Darauf solltest Du beim Kauf achten, um die richtige Kaffeemühle für Dich zu finden. Die wichtigsten Antworten zu Kaffeemühlen von Europas größtem Kaffeemagazin.
Wer liebt ihn nicht, diesen unnachahmlichen Duft frisch gemahlenen Kaffees? Um sich an diesem nicht nur im Lieblingscafé, sondern auch in den eigenen vier Wänden erfreuen zu können, muss die richtige Kaffeemühle her. Neben diesem zugegebenermaßen subjektiven emotionalen Aspekt gibt es noch reichlich weitere Vorzüge des Selbermahlens on demand: Wissenschaftlichen Studien zufolge verflüchtigen sich bereits eine Viertelstunde nach dem Mahlen über die Hälfte der Aromen. Eine zügige Weiterverarbeitung des Mahlguts ist daher ratsam. Außerdem kauft man bei ungemahlenem Kaffee nicht so sehr die Katze im Sack. Eine optische Qualitätskontrolle lässt sich an ganzen Bohnen viel besser durchführen als bei Vorgemahlenen aus dem Discounter. Dem Pulver ist nämlich nicht anzusehen, ob womöglich Stock und Stein mitgemahlen wurden oder welcher Qualität die gerösteten Bohnen waren. Zudem braucht jede Zubereitungsmethode ihren individuellen Mahlgrad, der gerade bei Espresso sensibel auf die äußeren Gegebenheiten abgestimmt werden muss und schlecht standardisiert werden kann.
Darauf solltest Du beim Kauf achten
Das A und O ist die Mahlgutkonsistenz. Die Aufgabe einer Mühle ist es, die Kaffeebohnen möglichst schonend zu zerkleinern, um deren Oberfläche so zu vergrößern, dass eine ebenmäßige Extraktion erfolgen kann. Vor allem bei Espresso ist eine homogene Partikelgröße entscheidend. Doch auch die Filterkaffeezubereitung geht in die Hose, wenn zu viele Fines den Filter verstopfen, während daneben zu grobe Stücke unterextrahiert vor sich hin dümpeln.
Worauf kommt es also an? Die perfekte Kaffeemühle läuft nicht heiß, ist leise, schnell und günstig, stufenlos verstellbar und spuckt dabei noch uniformes Mahlgut aus. On top sieht sie noch fancy aus, hat ein Display und keinen Totraum. Doch wie so oft im Leben kann man nicht alles haben…
You get what you pay for
Bei Kaffeemühlen gilt prinzipiell: Wer billig kauft, kauft zwei mal – mindestens. Je tiefer man im Kaffeemeer versinkt, desto öfter muss erfahrungsgemäß ein Equipment-Upgrade her. Vor dem Kauf sollte gut überlegt sein, für welche Zwecke das Mahlwerk eingesetzt werden soll. Wird ausschließlich Espresso getrunken, muss der Apparat besonders im super- bis mittelfeinen Bereich exakte Arbeit leisten. Selbst kleinschrittigste Feinjustierungen sollten möglich sein. Filterkaffeetrinker hingegen interessiert nicht pulverfein, sondern ob die Mühle immer noch gleichmäßig gute Ergebnisse für Chemex oder gar Karlsbader Kanne liefert. Will man sowohl Espresso als auch Filter perfekt zubereiten, wird es noch verzwickter. Mühlen, die beides gleichermaßen gut schaffen und dabei kein allzu großes Loch in die Haushaltskasse reißen, sind rar.
Elektrisch oder Manuell?
Bei manuellen Mühlen ist eine gute Mahlgutqualität günstiger zu haben als bei Elektrischen. Doch hat man, nachdem die erste Euphorie nachgelassen hat, wirklich noch Zeit und Lust, sich jeden Morgen seinen Wake-Up-Kaffee zu erkurbeln? Wer diese Frage sicher mit ja beantworten kann und kein kleines Vermögen ausgeben mag, sollte sich bei seiner Suche auf Handmühlen konzentrieren. Dabei darf aber nicht unterschätzt werden: Je feiner der Mahlgrad, desto langwieriger und beschwerlicher das Mahlen. Gerade für Espressotrinker kann es schnell in einen mühseligen Kraftakt ausarten, wenn Shot für Shot manuell gemahlen werden muss, bis Mahlgrad und Dosis endlich perfekt aufeinander abgestimmt sind und der Espresso wie gewünscht fließt. Die passende Kaffeemühle ist also auch von den Vorlieben des Kaffeetrinkers abhängig.
