­si, wobei sü­ßliche Nuancen etwas stär­ker betont werden. Fazit: Die Casa von ECM ist eine ansprechende Mühle mit kleinen Schön­heitsfehlern, die aber im Ergebnis durchaus überzeugen kann. 


Macap M4MACAP M4: Die Macap M4 stammt aus Vene­dig und macht äußerlich der Se­re­nissima alle Ehre. Das massive Ge­häu­se ist aus Druckguss, die Mühle ist her­­vorragend verarbeitet und besticht durch schlichte Schönheit, auch der ge­schwun­­gene, mit 500 g Fassungs­ver­mö­gen nicht zu groß dimensionierte Boh­nen­­behälter führt die Linie fort. Wie wohl fast jede größere Mühle aus Italien spricht auch die M4 vor allem Gas­tro­no­mie­­betriebe an, aber die kleinen Aus­ma­ße des Bohnenbehälters machen sie auch für Heimbaristi zu einer interessan­­ten Option. Dafür spricht zudem der Preis – zu zahlen sind 450 Euro. Es gibt die Macap sowohl in einer dosiererlosen Di­rekt­­­mahlvariante, die dann auch mit ei­­­nem elektrischen Timer für die Mahl­dau­er ausgestattet ist, als auch in einer Va­ri­­ante mit Dosierer. In diesem Test kam letztere unter die Lupe. Gegenüber der Direktmahlvariante ergeben sich da­­durch ein paar Unterschiede. Negativ fällt auf, dass oft zu viel Mahlgut im Do­sie­rer zurückbleibt, auch lässt sich die ge­­­­mah­lene Menge nur schwer abschätzen. Positiv dagegen ist, dass kaum Pulver neben den Siebträger fällt. Das Scheiben­mahlwerk der Macap mahlt er­freulich schnell und leise. Das Mahl­­­gut ist sehr „fluffig“ und homogen nur wenige, kleine Klumpen sind zu finden. Die auf­fälligste Besonderheit der Ma­­­cap ist die Mahlgradverstellung, die über einen raf­finierten Mechanismus stu­­fen­los er­folgt. Leider ist die Kon­struk­tion hier nicht ganz durchdacht, sodass der Ver­schluss für den Bohnenbehälter man­­ch­­mal Mal bei der Mahl­grad­vers­tel­lung im Weg ist. Für Baristi, die oft die Zu­­be­rei­tungs­­­methoden wechseln, mit der Mühle bei­spielsweise für French Press und Es­presso mahlen wollen, ist die Ver­stell­bar­keit ein Nachteil, da grobe Än­­de­run­gen re­lativ zeitaufwendig sind. Für reine Es­pres­sotrinker, die den perfek­­ten Mahl­grad ge­nau einstellen möchten, ist dieses Sys­tem aber bestens geeignet. Nach kurzer Zeit ist die richtige Ein­stel­­lung gefunden, beim Bezug gab es im Test nie Chan­neling. Die gezogenen Es­pressi sind durch­weg hervorragend, dicht und körper­reich und leicht süßlich. Fa­zit: Für Ba­ris­ti, die genug Platz haben, ist die Macap M4 eine hervorragende Wahl.


quamar-m80EQUAMAR M80E: Die M80E von Qua­mar ist die legitime Nachfolgerin der altbekannten Fiorenzato T80, die nach wie vor in sehr vielen italienischen Bars  im Ein­satz ist. Die Kunden von Quamar finden sich daher vor allem im Gas­tro­no­mie­bereich – und das merkt man der Müh­­le an. Die Verarbeitung des massiven Alugussgehäuses ist sehr hochwertig, die Mühle mahlt schnell und relativ leis­e. Der Bohnenbehälter fasst 1,2 kg Boh­­nen, was die Größenwirkung der M80E noch unterstreicht. Doch es gibt ei­­nige Features, die die Mühle durchaus auch für Heimanwender interessant mac­hen. Dazu zählt natürlich der Preis, der mit 475 Euro im Vergleich zu anderen Gastronomiegeräten sehr niedrig an­­gesetzt ist. Der Bohnenbehälter ist auch in einer kleineren Version zu kaufen, bei der dann der Deckel etwas locker auf­­sitzt. Nicht zuletzt ist die M80E aber für den Hausgebrauch interessant, da Qua­­mar statt des altbewährten Dosierers ei­nen Direktmahlauswurf verbaut hat.

