Niche Zero Kaffeemühle im Test

Eine professionelle Kaffeemühle für den Home-Barista, bei der sowohl Espresso-Enthusiasten als auch Filter-Fans auf ihre Kosten kommen – oft versucht, nie erreicht. Die Niche Zero macht sich bereit, den Kaffeemühlenmarkt aufzumischen.

Dabei kommt die Niche Zero nicht von einem der Big Player mit jahrzehntelanger Kaffeetradition, sondern aus Hampshire in Großbritannien. Entwickelt nicht von einem mehrköpfigen italienischen Team mit Espresso im Blut, sondern von Erfinder und Kaffeefan Martin Nicholson. Nach vier Jahren Tüftelei und 30 Prototypen startete der Ingenieur im September 2017 eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Indiegogo mit dem Ziel, 50.000 Pfund für die Realisierung und Produktion seiner Idee zu sammeln. Das Interesse an Nicholsons Projekt war so groß, dass schließlich fast 1,5 Mio.€ zusammengekommen sind und der Umsetzung somit nichts mehr im Wege stand. Die ersten Exemplare wurden dann im Juni 2018 verschickt.

Niche Zero – Die beste Kaffeemühle?

Ganz unbescheiden wird der Mühlen-Newcomer auf der firmeneigenen Homepage als „the best coffee grinder“ angepriesen. Damit der Kaffee auch in den eigenen vier Wänden endlich so gut wird wie im Lieblingscafé, widmete sich das Niche-Team den drei Hauptproblemen „waste“, „noise“ und „grind quality“. Wir haben den UK-Import einem ausgiebigen Test unterzogen, um zu überprüfen, was an den folgenden fünf selbstbewussten Versprechen dran ist: Zero Mahlgutrückstände.

Das Gerät ist so konzipiert, dass kein Kaffeepulver zwischen Mahlscheiben und Auswurf hängen bleibt und bis zum nächsten Nutzen ranzig werden kann. Dies wird durch einen besonders kurzen und direkten Transportweg des Mahlguts im Inneren der Mühle erreicht. Um die alltägliche Bohnenverschwendung gegen Null zu halten, soll Input gleich Output sein. Die Konsistenz wird vom Hersteller mit weniger als +/- 0,2 g pro Mahlvorgang angegeben. Nicht selten spucken Mühlen gleich mehrere Gramm weniger oder mehr Pulver aus, als zuvor in Form von Bohnen eingefüllt wurden ist. Bei der Niche Zero sind wir von der Präzision überrascht. Beispiel: 30 g oben rein, 29,9 g unten raus. Nach zahlreichen Testläufen können wir das Versprechen also bestätigen.

Kein Krach

Was den Lärmpegel angeht gilt hier: Lieber leise als schnell. Die Niche Zero ist mit einer Geschwindigkeit von 330 Umdrehungen pro Minute definitiv keine Highspeed-Mühle. Laut Herstellerangaben schafft sie ca. 1,5 g pro Sekunde bei feinem Mahlgrad und ca. 2,1g pro Sekunde bei grober Einstellung. Im Test brauchen wir für einen 16 g Doppelshot ca. 13 Sekunden, für 20 g Espressomahlgut etwa 15 Sekunden. Unter anderem aus der Langsamkeit resultiert eine mit 72 db angegebene geringe Lautstärke. Ohne diesen Wert nachgemessen zu haben empfinden wir die Niche Zero als vergleichsweise so leise, dass durch das Geräusch deutlich weniger Mitbewohner durch frühmorgendliche Mahlvorgänge vorzeitig geweckt werden dürften. Ein weiterer Vorteil, den der langsame Antrieb der konischen 63 mm Mahlscheiben mit sich bringt ist, dass das Mahlwerk während des Betriebs nicht so stark erhitzt, was sich positiv auf die Mahlgutqualität auswirkt. Perfektion vor Hektik – Check.

Einfachheit

Eine rote LED-Leuchte signalisiert, dass die Mühle mit Strom versorgt und einsatzbereit ist, der Kippschalter darüber startet den Mahlvorgang. Um Kabelsalat zu vermeiden, kann man das Stromkabel bis auf den Stecker vollständig im unteren Teil der Mühle verstauen. Das einzige Plastikteil, der durchsichtige Deckel mit magnetischem Verschluss, lässt sich zum Einfüllen der Bohnen ohne großartiges Herumhantieren auf- und zuklappen. Aus Sicherheitsgründen startet der Mahlvorgang nur bei geschlossenem Deckel, was durch einen kleinen Pin gewährleistet wird, der im verschlossenen Zustand das rote Knöpfchen neben dem Verstellring herunterdrückt. Die Entnahme der Mahlscheiben zur Reinigung kann ohne Spezialwerkzeug vorgenommen werden. In der Betriebsanleitung wird der Vorgang Schritt für Schritt erklärt. Auch die erneute Kalibrierung nach dem Zusammenschrauben ist dort beschrieben. Der Mahlgrad wird durch Drehen des silberfarbenen Rings eingestellt. Dieser gleitet so leichtgängig auf seiner kreisförmigen Umlaufbahn, dass ein Verstellen sogar einhändig möglich ist. Alles easy peasy. Auch im Punkto Einfachheit kann die Niche Zero demnach überzeugen.

