Inzwischen hat es sich herumgesprochen: Wer Kaffee wirklich genießen will, kommt an einer eigenen Mühle nicht vorbei. Einige vielversprechende Modelle haben wir für Sie genauer unter die Lupe genommen.
In den letzten Jahrzehnten fristeten Kaffeemühlen hierzulande ein trostloses Dasein. Aus der Küche verdrängt, fand man sie höchstens noch auf Dachböden und in Kellern. Wozu, so fragten sich viele, sollte man eine Kaffeemühle brauchen, wenn man Kaffee doch in der handlichen Vakuumverpackung im Supermarkt bekommt? Die weit verbreiteten kleinen, orangenen Schlagmessermühlen galten als Schreckensbeispiel blinder Technikbegeisterung der Wirtschaftswunderzeit. Manch alte Handmühle wurde vielleicht noch als „Omas Erbstück“ ins Regal gestellt oder in der Schultheater-Aufführung des „Räuber Hotzenplotz“ genutzt. Mittlerweile jedoch hat ein Umdenken eingesetzt. Immer mehr Kaffeetrinker erkennen, dass Kaffeemühlen mehr sind als unnützes Beiwerk. Für espressotrinkende Heim-Baristi sind sie längst unentbehrlich, doch auch für die Anhänger von Brüh- und Filterkaffees gilt: Wer alle Aromen des Kaffees in die Tasse locken möchte, braucht eine gute Mühle. Auf die wachsende Nachfrage der Konsumenten haben die Hersteller natürlich längst reagiert. Inzwischen findet sich auf dem Markt für jeden Geschmack, für jeden Geldbeutel und für jede Zubereitungsmethode mehr als ein passendes Modell. Damit Sie den Überblick nicht verlieren, stellen wir Ihnen ein paar vor – darunter sowohl Neulinge als auch „alte Hasen“.
WMF SKYLINE SELECT
Maße 190 x 135 x 310 mm (LxBxH)
Leistungsaufnahme 150 W
Preis: ca. 100-120 Euro
Die WMF Skyline überzeugt auf den ersten Blick. Das hochwertig verarbeitete Gehäuse aus rostfrei verchromtem Edelstahl verspricht Langlebigkeit und macht eine hervorragende Figur. Durch die kompakten Abmessungen wirkt die Mühle handlich und sollte auch in kleineren Kaffeeecken Platz finden. Ebenso angenehm zurückhaltend fällt die Skyline bei der Mahllautstärke auf. Das insgesamt positive Gesamtbild wird durch kleine Details abgerundet. Im Deckel des abnehmbaren Bohnenbehälters findet innen eine kleine Reinigungsbürste ihren Platz und ist so immer schnell zur Hand. Der Behälter, in dem das Mahlgut aufgefangen wird, lässt sich passgenau in die Mühle einsetzen, so dass kein Mahlgut danebenstreut. Und wenn man mal zu viel Kaffee gemahlen haben sollte, lässt sich der Mahlgutbehälter mit einem im Deckel der Mühle integrierten Plastikstopfen luftdicht verschließen. Über ein Drehrad am Rand der Mühle lässt sich die Mahldauer problemlos einstellen, ebenso leicht von der Hand geht die Justierung des Mahlgrads. Da letzterer aber nur begrenzt espressofein einstellbar ist, ist die Mühle für Espressotrinker nur bedingt zu empfehlen. Vor allem unter Filterkaffee-Freunden dürfte sie dagegen viele Anhänger finden.
GRAEF CM95
Maße 275 x 150 x 420 (LxBxH)
Leistungsaufnahme 128 W
Preis: ca. 165 Euro
Die Graef CM95 ist die Nachfolgerin der CM80, die als eine der besten Einsteigermühlen für den preisbewussten HeimBarista gilt. Es verwundert daher nicht, dass die CM95 viele positive Eigenschaften ihrer Vorgängerin übernimmt. Die schlanke Form des solide und hochwertig verarbeiteten Gehäuses wurde ebenso beibehalten wie die seriöse Farbgebung in Silber und Dunkelgrau. Doch natürlich bekam die Mühle auch ein paar Veränderungen zu ihrer Vorgängerin mit auf den Weg. Auffällig ist zuerst, dass das Gehäuse aus Alu-Druckguss verchromt ist, was der Mühle einen schickeren Touch gibt. Durch die verlängerte Bodenplatte wirkt sie massiver. Auch der abnehmbare Bohnenbehälter wurde größer dimensioniert und kann nun bis zu 500 Gramm Bohnen fassen. Der noch von der CM80 bekannte und von manchen ironisch als „Gummirüssel“ bezeichnete Mahlgutauswurf wurde gegen eine stabile Nase getauscht, auf der sich auch drei Knöpfe befinden. Darüber lässt sich die wohl wichtigste Neuerung bedienen: Die Mahldauer lässt sich elektronisch über einen Timer steuern. Dieser Timer ist bereits auf passende Werte voreingestellt, kann allerdings vom Benutzer auch selbst programmiert werden. So lässt sich die Mahldauer den jeweiligen Vorlieben und dem Mahlgrad gezielt anpassen. Übrigens hat die Mühle mit der CM90 noch eine kleine Schwester, die ohne Verchromung und mit kleinerem Bohnenbehälter ins Rennen geht.
