Kaffee mit der French Press – so geht’s

Eines vorweg und falls Sie den Artikel nicht bis zum Ende lesen möchten, der wichtigste French Press-Tipp zuerst: drücken Sie die Kaffeekrone nach dem Brühvorgang niemals bis zum Boden und dem größtmöglichen Widerstand herunter. Damit „pressen“ Sie nur Dinge aus dem Kaffeesud, die dort aus Aromagesichtspunkten besser drinbleiben sollten.

Los geht’s mit einer Begriffsklärung. Im Folgenden geht es um die Pressstempelkanne, die meistens French Press, manchmal Kaffeepresse, Cafetière, Chambord- oder Siebstempelkanne, oftmals auch Bodum-Kanne genannt wird. Wir nennen sie ab diesem Punkt im Artikel nur noch French Press, nutzen aber das Modell von Bodum.

Wer hat‘s erfunden?

Das bekannteste Patent stammt aus dem Jahr 1929 auf eine „Drückerkanne“ und stammt vom Italiener Attilio Calimani. Allerdings findet man die ersten Patente bereits aus dem Jahr 1852 von Henry Otto Mayer und Jacques Victor Delfforge und 1854 von Jean-Honoré Lavigne. Allesamt Franzosen. Den Durchbruch erlebte die Kanne allerdings erst Mitte der Siebzigerjahre, als das dänische Unternehmen Bodum mit seiner ersten Kanne namens „Bistro“ auf den Markt kam. Ein Erfolgsfaktor dabei war sicherlich auch der Preis. Neben dem Aufguss in der Tasse, wie er heute noch in Ostereuropa populär ist, gehört die Zubereitung in der French Press zu den günstigsten Methoden Kaffee zu genießen. Sie benötigt weder einen Filter, noch wird durch Sie Müll produziert.

Auswahl des Kaffees

Kaffee aus der French Press hat eine verhältnismäßig lange Kontaktzeit zwischen Wasser und Kaffeemehl. Das Ergebnis ist ein vollmundiger Kaffee in dem so manches erhalten bleibt, was beispielsweise ein Filter zurückhalten würde. Man kann daher grundsätzlich alle Kaffees die für die Zubereitung außerhalb der Espressowelt geröstet wurden verwenden. Allerdings sollte man dabei einpreisen, dass ohnehin schon vollmundige Kaffees, wie beispielsweise ein Sidamo, so mancher Kenianer oder gar Canephora Varietäten nicht uneingeschränkt dafür geeignet sind. Während ein fruchtiger Mittelamerikaner in der French Press ungeahntes Volumen entfalten kann. Aber auch hier gilt, wie eigentlich immer: reden Sie mit Ihrem lokalen Röster und probieren Sie verschiedene Sorten aus. Wer einen geschmacklich würzigeren Kaffee wählt, sollte eventuell die Wassertemperatur etwas reduzieren. 88 bis 90 Grad reichen dann auch aus.

Mühle und Mahlgrad

Immerhin hat es die French Press sogar geschafft in Sachen Mahlgrad ein feststehender Begriff zu werden. Wer beim Röster seines Vertrauens (oder gar in der Tchibofiliale) den Mahlgrad mit „für die French Press“ angibt, der bekommt gröber gemahlenen Kaffee. Wer zuhause mahlt, der liegt mit Mahlgut in Grieskorngröße richtig. Auf keinen Fall sollte man die Größe wählen, die für Filterkaffee oder gar Espresso genutzt wird. In diesem Fall wird der Kaffee bitter. Ein guter Indikator ist der Widerstand, den die Kanne beim herunterdrücken gibt. Lässt sich der Stempel nur schwer herunterdrücken, ist das Mahlgut deutlich zu fein, wenn er hingegen widerstandslos nach unten rauscht, ist es zu grob. Ob Hand- oder Elektromühle spielt keine Rolle. Grobes Mahlgut bekommt so gut wie jede Mühle hin.

