Home Barista

Wir seheBeitragsbildn und lesen viel von Kaffeeexperten über Kaffee. Aber was haben die kaffeebegeisterten Home-Baristi über ihre Kaffeeleidenschaft zu erzählen? Sehen Sie sich selbst als Kaffee-Nerd? Oder ist es einfach die Begeisterung für Kaffee, die jeden packt, der erst einmal damit angefangen hat und die einen nicht mehr loslässt, sobald man etwas tiefer in die Thematik einsteigt. Genau dies möchten wir von unseren Home-Baristi wissen. crema hat den Home-Barista Sven Hasenclever zu Hause in Münster besucht. Seine Frau Christine, auch begeisterter Kaffee-Fan, ist als Customer Service Director eines Pharmaunternehmens viel unterwegs und konnte leider nicht mit dabei sein. Die Wohnung der Hasenclevers ist großzügig und offen geschnitten. Den Wohnbereich lassen wir rechts von uns liegen und gehen nach links in den Küchenbereich. Auf der von allen Seiten begehbaren Arbeitsfläche fällt uns sofort ein Hario Water Dripper auf, in dem gerade kalt gefilterter Kaffee zubereitet wird. Daneben stehen aufgereiht alle gängigen Brühsysteme: Chemex, Aeropress, Syphon und Hario V60. Gegenüber befindet sich die Siebträgermaschine, eine Bezzera Mitica.

Sven und Christine haben alle drei Tage auf dem KaffeeCampus in Berlin verbracht und die deutschen Meisterschaften verfolgt. Doch vor allem wollten sie mehr über Kaffee lernen und haben deshalb auf dem Campus auch an sieben verschiedenen Workshops teilgenommen. Beruflich hat Sven nichts mit Kaffee zu tun. Als Prozess- und Workflowmanager in einem der größten Dienstleitungsunternehmen im Kundenmanagement, ist Kaffee nur sein stiller Begleiter,um an langen Tagen fit zu bleiben. Aber auch im Büro muss es zumindest ein frisch aufgebrühter Kaffee in einer Hario V60 sein, wie uns Sven erzählt hat. Im Gespräch zeigt sich schnell, wie es zu dieser Liebe zum Kaffee gekommen ist.

crema: Wie hat sich das Thema Kaffee bei euch entwickelt?
Sven: Als ich meine Frau vor neun Jahren kennengelernt habe, hat Christine eine kleine Krups Espressomaschine besessen. Ein paar Jahre später habe ich meiner Frau eine Gaggia Baby Twin geschenkt. Diese haben wir bis Anfang dieses Jahres benutzt und haben dann den nächsten Schritt zu einer professionellen Siebträgermaschine gemacht und uns eine Bezzera Mitica angeschafft.

crema: Wann hat euch die Leidenschaft so richtig gepackt?
Sven: Das war bei unserem ersten Kaffeeseminar. Ein Barista Grundkurs in der Kaffeeschule roestbar. In dem sehr anschaulichen und lebhaften Seminar hat uns das Kaffeefieber gepackt.

crema: Wie begleitet dich Kaffee über den Tag?
Sven: Morgens brauche ich einen kräftigen Kaffee, da gibt es erst einmal einen Espresso. Nachmittags oder abends bereite ich mir einen Kaffee ausschließlich mit dem Hario-Filter zu. Da dürfen es gerne afrikanische Kaffees sein, die mehr säurebetont sind.

crema: Wo findet ihr Kaffeesdie euch schmecken?
Sven: Wir sind sehr viel unterwegs und besuchen kleine Kaffeebars und Röstereien, die wir auf unseren Reisen finden. Meine Frau bestellt sich dann meist einen Cappuccino. Ich bestelle mir in der Regel einen Filterkaffee. Wenn er uns schmeckt, dann nehmen wir Kaffee mit. Im „No Fire no Glory“ in Berlin gibt es monatlich wechselnde Kaffees. Zur Zeit unseres Besuchs hatten sie einen Kaffee von der Coffee Collective in Kopenhagen. Dieser Kaffee ist mir am stärksten in Erinnerung geblieben. Das war ein Yurko aus Äthiopien, Varietät Ethiopian Heirloom. Der Geschmack war großartig. Ansonsten holen wir uns den Kaffee von der roestbar hier in Münster. Die roestbar hat jetztzehnjähriges Bestehen und hat sich als qualitativ hochwertige Spezialitätenrösterei etabliert. Von der Rösterei trinke ich sehr gerne den Ethiopian Yirgacheffe als Filterkaffee. Für unsere Spezialtäten, wie meinen White Russian Cocktail, verwende ich eine Röstung aus Maragogype-Bohnen für meine cold brew bar. Der ergänzt sich sehr gut mit der Süße des Cocktails oder auch der Macarons, die meine Frau backt.

crema: Habt ihr auch schon größere Reisen unternommen?
Sven: Bisher noch nicht. Aber wir haben schon darüber nachgedacht. Toll wäre z. B. ein Trip in die Kaffeestädte der USA, also nach Portland und Seattle, zu unternehmen und diese Städtetour mit einer Reise nach Mittel- und Südamerika zu verknüpfen. Aber als Nächstes bietet sich natürlich eine Reise nach Rimini zu den Barista Weltmeisterschaften 2014 an.