NUOVA SIMONELLI GRINTA
Maße 210 x 140 x 420 mm (LxBxH)
Leistungsaufnahme 220 W
Preis: ca. 290 Euro
Die Grinta von Nuova Simonelli hat sich durch ihre langjährige Marktpräsenz bereits eine große Zahl an Anhängern erworben. Die kompakte Größe, das gute Mahlergebnis und der niedrige Anschaffungspreis haben sie zu einem Heim-Barista-Tipp werden lassen. Positiv ist auch das vergleichsweise leise Mahlgeräusch. Optisch macht sie durch die Verchromung eine passable Figur, auch wenn das Gehäuse aus Kunststoff gefertigt wurde. Dennoch fallen bei der Italienerin auch ein paar unschöne Details auf. Im Vergleich zu den anderen hier präsentierten Mühlen erscheint die Verarbeitung verbesserungswürdig: Die Spaltmaße stimmen nicht immer, die Hebel sind wacklig eingepasst. Außerdem verfügt die Mühle zwar über einen optionalen Timer zur Einstellung der Mahldauer, die Verstellung desselben erfolgt jedoch umständlich über ein Rädchen am Boden der Mühle. Der – leider nicht schnell abnehmbare – Bohnenbehälter ist ausreichend groß dimensioniert und passt sich optisch gut in das Gesamtbild der Mühle ein. Da die Mühle sehr fein und gleichmäßig mahlen kann, kommt sie als Direktmahler vor allem für Espressotrinker in Betracht.
MAHLKÖNIG PRO M ESPRESSO
Maße 270 x 160 x 430 mm (LxBxH)
Leistungsaufnahme 300 W
Preis: ca. 1.250 Euro
Anders als bei der bekannten ProM Allround, die zugleich für mehrere Zubereitungsarten (Filter, Brühkaffee, Espresso) geeignet ist, setzt das hier vorgestellte Modell Espresso von Mahlkönig – der Bezeichnung gemäß – voll auf den Espressotrinker. Das bedeutet Anpassungen gegenüber der Allround-Variante: Der Bohnenbehälter ist nun nicht mehr unterteilt, um verschiedene Bohnensorten gleichzeitig zu fassen, außerdem verfügt die Espresso über ein hochwertiges und farblich beleuchtetes Display mit Touch-Pad. Darüber lässt sich dann mit wenigen Schritten präzise die Mahldauer sowohl für einen einfachen Espresso als auch für einen Doppio programmieren. Die Mahlgradeinstellung erfolgt wie gewohnt manuell und stufenlos über das seitlich angebrachte Rädchen. Ansonsten behält die ProM Espresso die bekannten Vorzüge der Serie bei. Die Verarbeitung ist – wie bei Mahlkönig üblich – erstklassig. Der riemengetriebene Motor ist leise, die mit 65 mm sehr groß ausfallenden Mahlscheiben arbeiten schnell und präzise. Die Optik reizt sicher eher Designfreunde als Traditionalisten, gefällt aber gerade durch die schlanke Form und die in sich stimmigen Proportionen der Mühle. Wer gerne mit einer Mühle die Bohnen für verschiedene Zubereitungsmethoden mahlen möchte, greift lieber zum bekannten Allround-Modell. Für reine Espressofreunde – sowohl in der Gastronomie als auch zu Hause – ist die ProM Espresso dagegen nicht nur aufgrund des Namens erste Wahl.