Eine gängige Größe für die French Press ist 1 Liter oder 8 Tassen. Große Modelle liegen bei 12 Tassen und 1.5 Liter. Es gibt aber auch die kleine Kanne mit 0.35 Liter. Letztere wird manchmal auch in ausgesuchten Cafés zur Zubereitung und Degustation am Tisch genutzt. Ein guter Mittelwert für 0,5 Liter Wasser sind 30 g Kaffeemehl. Also 60 g auf einen Liter. Wer gerade keine Waage hat: auf einen Esslöffel passen rund 10 g Kaffee. Apropos Löffel: nach Möglichkeit Plastiklöffel verwenden, da es sonst zu Kratzern im Glas kommen kann.

Aufguss mit Wasser

Natürlich verwenden wir auch bei der French Press gefiltertes Wasser. Davon kochen wir etwas mehr auf, als wir eigentlich für den Kaffee brauchen. Denn bevor das eigentliche Brühen beginnt, spült man die Kanne mit etwas heißem Wasser aus. So wird sie sauberer und wird vorgewärmt. Sobald das Wasser kocht, nimmt man es von der Hitzequelle lässt es ein paar Sekunden ruhen. Erst wenn es die ideale Temperatur von um die 90 Grad hat, beginnen wir mit dem Aufguss. Hierzu benetzen wir zunächst das Kaffeemehl mit etwa doppelt so viel Wasser wie Kaffee – also noch nicht mit dem ganzen Wasser. Diesen Sud rühren wir kurz um und lassen ihn dann rund 20 bis 30 Sekunden ziehen. Besonders schön: es zeichnet sich nun schon eine kleine goldene Schaumkrone ab (je frischer der Kaffee, umso mehr Schaum, da sich noch mehr Gas in den Bohnen befindet). Anschließend wird das restliche Wasser in die Kanne gegeben. Jetzt sollte die French Press rund 4 Minuten Zeit bekommen zum Ziehen.

Stempeln

Bevor man nun den Stempel herunterdrückt spaltet sich die Gemeinde der Bodumnisten in zwei Lager: die einen schöpfen vorher – kurz vor dem Herunterdrücken – die obere Kaffeeschicht mit einem Löffel ab um die Extraktion zu stoppen und beim Stempeln keine ungewollten Aromen aus dem Kaffee zu pressen. Die anderen drücken das Ganze einfach Richtung Boden und geben dem Kaffee so nochmal Extrawürze. Aus Bequemlichkeitsgründen gehören wir zur zweiten Fraktion, wollten Ihnen das mit dem Schöpfen aber nicht vorenthalten. Aber, wie eingangs schon erwähnt, sollten Sie niemals zu stark drücken um nicht Dinge, die lieber im Kaffeesatz bleiben sollten, zu extrahieren.

Ein Tipp noch: Bevor man den Deckel herunterdrückt, sollte man ihn ein paar Augenblicke durch den aufsteigenden Dampf warm werden lassen. So dehnt er sich ein wenig aus und lässt weniger Fines durch den Metallring.

In der Tasse

Jetzt steht dem Kaffeevergnügen nichts mehr im Wege. In der Tasse ist Kaffee aus der French Press ein wenig trüber als gefilterter Kaffee. Auch kann es sein, dass er sich etwas mehlig anfühlt, was ein Zeichen für einen zu feinen Mahlgrad ist. Wichtig: Kaffee den man nicht gleich trinkt unbedingt umfüllen, damit der Extraktionsprozess gestoppt wird.

Pflege der Kanne

Gute French Press Kannen lassen sich komplett zerlegen und sind Spülmaschinenfest. Von Zeit zu Zeit sollte man auch mal die kleinen Schrauben und Gewinde reinigen, die den Deckel zusammenhalten. Ansonsten ist gerade die leichte Reinigung und der fehlende Abfall ein Vorteil der French Press.