crema: Es hat nun nicht jeder eine so umfangreiche Ausstattung an Brühmethoden oder eine so wertige Siebträgermaschine. Hat sich dies in eurem Freundeskreis herumgesprochen und kommen eure Freunde auch schon mal vorbei, um einen guten Kaffee zu trinken?
Sven: Das auf jeden Fall. Aber sie können sich dem Thema Kaffee auch gar nicht entziehen. Sind sie abends bei uns zu Besuch, müssen sie unseren White Russian trinken. Sind sie morgens bei uns, müssen sie Cappuccino trinken. Ansonsten wird Filterkaffee getrunken oder zwischendurch auch schon mal Kaffees verkostet. Aber wir haben auch Freunde, die zu Hause selbst eine Siebträgermaschine stehen haben. Einer unserer Freunde besitzt eine ECM-Siebträgermaschine, ein anderer hat eine Olympia cremina im Einsatz.

crema: Stehen in nächster Zeit weitere Anschaffungen in Verbindung mit Kaffee auf eurer Wunschliste?
Sven: Eine eigene Röstmaschine.

crema: Wie bist du auf den Gedanken gekommen, selbst zu rösten?
Sven: Das hat sich schon nach dem Barista Grundkurs ergeben. Unsere Erwartungshaltung an das Seminar orientierte sich eher daran, etwas mehr über Latte-Art und Espressozubereitung zu lernen. Überrascht waren wir darüber, dass auf dem Tisch eine Thermoskanne mit Kaffee stand. Meine Frau und ich schauten einander verdutzt an und überlegten: „Was wollen die jetzt von uns?“ Dieser Kaffee wurde dann zwischendurch im Seminar verkostet. Es handelte sich um einen Yirgacheffe. Bis vor dieser Verkostung war uns nicht klar, wie facettenreich Kaffee schmecken kann. Wir konnten sagen, dieser Kaffee schmeckt gut und der andere schlecht. Aber sonst konnten wir Kaffee nicht groß beschreiben. Dieses unglaubliche Aromaerlebnis bei der Verkostung des Yirgacheffe war der Auslöser unserer Begeisterung für Kaffee und der Lust, mit Kaffee zu experimentieren. Ich bin jetzt an einem Punkt angekommen, wo ich gerne die Erfahrung sammeln möchte, Rohkaffee zu rösten und das Ergebnis zu probieren. Selbstverständlich steht vorher noch ein Röstseminar an. Ich freue mich schon darauf, nicht nur für uns, sondern auch für unsere Freunde in einem Trommelröster Kaffee zu rösten.

crema: Kannst du mir abschließend sagen, was für dich die Leidenschaft für Kaffee ausmacht?
Sven: Die Vielfalt. Und die Tatsache, dass man von der Leidenschaft infiziert wird. Die Entdeckungsreise durch die Welt des Kaffees hört nie auf. Man ist nie fertig. Es gibt immer etwas dazuzulernen und neu zu entdecken. Die Welt des Kaffees ist ein unerschöpfliches Fachgebiet. Die vielfältigen Aromen und die Brühmethoden machen nur einen kleinen Teil aus. Natürlich haben wir zu fortgeschrittener Zeit auch Sven Hasenclevers Spezialität – den White Russian – probiert. Diesen bereitet er mit seinem Cold-Drip-Kaffeezu, den er immer auf Vorrat hat. Den Kaffeelikör bereitet er mit braunem Rum, Rohrzucker und dem kalt gebrühten Kaffee selbst zu. In einen klassischen White Russian gehören 4 cl Wodka, 2 cl Kaffeelikör und 3 cl Sahne. Er wird mit Eiswürfelen serviert. Sven hat hierfür extra Eiswürfel aus seinem kalt gebrühten Kaffee verwendet. Einfach köstlich. Dazu gab es die von Christine selbst gemachten Macarons, natürlich mit Kaffeegeschmack. Zum Abschluss haben wir noch einen Ethiopian Sidamo Shakisso als Filterkaffee zubereitet getrunken. Den aufgebrühten Kaffee hat Sven Hasenclever zuvor durch einen Vinturi Aerator gegossen. So wird das Getränk mit Luft angereichert und anschließend in eine Dekantierkanne gegeben. Das Ergebnis war angenehm fruchtig mit einer deutlichen, aber angenehmen Säure. Es hat Spaß gemacht, mit Sven Hasenclever über Kaffee zu fachsimpeln. Bestimmt sehen wir ihn und seine Frau Christine schon bald auf einer der zahlreichen Kaffeeveranstaltungen wieder, spätestens aber zur Weltmeisterschaft in Rimini.

(1) Der Home-Barista experimentiert auch gerne mit Likören und hochprozentigem: eine seiner Spezialitäten ist sein White Russian Cocktail. (2) Dazu reicht seine Frau Christine mit Freuden selbstgebackene Macarrons mit Kaffeegeschmack. (3) Sven Hasenclever liebt Kaffee: für uns filtert er den Kaffee aufwendig, damit sich keine Aromen verflüchtigen. (4) Das Zubehör der begeisterten Kaffeetrinker lässt so manchen staunen, hier einige verschiedene Brühsysteme.