BEZZERA BB012
Maße 400 x 220 x 470 mm (LxBxH)
Leistungsaufnahme 300 W
Preis: ca. 750 Euro
Ein beeindruckender Auftritt: Die Bezzera ist mit Abstand die größte Mühle unter den hier vorgestellten. Der nicht abnehmbare Bohnenbehälter fasst gleich ein ganzes Kilogramm Bohnen. Dementsprechend ist die Zielgruppe der BB012 vor allem in der Gastronomie zu finden. Es gibt die Mühle sowohl klassisch mit Dosierer (ähnlich der bewährten Max von La Cimbali) als auch als Direktmahler mit einer stabilen Siebträgerauflage. Uns stand für den Test letztere Version zur Verfügung. Der Größe entsprechend sind die Mahlscheiben dimensioniert, die mit 64 mm die meisten anderen Mühlen im Test ausstechen. Die Bezzera mahlt daher nicht nur rasend schnell, sondern auch sehr konstant und leise. Die Verarbeitung ist – abgesehen von der scharfkantigen Bodenplatte – hochwertig und solide. Über das hintergrundbeleuchtete Display lassen sich spielend die zwei Timer für eine oder zwei Tassen programmieren. Auch wenn die Mühle sich also vor allem an Gastronomiekunden richtet, kann sie aufgrund ihrer positiven Eigenschaften durchaus auch für Heimbaristi infrage kommen, sofern Sie genug Platz in der Küche haben und an der schnörkellos kantigen Industrie-Optik Gefallen finden.
EUREKA MIGNON
Maße 159 x 152 x 324 mm (LxBxH)
Leistungsaufnahme 225 W
Preis: ca. 330 Euro
Mit der Mignon hat Eureka bereits seit einiger Zeit eine Mühle im Programm, die sich ausschließlich an Heimanwender richtet. Dies belegt nicht nur die kompakte Größe, sondern auch das gute Preis-Leistungs-Verhältnis. Weitere Pluspunkte sind die hervorragende Verarbeitung und die Optik. Zwar verzichtet Eureka bei dem Design völlig auf runde Formen, doch gerade das konsequent fortgeführte Betonen von Ecken und Winkeln, das selbst vor dem (bei fast allen anderen Mühlen im Markt runden) Bohnenbehälter nicht Halt macht, überzeugt. Der Mahlgrad ist über ein kleines Rädchen einstellbar und lässt sich – ein weiterer Pluspunkt – stufenlos regulieren. Angesichts dieser Vorzüge überrascht es wenig, dass die Eureka auch mit den inneren Werten überzeugen kann: Sie mahlt zwar nicht rasend schnell, dafür aber leise und konstant. Für jeden Heimbarista eine Empfehlung!
MAHLKÖNIG VARIO W
Maße 180 x 125 x 370 (LxBxH)
Leistungsaufnahme 100 W
Preis: ca. 600 Euro
Alle hier bislang vorgestellten Mühlen verfügen über einen Timer, der die Mahldauer reguliert. Die Vario W geht in dieser Hinsicht einen revolutionär neuen Weg: Eine in die Mühle integrierte Feinwaage misst grammgenau die gemahlene Menge Kaffee und stoppt den Mahlvorgang, wenn ein zuvor eingestellter Wert erreicht wurde. Reguliert wird dieser Wert mit wenigen Knopfdrücken über das elektronische Display. Der Vorteil der Methode liegt auf der Hand, wenn man sich die Nachteile der zeitgesteuerten Timer vor Augen führt: Da nicht immer konstant viel Kaffeepulver ausgeworfen wird, schwankt die in einem Zeitabschnitt gemahlene Menge teilweise erheblich, zumal eigentlich bei jeder Mahlgradanpassung auch der Timer angepasst werden müsste. Dies entfällt mit der volumetrischen Dosierung der Vario W. Da dieses Prinzip jedoch in der Produktion kompliziert zu realisieren ist, wurde ein solches Feature bislang nur bei High-End-Mühlen eingebaut – mit der Vario W wird es nun auch für den Heimbarista erschwinglich. Der Vergleich mit der Küchen-Feinwaage zeigt, dass die Dosierung der kleinen Mahlkönigin erstaunlich präzise funktioniert. Wie bei dem Vario-Modell home lässt sich der Mahlgrad über einen Grob- und einen Feinwahlhebel in über 200 Abstufungen exakt einstellen. Anders als bei der home-Variante wird jedoch explizit darauf hingewiesen, dass eine espressofeine Vermahlung mit der Vario W nicht möglich ist, weshalb die Mühle nur für Filter- und Brühkaffeetrinker infrage kommt. Damit scheint Mahlkönig aber etwas am Ziel vorbeigeschossen zu sein, denn die Notwendigkeit einer absolut exakten Kaffeemenge und so präzisen Mahlgradanpassung, wie sie die Vario W bietet, ist vor allem für Espressotrinker interessant. Abgesehen von der Gewichtsdosierung behält die Vario W die bekannten Eigenschaften der home bei: Die kompakte Bauweise, die schnelle und leise Vermahlung und die hübsche, wenngleich etwas schalter- und hebellastige Optik sind bewährt und bleiben daher zu Recht unverändert. Für die Perfektionisten unter den Filterkaffee-Freunden ist die Vario W in jedem Fall eine Empfehlung wert.
Text: Ruben Quaas