Da­run­ter findet sich eine stabile, aber etwas scharf­kantige Siebträger­aufnah­me. Auf die Auflage passen leider nur Sieb­träger, ein Mahlen in einen Behälter ist nahezu un­möglich. Auf dem Deckel des Mahl­gut­auswurfs findet sich ein Dis­play mit klei­nen Tasten, über die der ein­gebaute Se­kun­dentimer eingestellt wird. Die Mahl­gradverstellung geht sehr leicht von der Hand, allerdings ist die Ein­­stel­l­bar­keit nicht stufenlos. Das ausge­worfene Mahl­gut klumpt sehr stark, sodass der Aus­wurf ungleichmäßig ist, vor allem, wenn nicht mehr viele Bohnen im Be­hälter sind. Durch das Klumpen hat die Timerfunktion leider nicht den vol­­len Nut­zen, sodass im Test das manu­elle Mah­len eher die Regel als die Au­s­nah­­me dar­stellte. Dies gestaltet sich aber kom­p­liziert, denn man muss die zwei Tas­­ten für Single- und Double-Espresso gleich­­zeitig (!)  drücken – hier wäre eine zu­­­sätzliche Taste sinnvoller gewesen. Wenn man das Mahlgut vor dem Bezug et­­­was durchmischt und die Klumpen auf­­­löst, lassen sich mit der M80E hervorra­­­­gende Espressi produzieren. Im ge­sam­­­­ten Testlauf trat kein einziges Mal Chan­­­neling auf. In der Tendenz betont die Quamar etwas stärker die fruchtigeren, süßen Nuancen. Fazit: Eine hervorra­gend verarbeitete, solide Mühle, die ihre Vorteile aber vor allem in der Gastro­nomie ausspielen kann.


mahlkoenig_Pro MMAHLKÖNIG PRO M: Den Spagat zwischen High-End-Mühle und der Lösung für den Hausgebrauch versucht Mahl­kö­nig mit der neu eingeführten ProM, die da­her sowohl für kleine Gas­tro­no­mie­be­trie­be als auch für den am­bitionierten Heim­­­barista konzipert ist. Leich­te Ver­stell­­barkeit des Mahlgrads soll wie bei der Vario Home dafür sorgen, dass für die verschiedenen Zu­bereitungs­metho­den wie Filter, French Press und Es­pres­so nicht unbedingt mehr als eine Mühle nö­tig ist. Mit einem Preis von 900 Euro lässt die ProM die meisten an­deren Haus­­­haltsmühlen und einige Gastro­no­mie­­geräte in dieser Kategorie weit hin­­ter sich, die Erwartungen an die Mahl­­k­önig sind daher hoch gesteckt. Die Ver­ar­bei­tung und auch die Optik über­zeu­gen so­fort, man erkennt, dass Wert auf Design ge­legt wurde. Anders als bei der Vario Home sind die Be­dien­ele­mente nicht frontal, sondern seitlich und damit deutlich dezenter angebracht.

