Der Maschinist vs. BFC Junior Plus Levetta
Hand aufs Herz Gehören Sie zufällig auch zu jenen Menschen, die eine robuste Fachwerkkonstruktion moderner Leichtbauweise vorziehen? Denen eine gemütliche Dampferpassage nach New York immer schon lieber war als der Direktflug – und handgenähte, derbe Lederschuhe lieber als flotte Sneakers? Dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass die BFC Junior Plus Levetta Sie restlos für sich einnimmt.
Erstkontakt
Seit Jahren bestechen die Maschinen des Unternehmens aus Scomigo di Conegliano im Treviso vor allem durch eines: ihre Robustheit, die sie nachgerade zum Trecker unter den handgefertigten Siebträgern macht. Wer einmal die Sudschublade einer BFC in die Hand genommen hat, weiß, wovon die Rede ist: von unverblümtem, unprätenziösem Maschinenbau alter Schule. Jawoll, Herrschaften: Das Ding allein ist schwerer als die gesamte Nespresso-Funzel des Nachbarn! Auch sonst besticht die Junior, die im Vergleich zur Ela, ihrer satinierten, deutlich bekannteren Schwester, auf Hochglanz-Optik und ein zumindest etwas weniger raumfüllendes Äußeres setzt, durch eherne Werte statt Blendwerk. Der Kaffeebezug wird ganz klassisch über eine Levetta bewerkstelligt, die E61-Brühgruppe sowie stählerne Kippschalter versprühen Traditionsgeist und das obere Drittel der Maschine dominieren zwei wuchtige, mit verschleißarmen Federventilen bestückte Drehknebel für Dampf und Heißwasser.
Kein Vertun: Vor uns steht ein ganz klassisch aufgebauter Zweikreiser.Nachdem sportliche 22 Kilo auf der Kaffeetheke Platz finden, fallen prompt zwei kleine, aber durchaus spannende Neuerungen ins Auge. Zum einen hat BFC der Junior Plus in der aktuellen Version neben dem Kesseldruck auch ein Brühdruckmanometer spendiert. Ungleich wichtiger allerdings scheint dem Maschinisten, dass man endlich die unschöne, weil keimanfällige Ansaug-Lösung per Silikonschlauch zugunsten eines (selbstredend wuchtbrummigen) Ventilsystems in den Ruhestand geschickt hat. Überhaupt strahlt der gesamte Frischwasserbereich – bis dato verarbeitungstechnisch der Schandfleck aller BFC-Maschinen – eine überraschende Wertigkeit aus. Satte drei Liter fasst der nunmehr gar nicht mehr wackelige Tank. Dass es bei alledem ein paar Nebenschauplätze noch immer nicht über den Brenner geschafft haben, kann man vor diesem Hintergrund verschmerzen. So suchen wir eine in irgendeiner Form hochwertige Verpackung weiterhin ebenso umsonst wie ein Dokument, das man ohne rot zu werden als Bedienungsanleitung bezeichnen kann.
Von außen nach innen
Nach Entfernung des verwindungsarmen, weil erstaunlich dicken Chassis gewährt uns die Signora einen unverstellten Blick ins Innere. Massive Messingrohre erledigen den Heißwassertransport, sämtliche Bauteile wirken wertig und können ihre Herkunft aus der Profitechnik (BFC verkauft nach wie vor primär Gastromaschinen) nicht verhehlen. Gut so! Auffällig ist im Vergleich zum Gros der Konkurrenten höchstens der mit 1,3 Litern Fassungsvermögen doch eher klein geratene, solide verarbeitete Kupferboiler, der von einer kräftigen 1,3kW-Heizung befeuert wird. Hier tendiert BFC also eindeutig in Richtung Effizienz und schnelle Aufheizzeiten, weniger in Richtung „wir verköstigen eine Fußballmannschaft mit Latte macchiato“. Dass der Kessel stehend statt liegend verbaut wurde, spricht wiederum für wunderbar trockenen Dampf. Na dann: Setzen wir sie doch einfach mal unter selbigen …
Auf Herz und Nieren
Ein kurzer, für die Vertreter aus Scomigo typischer Piepston signalisiert nach dem Betätigen des Netzschalters, dass das Gerät zunächst den Wassermangel beseitigen muss und schon schnurrt die Vibrationspumpe angenehm leise drauflos. Den BFC-Maschinen eigen scheint das deutlich vernehmbare Brodeln des Kessels zu sein, da macht auch die Levetta keine Ausnahme.Wenn die Baureihe Ela/Junior ob ihrer robusten Gutmütigkeit so etwas wie der Volvo des Siebträgersegments ist, dann aber einer mit ordentlich PS unter der Haube: Nach gerade mal fünfeinhalb Minuten schließt das Sicherheitsventil, bereits nach flinken 7,5 Minuten regelt der Pressostat vorschriftsmäßig bei 1,1 Bar Kesseldruck ab. Die Macchina ist unter Volldampf. Alles in allem vergehen bloß 12 Minuten, dann kann es – Leerbezug vorausgesetzt – losgehen. Alle Achtung!
