Im Test: Bezzera Hobby

Text & Bilder: Patrick Großmann

 Bezzerra-HObbyJahrelang führte Bezzeras Einkreis-Einsteigermodell nicht ganz zu Unrecht ein Schattendasein. Man darf mutmaßen, dass dies nicht zuletzt auch dem eher uncoolen Namen geschuldet war: „Hobby“ – das klingt nach gewollt und nicht gekonnt. Nach Bastelarbeit und Halbgarem. Wer sich indes für einen Siebträger entscheidet, tut dies bewusst und im Brustton der Überzeugung. Nun haben die Mailänder ihren kleinen Stahlquader überarbeitet und an entscheidenden Stellen technisch aufgepeppt. Ob’s wirkt?

 Erstkontakt

Geben wir uns keinen Illusionen hin: Zum Angeben taugt die kleine Bezzi noch immer nicht wirklich. Dafür hätte man allem voran das unvorteilhaft designte, dominante Typenschild ändern oder – noch besser – ganz weglassen müssen. Zum Glück ist es bloß aufgeklebt und lässt sich problemlos entfernen. Dennoch: Wer das nach Wahl rote, schwarze oder satinierte Maschinchen aus dem profanen Pappkarton befreit, findet am ehesten Attribute wie „gefällig“, „niedlich“ oder „zweckmäßig“. Am edelsten wirkt da noch die Edelstahl-Variante, während Rot zumindest mit frischem Kick punktet. Auf der Testbank steht gleichwohl nero lucido. Rein äußerlich reduzieren sich die vorgenommenen Veränderungen zunächst auf eine zusätzliche Taste, beschriftet mit „P“, mittels derer man Heißwasser aus der leider noch immer ohne Kugelgelenk daherkommenden Dampflanze entnehmen kann. Vornehmlicher Sinn und Zweck selbiger dürfte allerdings die Vereinfachung des Entlüftungsvorgangs nach dem Schäumen sein, wie man es bereits von der „Unica“ des 1901 gegründeten Pioniers kennt. Dafür ist der Schalter für den Dampfmodus nicht ganz sinnfrei nach rechts neben das Drehventil gewandert. Bei eingehenderer Betrachtung fällt zudem auf, dass auch bei der Brühgruppe aufgerüstet wurde: Statt der bis dato verbauten 57-mm-Ringgruppe ziert die Kleine nunmehr die bereits aus der Mittelklasse-Serie des Herstellers bekannte BZ-Gruppe mit gewerblichem 58-mm-Siebmaß und schwerem Messing-Siebträger – ein Update, das die „Hobby“ in Kombination mit dem ebenfalls neuen Parker-Magnetventil auf eine Stufe mit dem Einkreis-Evergreen „Rancilio Silvia“ heben sollte. Das enervierende Nachtropfen sollte damit Geschichte, eine professionelle Reinigung mittels im Lieferumfang befindlichem Blindsieb möglich sein. Der Überdruck wird hierbei recht unorthodox abgeleitet und blubbert von unten in die leider nach wie vor arg billig wirkende, qua Steckverbindung einrastende Plastik-Abtropfschale.

Von außen nach innen

bezzera-hobby

Zwei Inbusschrauben trennen den Maschinisten vom Innenleben, an dem zunächst eines auffällt: Es geht zu wie auf einem italienischen Wochenmarkt. Kreuz und quer sind Kabel verlegt, es präsentiert sich uns ein reichlich überfrachtet wirkendes Gewirr aus Silikonschläuchen, Messingrohren, Teflon und sonstigen Bauteilen, das die Sicht auf das 0,2 Liter-Kesselchen sowie die Vibrationspumpe erschwert. Das ist ebenso untypisch für die Ordnungsfanatiker von Bezzera, wie es vermutlich unumgänglich war, denn ein bestehendes Gehäuse lässt sich nun einmal leider nicht vergrößern. Da ist quälende Enge schlicht vorprogrammiert. Den Nutzer tangiert all dies zunächst wenig, zumal die Ausführung bei allem Platzmangel nicht fahrlässig wirkt – den Techniker dürfte es im Reparaturfall allerdings in den Wahnsinn treiben. Immerhin 1100 Watt leistet das Heizelement der „Hobby“ und garantiert so ein rasches Nachführen der Brühtemperatur bei mehreren Bezügen hinter- einander. Na, dann wollen wir mal…