Volle Mahlgradkontrolle

Der Mahlgrad ist stufenlos einstellbar, die von 0–50 reichende Skala dient dabei der Orientierung. Beim Herumexperimentieren zeigt sich, dass die kleine Niche Zero ein echtes Allroundtalent ist. Nicht nur Espresso und Pour Over sind möglich. Für extragrobe Ergebnisse kann noch über die höchste Einstellung hinaus gegen den Uhrzeigersinn weitergedreht werden. Mit einem Mahlgrad jenseits der 50 erhält man Chemex- und French-Press-fähiges Mahlgut. Sogar pulverfein für Ibrik schafft sie mühelos. Um staubfeines Mahlgut zu erhalten, muss man lediglich über den Nullpunkt hinaus im Uhrzeigersinn weiterdrehen. Die Möglichkeit, jeden gewünschten Mahlgrad zu produzieren, hat uns voll überzeugt. Schade ist nur, dass die Skala nicht weiter reicht und man sich die superfeinen und groben Einstellung anderweitig merken muss. Beim genaueren Inspizieren des Mahlguts stellen wir eine augenscheinlich sehr konsistente Partikelgröße fest. Mahlgutvergleich ebenfalls bestanden.

Hochwertige Materialien

Wichtig war dem Hersteller laut Produktbeschreibung, der Mühle keinen billigen Plastikkörper zu verpassen, sondern ausschließlich hochwertige Materialien zu verbauen. Beim Auspacken fällt direkt die gute Verarbeitung und tolle Haptik des Gerätes auf. Der pulverbeschichtete Aluminiumkörper wird in „Midnight Black“ oder „Pure White“ gefertigt. Applikationen wie die Füße, das Base Cover oder die Halterung für den Mahlgutbehälter sind aus Eichenholz, die Mahlscheiben aus gehärtetem Stahl. Weil sich über Geschmack bekanntlich streiten lässt, ist der Look sicher nicht jedermanns Sache. Die Idee war es, eine Haushaltsmühle zu schaffen, die nicht „industrial“ aussieht, sondern sich harmonisch in die heimische Küche einfügt und dort vor allem, auch was die Größe angeht, problemlos einpasst. Mit einer Höhe von knapp 31 cm und einem Gewicht von etwa 4 kg ist die Mühle klein und handlich, passt außerdem locker zwischen Arbeitsplatte und Unterschrank.

Die Niche Zero ist ein Single Doser und damit sozusagen das Gegenteil einer Vorratskammermühle. Für jeden Mahlvorgang müssen die Kaffeebohnen einzeln abgewogen, für jeden Shot neu gemahlen werden. So soll es nach dem Gebot der maximalen Frische ohnehin laufen. Für perfekte Ergebnisse muss also stets eine Feinwaage zur Hand sein. Eine Halterung, um direkt in den Siebträger zu mahlen, ist nicht vorhanden.

Mithilfe des mitgelieferten Edelstahlbechers wird die gewünschte Menge Kaffeebohnen eingefüllt und der Becher anschließend unter den Auswurf gestellt. Der Kippschalter wird umgelegt und erst wieder in Off-Position versetzt, wenn alle Bohnen gemahlen sind und das Mahlwerk vollständig leer ist. Während des Mahlvorgangs muss also kein Taster festgehalten werden. Hier fällt uns wieder auf, wie gut durchdacht die Niche Zero ist: Dadurch, dass der Behälter genau in die kreisrunde Aussparung direkt unterhalb des Auswurfs passt, kann er durch die Vibration des Permanentmagnetmotors nicht abwandern und es wird sichergestellt, dass so gut wie nichts danebengeht. Das macht das Mahlen zu einer sauberen Sache.

Durchdachtes Design

Um das Mahlgut nun auch verlustfrei in den Siebträger zu befördern, wird selbiger auf den exakt für 58er-Siebe passenden Becher platziert und beides gemeinsam umgedreht. Durch leichtes Klopfen auf den Becherboden gehen auch die letzten Krümel in den Siebträger über und es kann getampt und extrahiert werden. Bis der Espresso in der Tasse landet, sind dementsprechend schon einige Handgriffe nötig.

Bei der Filterkaffeezubereitung ist das maximale Fassungsvermögen von 50 g Kaffeebohnen interessant. So viel passt in die kleine Kammer zwischen Deckel und Mahlscheiben. Durch diese geringe Kapazität und das Fehlen eines Bohnenbehälters wird nach oben hin erheblich viel Platz gespart und der Nutzer gerät nicht in Versuchung, Bohnen bis zum nächsten Tag oder länger im Hopper zu lassen. Will man mal einen ganzen Liter Filterkaffee zubereiten, ist der Edelstahlbehälter fast bis zum Rand mit Mahlgut gefüllt und muss vorsichtig gekippt werden, um ihn unter dem Auswurf herauszubekommen.

Fazit zur Niche Zero:

Mit einem aktuellen Preis von ca. 560 € ist die Niche Zero nicht gerade ein günstiges Einsteigermodell, jedoch genau das richtige für jene, die bereit für ein Upgrade sind, um ihre Geschmacksergebnisse zu optimieren. Wir finden: Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.