Im Test: Bodum ePebo

Bodum ePebo- Kaffeegenuss aus dem Chemielabor

Vor vier Wochen waren alle in heller Weihnachtsaufregung. Geschenke kaufen, Wohnung auf Weihnachten aufhübschen, dann drei schöne Tage mit Gans, Plätzchen und Stollen verbringen, während im direkten Anschluss der Stress mit Böller kaufen und Raclette für Silvester vorbereiten dran war. Es folgte Silvester und das neue Jahr wurde beschwippst begossen mit vielen guten Vorsätzen. Auf das Hüftengold achten, der Oma mehr helfen, mehr Sport treiben, öfters Freunde treffen. Drei Wochen später: nichts ist passiert. Da könnte der Eine oder Andere schon in eine ernsthafte Depression fallen. Keine Sorge, der Arzt mit dem passenden Rezept heißt Dr. Bodum. Rezept: 250ml Vakuum-Kaffee aus der Pebo – einmal täglich. Sorry, aus der ePebo- Cafetière à Dépression. Mit Stecker, Druckknopf und easy going – einfach einschalten und warten.

Gehen wir ins weltweite Netz und stöbern. Es gibt neben der schicken strombetriebenen ePebo ebenso eine noch schönere Version mit Stövchen. Allerdings haben wir genug von Rechaudgestank von Weihnachten und Silvester. Sprich Déjà vu und Depression – sie verstehen.

Wir fackeln nicht lange und in den Warenkorb fliegt der ePebo. Das eh schon dünne Bankkonto von … wir schreiben das Wörtchen nicht mehr… ist im Nu um 139 Euro erleichtert. Selbiges sind wir auch und warten wenige Tage.

Unboxing

Wow – der Karton ist im dezenten schwarz gehalten und das Rezept steht auf der Verpackung mit ePebo als Foto: Cafetiére á Dépression. Wunderbar. Wir sind zwar frankofil aber mit der Sprache hapert es, deuten wir das „á“ einfach als „gegen“ oder „anti“.

Genug der sanften Worte, kommen wir zu den hard skills: klasse Verarbeitung, genaue Passgenauigkeit aller Teile, Netzkabel wie immer viiieeelll zu kurz, Bedienungsanleitung verständlich mit drei unterschiedlichen Brühvorschlägen – sehr schön. Das hitzebeständige Borosilikatglas ist bekanntlich anfällig gegen Stöße. Aufpassen ist angesagt- der Elefant bleibt heute der Küche fern. Das Maschinchen hat ein eigenes Charisma. Es erinnert uns wohl an den Chemieunterricht in der achten Klasse. Erlenmeyerkolben, Gasbrenner, Reagenzglas, Destilliereinrichtung und am Schluss vermischen einiger Substanzen, nur das die unverhoffte Verpuffung aus bleibt.

Nun zunächst zum Prinzip des Kaffeebrühens. Viele Namen sind im Umlauf wie unter anderem Glaskolben-Kaffeemaschine, Vakkumbereiter, Perkolator, Cona-Kanne oder gar Sintrax. Eines haben die Namen gemeinsam: in unserem Falle wird ein physikalisches Prinzip genutzt, um unser Lieblingskaffee zu extrahieren. Mittels Unterdruck wird der Kaffee zurück in die Kanne geführt. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem italienischen Bialetti ist bei genauerer Betrachtung zu erkennen. Wasser wird erhitzt, bei ausreichend Druck führt das Wasser durch den Kaffee. Anschließend führt der Weg nach oben in das zweite Behältnis. Unsere Pebo macht dies genauso, außer dass das Pulver bereits oben ist und nicht mittels Druck „durchpresst“ wird. Kurios: der Vakkumbereiter sieht alles andere als eine Caffetteria aus.

Nach der Technik-Einlage steht der ePebo inzwischen ausgepackt zum Test bereit. Nach Anschluss an einen Verlängerungskabel füllen wir zunächst 750ml Wasser in die Glaskaraffe, was auch als Minimal angegeben wird. Das entspricht eine Menge für sechs Tassen Kaffee – schreibt der Hersteller. Hey, wir lieben Kaffee qualitativ und auch quantitativ. Also, wir generieren gerade mal drei Tassen. Um den Geschmack zu verbessern empfehlen wir gefiltertes Wasser oder gar Flaschenwasser mit wenig Carbonat. Stellen wir die Kanne mit griffgünstiger Gummiummantelung auf die Basis. Vor diesem Schritt sehen wir uns die im halbdurchsichtigen Gehäuse der Basis sauber verlöteten und verdrahteten Elektronikteile nebst Kondensatoren an. Respekt – sieht gut aus. Dann Trichter nehmen und den Filter von oben in den Trichterhals einführen. Absolut wichtig: die von oben eingeführte Feder nach unten ziehen, bis der Haken am Endstück eingehakt werden kann. Ohne diesen Schritt gibt’s kein Kaffee. Trichter auf die Kanne drücken, wobei die Trichterdichtung sauber sitzen muss.

