Beamen wir uns in das Jahr 1979 zurück. In guten, meist französischen Restaurants landeten gerne mal Froschschenkel auf dem Speiseteller. Es galt als nonchalant und als nichts Außergewöhnliches. Zwischenzeitlich fielen die Tierchen dem Rotstift der Küchenchefs zum Opfer. Gut für das hüpfende tierische Volk und zur Freude von Tierschützern und Vegetariern.
Kommen wir ins Jetzt zurück. Der Frosch ist zurück, wenn auch nicht auf dem Teller, aber immer öfter in der Tasse. Nein, wir sprechen nicht von grünen Smoothies. Wir meinen schon den Frosch. Äh sorry, es heißt besser Froth mit dem Zusatz „au lait“. Also kein Frosch mit Milch, sondern Milchschaum, aus dem Englischen eingedeutscht. Genau für diesen besonders geschäumten Fall hat die Firma Gastroback ein schmuckes Gerät mit Zusatzgimmicks im Portfolio. Der Hersteller hat dem Maschinchen den sperrigen Namen „Design Milk & Chocolate Advanced“ verpasst. Um es gleich vorwegzunehmen: Im Netz werden immerhin rund 79 Euro für das Gerät fällig. Nicht wenig, zumal ein No-Name-Batterie-Milschschäumer in Form eines Stabes für 3,99 Euro im Internet zu haben ist. Welche Vorzüge bringt also das Gastroback-Gerät mit sich? Welche Nachteile hat es?
Unboxing des Design Milk & Chocolate Advanced
Auf der Verpackung ist ein Cappuccino einschließlich professionellem Latte Art zu sehen. Da kann schon das „Haben muss“-Gefühl überhand nehmen. Und tut es auch. Zack, liegt das Teil im Einkaufskorb und wartet sehnsüchtig auf das Auspacken und Testen. Schon nach kurzer Betrachtung des polierten Metallboliden ist unschwer zu erkennen, dass sich der Milchschäumer Advanced keine Blöße gibt. Korpus, Milchkanne nebst Aufschäumhilfe sind mehr als wertig verarbeitet. Es sind keine schlecht entgrateten Metallteile zu finden, die Haptik ist sehr gut. Sämtliche mit Milch in Kontakt kommenden Teile sind im Nu zu zerlegen, ohne ein Studieren der umfangreichen Bedienungsanleitung. Nur gesellen sich recht schnell unschöne Fingerabdrücke auf die Metallteile. Einfach wegwischen geht nicht, möchte der Benutzer den Urzustand nach dem Unboxing herstellen.
Angesteckt
Wir fackeln nicht lange, legen die umfangreiche Bedienungsanleitung trotz der seitenlangen Sicherheitshinweise in greifbare Nähe, stecken den Netzstecker in die Schukosteckdose und los geht’s.
Mit einem schnöden quak, äh, pieps erwacht das Gerät aus dem Schlaf. Nun gilt es, sich zwischen den zu wählenden Modi zu entscheiden: Milchschaum „kalt“ für Torten und Desserts, Milchschaum „heiß“ für Kaffeegetränke oder gar heißen Kakao oder simply heiße Milch. Und dies macht den feinen Unterschied zum 3,99 € No-Name-Billig-Schäumer aus. Es sind mehrere Milchprodukte mit diesem Gerät herzustellen.
Wir entscheiden uns zunächst für „kalten Schaum“. Den bereits ab Werk zusammengesetzten Rührstab einfach in den magnetischen Behälter stellen, Milch in den Behälter einfüllen und dabei die minimale und maximale Füllhöhe beachten, durchsichtigen Plastikdeckel aufsetzen, arretieren und gut. Entsprechende Taste drei Sekunden drücken, schon wechselt die rote Tastenleuchte auf blau und die Sause geht los. Ein sonores und zufriedenes Summen ist zu vernehmen, was eher ins Lethargische geht und eigentlich gefühlsmäßig schneller gehen müsste. Nach genau 120 Sekunden verstummt der Motor. Schon fertig? Tatsächlich, der Schaum ist exquisit und mega feinporig.
