Gastroback Design Brew Advanced im Test

Stellen Sie sich vor, zu Hause sitzen 32 Gäste, die sie zum Geburtstag eingeladen haben. Alle freuen sich irrsinnig auf das Fest und noch mehr auf Ihre Bewirtung.

Was Oma schon wusste: Eine solide Filtermaschine hat auch ihre Vorteile. Gerade, wenn mal mehr Gäste kommen oder die Zeit für einen Handaufguss fehlt. Eine neue Generation von Geräten fügt diesen Eigenschaften jetzt auch noch Kaffeegeschmack hinzu. Wie die „Design Brew Advanced“ von Gastroback.

KAFFEEWÜNSCHE

Bezüglich Kaffeewünsche ist der Gastgeber auf alles eingestellt. Der eine Bekannte mit dem roten Pulli wünscht einen Latte macchiato aber Decaf, sein Nebensitzer einen Espresso doppio mit „a weng g’schäumte Milch“, die Gegenübersitzende mit dem grotesken Dutt einen Flat White mit „ordentlich bums“ und der Nächste einen „egal was, ich brauche Koffein und zwar schnell, sonst penne ich ein“. Kurzerhand verschwinden Sie in der Küche. Ziel ist Ihr schmuckes 2.200 € Barista-Ensemble, bestehend aus Bezzera Galatea Domus und der passenden Mühle. Und dann? Überschlagen wir kurz die Zubereitungszeiten: Bis alle 32 Gäste ein Barista Kaffeegetränk in der Hand halten und der Duft des schwarzen Goldes in die Nase ziehen kann, vergehen geschätzte zwei Stunden.
Klar ist, für die illustre Gästeschar soll kein Nescafé kredenzt werden, die schicke Bodum Pebo reicht mengenmäßig auch nicht aus. Mensch, Oma Herta hatte doch immer so eine olle schwarze Filtermaschine von Krups. Wo die nur ist? Wahrscheinlich in Thailand auf einer Mülldeponie und fristet dort ihr Dasein! Aber Moment: Filterkaffee ist das Zauberwort. Kennt fast keiner mehr, ist verteufelt in Zeiten von Kapselmaschine, Vollautomat und einfach „Old School Style“. Da wittert der Home-Barista die große Chance. Es muss eine Filtermaschine her!

LASTENHEFT

Einträge ins Lastenheft: schnelle Zubereitung von Kaffee mit gutem Geschmack, passable Alltagstauglichkeit, stylish für sich selbst und die Gäste. Günstig sollte sie für einen rund fünfmaligen Gebrauch im Jahr auch sein. Im Dunstkreis dieser im Lastenheft stehenden Punkte findet sich unter anderem die absolut hippe und Vater der neuen Filtermaschinengeneration, wer hätte es gedacht?: die Moccamaster-Filtermaschine. Schon in Anbetracht der Tatsache, dass der begeisterte Barista aus 18 Bodyfarben wählen kann, lässt Freude aufkommen. Diese währt beim Anblick des Preises von 180 Euro nicht lange trotz des ganzen trés chic. Nicht weniger elegant, aber dafür mit einem sperrigen Namen: „Design Brew Advanced“ und für round about 120 Euronen im Netz zu finden, entschieden wir uns für den Kauf der Gastroback-Maschine. Nachstehende Frage bleibt: „Wie bringe ich es den Gästen bei?“ und „Ist es das Richtige für mich?“ Wir werden der komplexen Frage auf den Grund des Kaffees gehen.

UNBOXING


Die Verpackung ist, wie von Gastroback gewohnt, verkaufswirksam optisch gut gestaltet, das ausreichend dimensionierte Styropor-Inlay schützt die Maschine gut vor Fallschäden. Nach dem Auspackzirkus steht eines schnell fest: sieht gut aus. Für die 100-prozentigen unter den Lesern sei gesagt, dass alle Teile sauber und schnörkellos verarbeitet sind. Keine abstehenden Kanten oder unschöne Kunststoffteile mit abstehenden Nasen. Bravo! Lediglich der Dichtungsring, der ein Eindringen von Wasser in das Heizelement für die Kaffeekanne verhindern soll, könnte etwas besser eingepasst sein. Zudem finden wir das Netzkabel einfach zu kurz und das ist echt nervig. Das war’s zunächst mit der Kritik. Ob’s so bleibt?