Ein Dis­play fehlt, auf der rechten Seite sind ledi­glich zwei Stellrädchen zu finden, mit denen der Mahlgrad und der Ti­mer ein­gestellt werden können. Die Ver­stell­bar­keit ist allerdings nicht völlig in­tu­itiv, klei­ne Anpassungen können hier schon re­lativ deutliche Auswirkungen ha­ben, was das Feintuning erleichtert, aber gleich­­zeitig einen schnellen Wechs­el zwischen verschiedenen Zu­berei­tungs­met­ho­den erschwert. Das Konzept der „Vario Home“, den Mahlgrad ge­trennt im Gro­ben und im Feinen einstellen zu können, hat hier mehr überzeugt. Eben­so wie bei der Vario Home lässt sich aber leider der Bohnenbehälter nicht ver­schließen. Besser gefallen hat da­gegen, dass die Sieb­trägerauflage schnell und einfach ab­ge­baut werden kann, sodass dann ein mit­gelieferter Be­hälter für Mahlgut unter den Auswurf ge­stellt werden kann. In die­sem Test steht aber die Tauglichkeit der Mühle für Es­presso im Vordergrund und da überzeugt die Pro M auf ganzer Li­nie. Das Mahl­werk ist technisch fast gleich­wertig mit dem der großen Schwes­­ter K30, mahlt sehr leise und vergleichs­weise schnell, das Mahlgut ist sehr fein und locker und enthält kaum Klümp­chen. Chan­neling trat im Test über­haupt nicht auf, der Espresso war ge­schmacklich der bes­t­e im Test, mit vollem Körper und de­zenter Süße. Fazit: Die ProM ist daher ei­ne erstklassige Es­pres­so­mühle, die für Heim­baristi auch aufgrund des geringen Platz­bedarfs und des schö­nen Designs sehr interessant ist. Das schnelle Wech­seln des Mahlgrads für verschiedene Zu­be­reitungsmethoden kann dagegen noch verbessert werden.


mahlkoenig_k30varioMAHLKÖNIG K30 VARIO: Die dritte und letzte Mühle von Mahlkönig, die wir testen durften, gehört zu den besten, die der Markt zu bieten hat. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist sie auch die offiziel­le Mühle der Barista-Welt­meis­ter­schaf­ten. Das Haupteinsatzgebiet der K30 ist die Gastronomie, diese Ausrich­tung merkt man auch dem Platzbedarf der Mühle an, der runde Korpus und der 1,5 kg fassende riesige Bohnenbehälter kön­­nen selbst ausgewachsene Espresso­ma­­schinen noch in den Schatten stellen. Die wuchtige Erscheinung kommt dennoch nicht plump daher, das elegante De­­­sign wurde mit dem Red-Dot-Preis aus­­gezeichnet. Der Preis befindet sich im Ver­gleich zu den anderen Mühlen mit etwa 1500 Euro am obersten Ende der Fah­nen­stange. Zielgruppe der Mühle sind vor allem die kompromisslos qualitäts­orien­tierten Espressobars. Ein Do­sie­rer ver­bietet sich in dem Fall, Dir­ekt­mah­lung ist obligatorisch.

Die Mahl­ge­schwin­digkeit ist aber so atemberaubend, dass auch mit diesem Sys­­tem zur Rushhour kein Stau an der Bar entstehen dürfte. Die Mahl­grad­ver­stel­­­lung er­folgt stufenlos, leider wird durch die gro­be Skalierung das Fein­­tu­­­­ning er­schwert. Im Vergleich zur Kon­kur­­renz ist das mit 65 mm großen Mahl­schei­­ben aus­gestattete Mahlwerk der K30 ausgespro­chen leise. Der Timer ist selbst­­­erklärend, schnell und problemlos kön­­nen die Werte für einen einfachen und einen dop­pelten Espresso program­miert werden. Durch den konstanten Mahl­­­­gut­aus­wurf stimmt die Gramm­zahl dann auch wirk­lich, sodass der Ti­mer sei­­nen Nut­zen hat. Das Mahlgut ist gleich­­mä­ßig,  ei­nige Klumpen sind allerdings zu fin­den. Dennoch überzeugt das Er­gebnis: Auch bei grober oder zu feiner Mah­lung ent­­­stand im Test kein einziges Mal Channeling. Geschmacklich liefert die K30 das Material für erstklassige Es­pres­si, körperreich, rund, süßlich, allerdings manchmal etwas ins Bittere neigend. Fazit: Auch für jeden Heimbarista ist die K30 eine Traummühle, allerdings nur, wenn er über ausreichend Platz neben der Maschine und über ausreichend Scheine im Portemonnaie verfügt.