Auf Herz und Nieren

Nach Beschickung des nach oben entnehm-baren Plastiktanks, der sein Ladegut über Silikon- schläuche in die „Hobby“– Innereien entlässt, betätigen wir den Netzschalter und kurz darauf zwecks Erstbefüllung des Boilers die Kaffee-bezugstaste. Erfreulich geräuscharm brummelt die Bezzera los, nachdem mit ebenso vernehmlichem wie vertrautem „Klack“ das Magnetventil geöffnet hat. Bereits zweieinhalb Minuten später meldet die aufflackernde grüne Lampe das Erreichen der Betriebstemperatur. Weitere sechs Minuten darauf ist auch der eingehängte Siebträger heiß genug für den ersten Shot. Für Begeisterung sorgt übrigens, dass auch dem Einsteiger- modell endlich eine weichere Gruppendichtung spendiert wurde. Das zu unschönen Verrenkungen führende Festhalten des Gehäuses beim Einspannen gehört damit der Vergangenheit an.Der Jungfernschuss – mit 16 g „Gran Miscela“ im Doppelten noch etwas zu fein gemahlen, was das Expansionsventil mit gestresstem Quietschen quittiert – ist noch latent auf der bitteren Seite, lässt aber bereits erahnen, dass hier deutlich mehr möglich ist. Und so kommt es dann auch: Zwei, drei Versuche mit veränderter Mühleneinstellung später ist die Welt in Ordnung, belohnt uns der unprätentiöse Würfel mit Espressos, die sich definitiv nicht hinter erheblich teureren ErzeugeriSiebträgernnen verstecken müssen. Die Crema ist haselnussbraun und von stolzer Dichte, einzig eine stets präsente, latente Bitternote ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Messungen bestätigen, dass die „Hobby“ – und auch darin ist sie ihrer direkten Konkurrentin aus dem Hause Rancilio nicht unähnlich – temperaturmäßig einen Tick über die Stränge schlägt. Doch damit können wir angesichts des Preises gut leben.Weniger heldenhaft schlägt sie sich letztlich nur in der Kür, sprich: im Dampfmodus. Zwar nimmt sie auch diese Aufheiz-Hürde mit Bravour, kann jedoch trotz eilig verbanntem „Hilfsrüssel“ und ordentlichem Initial-Wumms über die volle Distanz nicht ganz verhehlen, dass 200 ml eben doch nur niedliche 200 ml bleiben. Prompt laufen vor dem geistigen Auge des Maschinisten wieder die Horrorszenarien des letzten Kanarenurlaubs ab, wo er in minutenlanger verzweifelter Lethargie dem zum Ferienhaus gehörenden 100-Euro-Thermoblock-Siebträger halbwegs verwertbaren Milchschaum zu entlocken trachtete. Mit moderatem Erfolg. Dass die Lanze der „Hobby“ zu allem Überfluss arg kurz geraten ist und bestenfalls Kannen bis 0,5 Liter gerecht wird, tut ein Übriges. Nein, Bellezza mia, Schäumen ist nicht deine Paradedisziplin. Aber man kann ja auch nicht alles können.

Resümee

Bezzera macht mit der Neuauflage der „Hobby“ vieles richtig und so ziemlich alles besser als zuvor. Allem voran das Magnetventil sowie die von der BZ-Baureihe bekannte massive 58-mm-Brühgruppe tragen deutlich dazu bei, dass die kompakte Italienerin fortan als ernst zu nehmende Alternative zur „Rancilio Silvia“ geführt werden darf. Wo letztere nicht zuletzt aufgrund des verbauten Kugelgelenks beim Schäumen die Nase vorn hat, punktet die „Hobby“ mit geringerem Preis und fescheren Farben. Und guten Espresso brüht sie allemal.

Für die Bezzera Hobby spricht:

  • rasch bezugsbereit
  • geringe Abmessungen
  • Blindsiebreinigung möglich, da Magnetventil
  • gute Espressoqualität
  • geringer Preis
  • schwerer Messingsiebträger
  • leichtes Handlingleise Pumpe

Steckbrief

Maße (Breite/Höhe/ Tiefe in cm):22 x 35 x 25

Gewicht: ca. 10 kg

Leistungsaufnahme: 1100 W

Kesselvolumen: 0,2 Liter

Features

» Einkreiser

» Magnetventil

» Kupferkessel

» professionelle 58-mm-Bezzera-Brühgruppe

» Heißwassertaste („P“)

» Füllstand von vorne einsehbar

» drei Farbversionen zur Wahl (Edelstahl satiniert, rot, schwarz)