IT’S BREW TIME

40 Seiten misst das „User Manual“ auf Deutsch. Es ist alles gut beschrieben. Fragen kommen nicht auf. Selbst Ungeübte könnten, wären da nicht die unzähligen und teils überflüssigen Sicherheitshinweise, die Maschine intuitiv bedienen. Sagen Sie es bitte nicht weiter, die Anleitung fliegt vor dem Studium zurück in den Karton und wir starten die Sause. Kaltnetzstecker in die Schukosteckdose und den Schalter „on/off“ drücken. Ein sehr reduziertes aber ausreichendes blau beleuchtetes Display zeigt blinkend die Uhrzeit, die gestellt werden muss. Eine sinnvolle und simple Programmierung der Maschine ist ebenso möglich, um morgens gleich einen frisch gebrühten Kaffee mit wenig aromatisiertem Kaffeepulver vom Vorabend zu erhalten. Obendrein weist ein blinkendes, mit einem Wasserbehälter versehenes Icon auf einen leeren Wassertank hin. That’s it. Also: rasch Wasser aus dem Stadtwerke-Zapfhahn beziehen, den in Schwarz gehaltenen Deckel am Wasserreservoir öffnen und das Wasser einfüllen. Am Wasserbehälterboden befindet sich ein sehenswertes Metallgitter. Entweder zieht die unterhalb davon verbaute Pumpe soviel Wasser wie ein Löschgruppenfahrzeug mit einem verbauten C-Schlauch oder der Konstrukteur war derart vorsichtig. Alternativ könnte auch die EU ein Metallgitter-vor-dem-Hochleistungspumpen-Gesetz erlassen haben. Die Funktion und Dimensionierung bleibt für uns unbeantwortet. Einerlei. Des Rätsels Lösung erhalten wir vielleicht beim Bezug. Nächster Schritt: Einsetzen des Kaffeefilters. Durch die gute Zugänglichkeit kein Problem. Nun einen Ethiopia Sidamo „Shakiso“ Organic aus der Rösterei Hagen in Heilbronn einfüllen. Menge? Gastroback liefert serienmäßig einen Portionslöffel für das Pulver mit. Sehr gut. Nehmen wir zwei gehäufte Löffel bei 250 ml Wasser. Schalter manuell auf „Start“. Unsichtbar, aber gut durchdacht heizt die Platte unter der Kaffeekanne selbige schon mal auf rund 85 Grad vor. In verblüffender Schnelligkeit steigt das Wasser ästhetisch durch das in der Mitte des Wasserbehälters platzierte Plexiglasrohr. Wir denken unschwer an einen Geysir in Island. Gastroback weiß, wie Kunden in den Bann gezogen werden. Wahnsinn! Gerade mal rund 25 Sekunden sind vergangen, bis der erste Wasserstrahl auf das Kaffeepulver trifft. Eine gerechte Verteilung des Wassers auf den Kaffeefilter gelingt gekonnt, da stand wohl ein Duschkopf mit acht Austrittslöchern bei der Konstruktion Pate. Es zischt und dampft ordentlich, es gluckert und blubbert – eine Wonne, was ein positives Kopfschütteln beim Zuschauer auslöst. Aus Neugier behielten wir die Filterabdeckung fern ihrer Nutzung und ernten Wasserspritzer, gepaart mit Kaffee en masse, sowohl auf dem schicken weißen Hemd des Barista und natürlich auf der Arbeitsfläche. Selbst schuld – hören wir schon aus den Zuschauerreien. Wurscht. Das war es uns wert und interessant zugleich. Gastrobacks „Design Brew Advanced“ besitzt die Funktion, die Durchflussgeschwindigkeit stufenlos je nach Gusto zu verändern. So ist eine eingeschränkte Kontrollierbarkeit im System möglich.

FINALE

0,25 Liter wie von Hand gebrühter Kaffee und das ganze in knapp zwei Minütchen. Chapeau! Der Sensoriktest lässt den Kaffeefreund nicht im Stich, allerdings ist ein austarieren des Wasser-Pulver-Verhältnisses anzuraten, um das Letzte aus der Maschine zu erhalten. Aber das ist noch nicht alles. Möchte Mann oder Frau den Filterhalter entnehmen, einfach den Hebel für die regelbare Durchflussgeschwindigkeit auf „drip stop“ stellen. Das ermöglicht einen tropffreien Schwenk von der Gastroback zum Biomülleimer. Haben Sie keine Lust, erst die Kaffeekanne zu befüllen und dann Ihre Tasse? Kein Problem, unter den Filter passen auch große „Kampfkaffeetrinkertassen“ oder gar Coffee-to-go-Becher, was extra von Gastroback beworben wird. Alle zwei der von uns im Haushaltssortiment befindlichen Becher sind leider zu hoch. In dem Fall können Sie sich einen stilvollen Pot zum nächsten Geburtstag schenken lassen.
Ach ja! Die anspruchsvolle Geburtstagsfeier. Erinnern sie sich noch? Damit ist Schluss. Denn so geht Kaffee heute. Zwar ohne obligatorischen
Cremakick, dafür wie handgebrüht und entspannend für den Barista, die Gästeschar und die Notaufnahme im Klinikum wegen der ausbleibenden unterkoffeinierten Patienten. Also, alles in allem ein gelungenes Gerät für ein Midsize-Portemonnaie, mit eingeschränkten Brühfunktionen und praktischem Timer und Abstellfläche für Coffee-to-go-Becher. Somit steigt die Bequemlichkeits-Kurve munter weiter. Zu recht.

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Der Artikel stammt aus dem crema Magazin Heft 56 das man hier nachbestellen kann.