Wir hatten es bereits geahnt, und so ist es dann auch: Die Junior Plus brilliert in der Praxis. Mühelos und ohne sich scheinbar groß etwas darauf einzubilden, serviert sie dem Maschinisten bereits im zweiten Mahlgrad-Anlauf einen mit fingerdicker Crema gesegneten Beinahe-Götterschuss. Es gibt Siebträger, die verzeihen dem Barista-Novizen wenig bis nichts – die Norditalienerin gehört eindeutig nicht in diese Kategorie, indem sie einfach abliefert, ohne zu murren. Wir nennen so etwas Alltagskompatibilität; ein kaum zu überschätzendes Gut.
Doch wie wirkt sich die eher bescheidene Kesselgröße konkret aus? Zugegeben: Teewasser in größeren Dosen ist weniger ihr Ding. Wenngleich es zum Anwärmen der Tassen allemal genügt, ist hier doch relativ rasch das Ende der Fahnenstange erreicht. Viel mehr als 0,3 Liter sind nicht drin. In puncto Milchschaum-Erzeugung dürfen wir andererseits Entwarnung geben: Zwar sackt das Manometer temporär merklich ab, sobald man die Dampfdüse öffnet, aber wichtig ist am Ende das Ergebnis in der Tasse. Und auch hier brilliert die BFC, indem sie den Hobby-Barista weder überfordert noch allzu gemächlich zu Werke geht. Seidig glänzender Microfoam, wie gemacht für heimische Latte-Art-Exzesse, ist jedenfalls überhaupt kein Thema und scheint uns hier mit am leichtesten von der Hand zu gehen, wenn man sie mit anderen Modellen vergleicht. Ein Übriges zum Schäumvergnügen steuert die massive, in alle erdenklichen Himmelsrichtungen frei bewegliche Dampflanze bei. Vorbildlich.
Resümee
Schwer zu beschreiben, warum genau man sich an der BFC bereits wenige Augenblicke nach dem Einschalten so verdammt wohl fühlt. Alles geht leicht von der Hand und geschmacklich sind ebenfalls keine Abstriche nötig. Freilich: Wer daheim Extreme ausloten mag, für den bietet der Siebträger-Markt mit Sicherheit passendere, weil flexiblere (Dualboiler-) Alternativen. Schlägt Ihr Herz indes auch bei Autos statt für aufgemotzte, mit Elektronik vollgestopfte Sportwagen für unkaputtbare Diesel-Volvos aus den Siebzigern, dann erwartet Sie hier reinste Glückseligkeit.Welcome to the workhorse!
Für die BFC Junior Plus Levetta spricht:
- robuste, schwere Verarbeitung
- professionelle Komponenten
- absolut flexible Heißwasser- und Dampflanzen
- tadellose Espressoqualität
- Milchschäumen sehr einfach und effektiv
- energiesparende Kesselisolierung
- hochwertigerer SIRAI-Profi-Pressostat
Steckbrief
»Maße: (Breite/Höhe/Tiefe in cm) 26 x 42,5 x 44
»Gewicht: 22 kg
»Leistung: 1.300 Watt
»Kesselvolumen: 1,3 Liter (Kupfer)
Features
»Zwei-Kreislauf-System
»E61-Brühgruppe mit Levetta
»großer Wassertank (3 Liter)
»Wasserzuführung über Ventil am Tankboden (Neuheit)