EurekaEUREKA MIGNON ISTANTANEO: Die Firma Eureka hat sich auf den Ver­trieb von Mühlen spezialisiert und bietet ei­ne auf jeden Anspruch eigens abgestimmte Mühle. Die kleinste im Bunde, die Mignon, richtet sich dabei ausschließ­­lich an Heimbaristi. Der Preis liegt bei günstigen 330 Euro. Der erste Ein­­druck nach dem Auspacken überzeugt sofort: Die Mignon gehört zu den schöns­­ten Mühlen im Test. Die kleine und kompakte Bauweise wirkt rundum ab­­gestimmt, aber dennoch stabil und mas­­siv, die Verarbeitung ist hervorragend. Der Bohnenbehälter ist mit 250 g aus­rei­chend dimensioniert und fügt sich ge­lun­gen in die Gestaltung der Mühle ein. Sehr stimmig wirkt auch der sauber verar­beitete Auswurfschacht aus Metall. Der Mahlgrad lässt sich über ein kleines Räd­chen stufenlos einstellen, anders als bei der Challenge ist die Rädchengröße hier aber nicht gleichbedeutend mit lang­wieriger Schrauberei, die Anpas­sun­gen sind schnell und problemlos mög­lich. Grobe Verstellungen, zum Bei­spiel beim Wechsel der Zubereitungs­metho­den, dauern allerdings etwas länger. Lei­der ist auch die Skala nicht sehr detailliert, was das Wiederfinden eines Mahl­grads nach einer Verstellung schwie­rig macht. Die Mühle mahlt zwar nur mit­telmäßig schnell, dafür aber sehr leise.

Lei­der klumpte das Mahlgut im Test ziem­­lich stark, sodass der optional er­hält­­liche Timer sich als fast nutzlos er­wies. Damit verbunden ist auch der größ­te Kritikpunkt der Mühle: Die Ein­stel­lmöglichkeit des Timers befindet sich am Boden der Mühle und ist damit nur sehr schwer zu erreichen. Dies ist angesichts der sonst sehr durchdachten Kons­truk­tion leider völlig unverständlich. Al­ler­dings kann man über einen Schalter auch schnell auf manuelle Mahlung um­stel­len. Der Mahlvorgang wird gestartet, in­dem man mit dem eingelegten Sieb­träger einen kleinen Schalter auslöst. Wenn das Mahlgut vor dem Espresso­be­zug etwas durchmischt wird, damit die Klümpchen aufgelöst werden, muss sich das Ergebnis nicht vor der Konkurrenz verstecken. Ganz im Gegenteil. Die Es­pressi gelingen hervorragend, mit viel kör­perreicher Süße, Channeling war kaum zu beobachten. Fazit: Die Eureka spricht be­sonders Heim­­baristi an, die ausschließlich Es­presso mahlen wollen und denen es vor allem auf Optik und Größe der Mühle ankommt. Mit den hier gesammelten Plus­punkten kann die Mignon auch die kleinen Mängel beim Mahlgut und bei der Timerfunktion wettmachen.

Text & Test: Ruben Quaas

Bohnen für Deine Mühle bekommst Du hier: im Röster-Guide.

5 comments
  1. Pingback: Anonymous
  2. Was mir auffällt und bei diesem Test leider nicht berücksichtigt wurde: bei vielen Grind on Demand Mühlen bleibt durch mehr oder weniger verschlungene Wege bis zum Auswurf immer relativ viel Kaffeemehl in der Maschine.
    Dieses liegt dann bis zum nächsten Bezug frei in der Luft und raucht aus, bis es von der neuen Mahlung nachgeschoben wird. Man müsste bei diesen Mühlen praktisch immer etwas vormahlen bis das frische Mehl nachkommt und dann entsorgen. Dazu ist guter Kaffe doch etwas zu teuer.

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