Das Mahlwerk
Schlagmahlwerke sind grundsätzlich die günstigste elektrische Variante. Wie der Name schon sagt, zerschlägt eine von einem Motor angetriebene Klinge das Röstgut willkürlich in größere und kleinere Teile. Tendenziell ist von diesen Bohnenhackern aufgrund der inkonsistenten Ergebnisse eher abzuraten.
Weit verbreitet sind Scheibenmahlwerke. Zwei flach übereinander liegende Scheiben aus Stahl oder Keramik sind hier für das Zermahlen der Kaffeebohnen zuständig. Bei feinerem Mahlgrad rücken diese Mahlscheiben näher zusammen, bei gröberem weiter auseinander.
Außerdem gibt es Mühlen mit Kegelmahlwerk. Bei diesen konischen Mahlwerken ist der äußere Kegel fixiert, während der Innere von einem Motor angetrieben wird. Aber Vorsicht: Bei Mühlen für den Home-Barista wird oft mit der Bezeichnung ‚Kegelmahlwerk‘ geworben. Diese sind jedoch nicht per se das Nonplusultra der Kaffeemühlen. Wichtig ist nämlich vor allem, dass ein leistungsstarker Motor und große Mahlscheiben das Ensemble komplettieren. Die günstigen unter den Kegelmahlwerken haben gemeinhin schwache Motoren verbaut, die durch eine zu hohe Drehzahl rasch heiß laufen. Hitze ist bekanntermaßen einer der gemeinsten Kaffeefeinde, der gravierend zur Aromenzerstörung beiträgt.
Gastro-Mühlen
Die Königsklasse bilden ganz klar Gastro-Mühlen. Diese haben meist Kegelmahlwerke verbaut, die von einem starken Motor mit geringer Drehzahl und hohem Drehmoment angetrieben werden. Der Scheibendurchmesser spielt eine entscheidende Rolle bei der Wärmebildung – Je größer die Mahlscheiben, desto langsamer laufen sie heiß. Daher haben Gastro-Mühlen Scheiben ab 60mm verbaut, bei Geräten im Home-Segment liegt der Durchmesser bei 40-50mm. Dem Kosten-Nutzen-Faktor entsprechend sind Profi-Mühlen alles andere als preiswert und wohl nur für die ambitioniertesten Home-Baristas ein sich lohnendes Investment.
Wer beim Modell keine Abstriche machen und trotzdem seinen Geldbeutel schonen möchte, könnte auf eine gebrauchte Mühle zurückgreifen. Hier stellt sich jedoch die Frage, ob das Gerät vom Vorbesitzer regelmäßig gereinigt und gewartet wurde und wie abgenutzt die Mahlscheiben sind. Stumpfe Scheiben zerdrücken die Bohnen wie ein Mahlstein und produzieren dadurch unsaubere Ergebnisse. Die Retro-Schlagmessermühle von Oma hat vielleicht Stil und weckt Kindheitserinnerungen, die Mahlgutqualität wird aber höchstwahrscheinlich zu wünschen übrig lassen, weshalb sie sich sich wohl besser als Dekoelement eignet. Bei gebrauchten Mühlen sollte man sich bestenfalls für ein Modell entscheiden, bei dem die Mahlscheiben auswechselbar sind und beim Hersteller nachbestellt werden können.
Mühlen unter 100 Euro Budget
Kann man solide Mahlergebnisse von einer Mühle unter 100€ verlangen?
Naja. Wer unbedingt eine elektrische Kaffeemühle zum kleinen Preis haben will, darf nicht allzu viel erwarten. Bei diesem Budget wird es sicher auf eine Schlagmesser-Mühle im Plastikgewand hinauslaufen. Dennoch ist die Meinung verbreitet, dass frisch Mahlen mit einer schlechten Mühle immer noch besser ist als irgendwann mal mit einer Mahlkönig EK43 gemahlenes Pulver.
Kaffee-Koryphäe James Hoffmann hat folgende Tipps, um selbst aus einer Schlagmessermühle das Optimum herauszuholen: Während des Mahlvorgangs alle paar Sekunden stoppen und die Mühle leicht schütteln, um die Bohnen gleichmäßig im Mahlwerk zu verteilen. Das Mahlgut anschließend durch ein Sieb schütten und die großen, im Sieb hängen gebliebenen Stücke nochmals mahlen. Dann ein zweites Mal aussieben und die restlichen zu großen Überbleibsel entsorgen. Um neben den zu groben Partikeln auch noch die Fines loszuwerden kann man das Mahlgut mit den Fingern auf einem Stück Küchenrolle verstreichen. Nach dem Abkippen bleiben die staubfeinen Teilchen im Tuch hängen. Mit viel Arbeit und Schwund kann man so durchschnittliche Ergebnisse für Filterkaffee erzielen. Aufgrund der Inkonsistenz und schlechten Reproduzierbarkeit scheint das Vorgehen jedoch aussichtslos, wenn es an die Espressozubereitung geht.