Schon zaubert das Ergebnis ein großes Lächeln ins Gesicht des Convenience-Barista. Eins zu null für Gastroback. Très bien! Wir sind auf den Schaum, äh Geschmack, gekommen und testen gleich mit 3,8-prozentiger Milch den „heißen Schaum“. Nebenbei: Milch in allen Fettstufen, sogar Ziegen- und Schafsmilch, kann problemlos verwendet werden. Selbiges Prozedere wie beim „kalten Schaum“, allerdings mit rund 210 Sekunden Dauer. Die Milch wird auf roundabout 67 Grad Celsius erhitzt und unterschreitet die magischen 70 Grad, bei denen der Schaum durch den Zerfall der Eiweißbestandteile in sich zusammenbricht. Auch hier ist das Ergebnis 1 a. Chapeau und zwei zu null.
Zum Dahinschmelzen
Die Königsdisziplin sehen wir in der Herstellung von Kakao aus Tafelschokolade. Wir nehmen die von Ostern übrig gebliebenen vegetarischen und ohne Froschschenkel auskommenden Schokoladenfrösche. Entkleiden die Froschköniginnen allesamt mit den filigranen Fingern und werfen diese mit der im Zubehör beigefügten Haube für den Rührstab in den Pott. Um ein Verkleben des induktiv betriebenen Rührmagnets zu verhindern, in jedem Fall bei festen Bestandteilen das Körbchen auf den Magnethalter setzen. Ein mulmiges Gefühl macht sich breit, zumal die Schokofrösche ihrem Lebensende entgegensehen. Aber keine Angst, sie leben – wenn auch kurze Zeit – in der Milch weiter.
Die Bedienungsanleitung verrät eine Wartezeit von fast sieben Minuten, die als endlos bezeichnet werden darf, der Betrachter gespannt vor dem surrenden Gerät harrt bevor das Ergebnis im ein Liter großen Behälter begutachtet werden kann. Ergebnis: sehr gut. Selbst hergestellter Kakao mit utz-zertifizierter Schokolade einschließlich ausreichendem Froth beruhigt das Gewissen und schmeichelt gleichzeitig positiv dem Gaumen. Ohne Körbchen sind so ca. 300 ml Flüssigkeit, mit Körbchen 600 ml herzustellen. Nebeneffekt: weitere Zutaten wie Kardamom, Zimt, Zucker oder ähnliches kann nach Belieben beigefügt werden, um so das eigene Haute-Cuisine-Chololate-Froth-au-Lait zu erhalten. Bravo! Drei zu null.
Die Symbiose zwischen Milch und Frosch ging eine wilde Liaison ein und ist dementsprechend verdammt heiß, was eigentlich anzunehmen ist, und verlangt nach einer kurzen Abkühlzeit vor einem Sensoriktest. Unser Tester hat sich den Mundraum verbrannt, was mit unserem ultimativen Trick zu vermeiden ist.
Die Zubereitung von heißer Milch beendet den Reigen der bunten Zubereitungsmöglichkeiten der Gastroback. Nach dem kurzen Druck der hinterleuchteten Taste ist die Milch innerhalb sechs Minuten heiß. Chapeauchen. 3,5 zu null. Wobei in Anbetracht der Tatsache, dass durch die Induktion kein Anbrennen und Überschäumen der Milch möglich ist, vergeben wir guten Gewissens nochmals 0,5 Punkte on add.
Zugabe bitte
Der Schaum der Gastroback ist heiß oder kalt eine Wucht, ist feinporig, fest und formstabil, vergeht auf der Zunge bestens. Allerdings ist mit diesem Gerät weder ein Herz noch eine Blume auf den Cappu zu zaubern – aufgrund vorgenannter Eigenschaften. Da bedarf es schon eines Siebträgermaschinchens mit entsprechend Dampfpower. Aber im direkten Vergleich zum schnöden Plastik-3,99-Euro-Schaumstab macht die Gastroback in der Küche einiges her. Sie ist durch die wenigen Teile leicht zu reinigen und bietet nebenbei noch ein paar Gimmicks obendrauf. Wir geben vier zu Null im Vergleich. Resümierend kann gesagt werden: Der Frosch ist weg, es lebe der Froth. ˙