Welcher Kaffee?

Nun ertappen wir uns bei der Frage nach dem richtigen Kaffee. Espresso kann wohl keine gute Idee sein, trotz der Ähnlichkeit zum Herdkocher. Eine Spezialmischung aus einem Microlot ist leider nicht verfügbar, so kommen wir auf dem Bodum der Tatsachen zurück und versuchen es mit einer Allerwelts-Mischung: Feine Milde. Wir sehen von vorne herein ein, dass ein unmittelbar vor der Zubereitung gemahlener Kaffee sowie eine Trommelröstung den Geschmack deutlich steigern kann. Tipp: bei Selbstmahlung eine feine Mahlung einstellen. Allerdings nicht allzu Herdkocher-Espresso-Fein, sondern etwas gröber. Diese Mahlung kann eine Handmühle gerade noch verkraften. Durch Bodums Mitgift, den 7g Portionierer, nehmen wir 7 x 7 Gramm, der Hersteller empfiehlt weniger, was uns als zu wenig erscheint. Kanne auf das Unterteil stellen und den Power-Schalter drücken. Dieser leuchtet im Anschluss blau und die 1000 Watt Leistung fordern den Heizstab zur Arbeit auf. Das Ergebnis der Arbeit ließ nicht lange auf sich warten. Es beschlägt die Innenseite der Glaskaraffe mit Wasserdampf, dann blubbert es verdächtig, Luftblasen steigen auf und signalisieren ein aufsteigen des Wassers durch das Steigrohr. Nach und nach steigt das Wasser weiter durch den Trichter und benetzt das Pulver. Unser intelligenter ePebo schaltet dann den Heizstab temporär nun ein und bringt das letzte im Boden verbleibende Wasser zum Sieden, welches  allerdings am Boden verbleibt. Sind Sie ein Mensch mit einem Drang zum Energiesparen? Sehen das weitersieden als unnötig an? Falsch. Es gibt einen Sinn des weiter Siedens. Wir möchten doch eine lange Extraktionszeit des Pulvers, was nur mit der intervallsmäßigen Zuschaltung der Heizung klappen kann. Der Nachteil des ePebo ist schnell erkannt. Während bei Zubereitungsmethoden mittels E-Herd oder dem Stövchen die Länge der Extraktionszeit mit der Siededauer selbst gesteuert werden kann, ist der Nutzer hier dem Bodum-Entwicklerteam gänzlich ausgeliefert. Der Kaffee kann weder stärker oder schwächer extrahiert werden. Nun ja, das ist der Preis der Bequemlichkeit des Baristas.

Crema-Trick

Entweder Sie benetzen das Pulver bereits beim Befüllen der Kanne mit Wasser oder rühren gar beim Hochsteigen des Wassers kontinuierlich das Kaffee-Wasser-Gemisch stoisch um. So gewährleistet man eine gleichmäßige Verteilung des Kaffeewassers. Damit können Sie den Umherstehenden ihre Kaffeekompetenz unter Beweis stellen.

Und nun beginnt, sollte sich der ePebo in den Schlafmodus versetzen der große Show-Down. Nach wenigen Minuten fließt wie von Zauberhand der fertige Kaffee durch den entstandenen Unterdruck automatisch in die untere Kanne zurück, da Luft in der Kanne abkühlt und dadurch weniger Raum benötigt. Das ist wahrlich der Höhepunkt.

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Reinigung

Sollte lediglich der halb getrocknete Kaffeesatz zu sehen sein, den oberen Glaskolben abnehmen und auf dem praktischen ungedrehten Filterdeckel stellen. Bodum denkt mit! Lassen wir den Kaffee in der Kanne noch kurz ruhig verweilen, setzt sich der letzte kleine Kaffeesatz ab. Anders als bei anderen Zubereitungsmethoden ist die Kanne vorgeheizt, wenn nicht gar heiß. Nach Benutzung ist der Vakuumbereiter leicht zu reinigen. Mittels Esslöffel den verbleibenden Kaffeesatz entfernen, den Kolben und Trichter gut ausspülen, fertig ist die Laube. Simpel wie einfach.

Der Kaffee ist fertig. Wer allerdings immer noch Angst vor seinen aufkommenden Depressionen hat, kann nach Gusto etwas Milch zur allgemeinen Aufhellung beigeben. Dr. Bodum hatte Recht: der ePebo ist eine Art Wunderheiler gegen die „Dépression“. Und nicht nur nach Weihnachten und Silvester- Chapeau.