Mühlen bis 300 Euro Budget
Bei einem Budget von 300€ hat man schon ganz andere Möglichkeiten. Die verbauten Materialien werden hochwertiger, einige Modelle sind mit LCD-Display, Timer, automatischer Anpassung der Dosis bei Mahlgradänderungen oder einer Halterung für freihändiges Mahlen direkt in den Siebträger ausgestattet. Hochwertige Handmühlen sind für unter 300€ zu haben.
Mühlen von 300 bis 600 Euro Budget
Zwischen 300-600€ hat man noch mehr Entscheidungsspielraum. Schickere, durchdachtere Designs treffen in der Regel auf leistungsstärkere Motoren. Auch die verbauten Mahlscheiben werden größer und besser. Trotzdem sind hochpreisige Mühlen nicht prinzipiell schneller oder leiser und es gilt nicht pauschal die Maxime: Je teurer desto mehr Features. In dieser Preisspanne sind Mühlen ohne Schnickschnack zu finden, die super Endergebnisse liefern oder solche mit allem erdenklichen Pipapo, bei denen man sich aber doch mit durchschnittlich guten Resultaten zufrieden geben muss.
Mühlen ab 600 Euro Budget
Ab 600€ vermischt sich das Angebot aus hochkarätigen Home-Mühlen und Einsteiger-Profimodellen. Wer genau weiß, was er will und braucht, weil er vielleicht schon zwei oder drei günstigere Mühlen besaß, ist in dieser Sparte richtig. Hier führen den Kaufinteressenten persönliche Ansprüche und Vorlieben zum Wunschmodell.
Vor dem Kauf sollte unbedingt feststehen, für welchen individuellen Zweck das Gerät vorrangig eingesetzt werden soll, um die Suche mit einer genauen Vorstellung zu starten. Wie wichtig ist die Optik, wie viel Wert legt man auf besondere Accessoires und Features oder einen bestimmten Hersteller? Ansonsten trägt folgendes noch maßgebend zur dauerhaften Zufriedenheit bei: Ein geringer Totraum ist wichtig, um die Bohnenverschwendung zu minimalisieren. Nicht wenige Geräte haben so viel Platz zwischen Mahlscheiben und Auswurf, das oft mehrere Gramm an ungewolltem Vorrat hängen bleiben. Ist der Bohnenbehälter abnehmbar, kann er leichter gereinigt und geleert werden.
Bei Filterkaffeemühlen sollte praktischerweise ein Auffangbehälter vorhanden sein, ein Direktauswurf mit Siebträgerhalterung bei Espressomühlen. Einige Modelle streuen sehr stark, was auf Dauer doch recht nervig werden kann, wenn man nach jedem Mahlvorgang den ganzen Arbeitsbereich abpinseln muss. Bei manchen Mühlen sind aus diesem Grund antistatische Materialien verbaut. Die Mahlgeschwindigkeit spielt eher bei der gewerblichen Nutzung eine Rolle. Wer sich Zuhause eine Handvoll Kaffees am Tag zubereitet, kann sicher verkraften, wenn ein Doppelshot in 12 statt 6 Sekunden durchgemahlen ist. Daher ist die Geschwindigkeit sicher der erste Punkt, bei dem man Abstriche machen kann.
Mahlscheibe:
Scheiben- oder Kegelmahlwerk? Unsere ganz klare Antwort: egal. Wir haben hier in der Redaktion über die Jahre immer wieder Mühlen mit beiden Mahlwerktypen getestet. Mit dem Ergebnis, dass bei den guten Maschinen nicht der Mahlwerkstyp ist, der den Unterschied ausmacht. Und die Frage, was ist schlechter Scheibe oder Kegel kann locker mit „Messermahlwerk“ beantwortet werden. Beim Messer erfolgt die Mahlgradverstellung quasi über die Dauer des Knopfdruckes. Daher ist es jedes Mal eine Lotterie, ob man wieder den gewünschten Mahlgrad hinbekommt.