Quickmill QM67 EVO im Test

Mit Quickmill ist es ja so eine Sache. Seit Jahren überschwemmt einen der Traditionshersteller aus Senago bei Mailand förmlich mit Modellen und deren Varianten. Kompaktes, Traditionelles, Automaten – mitunter kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, die Betriebsleitung verliere sich selbst im ausufernden Vielerlei der Baureihen. Die aktuelle Reinkarnation des E61-Dualboilers QM67 legt demgegenüber einen angenehm aufgeräumten Tanz aufs Parkett. Ob das reicht?

Erstkontakt

Vorauszuschicken wäre Folgendes: Die besagte Dualboiler-Dame von Quickmill ist keine Unbekannte, sondern präsentiert sich uns nurmehr optisch geliftet und in einigen Aspekten sinnvoll überarbeitet. Beim Öffnen der Box wird sofort klar, dass der Jungbrunnen der Maschine deutlich gut getan hat. Dem latent altbackenen Odeur, den die Marke aus der Lombardei sonst gerne verströmt (man könnte auch „traditionell“ sagen), hat die Design-Abteilung gekonnt den Kampf angesagt und setzt nun verstärkt auf Geradlinigkeit. Am besten lässt sich dieser Paradigmenwechsel anhand der markant gezeichneten Seiten, des Edelstahl-Bezugshebels sowie der neugestalteten, wertigeren PID-Bedieneinheit nachvollziehen. Ebenfalls neu sind die aufgeräumte Positionierung der separaten Schalter und Statusleuchten beider Kessel über der Brühgruppe, ein schniekes Doppelmanometer und eine kleine blaue LED darüber, die dem Eigentümer des Gerätes den Betriebszustand seines nunmehr mit einem auf Wunsch zuschaltbaren Eco-Modus ausgestatteten Maschinchens anzeigt. 24 Kilogramm sind auf den Testparcours zu bugsieren, womit die QM67 gegenüber ihren Kontrahentinnen eher leicht wirkt. Dafür bringt sie ein paar sinnvolle Dreingaben zur Party mit: neben zwei schweren Siebträgern einen ebenso wertigen Tamper und eine zweite Dampfdüse, die dem Heimbarista die Wahl zwischen zwei und vier Löchern lässt. Guter Move.

Auf dem Testtisch: Die Quickmill QM67 EVO. U. a. mit an Bord: einzeln schaltbare Dualboiler, PID-Steuerung und ein Re-Design.

Kommen wir schließlich zu ein paar Schattenseiten. Am Umstand, dass Quickmill sich von keimanfälligen Ansaugschläuchen verabschiedet hat, ist zunächst ja nichts auszusetzen. Schade allerdings, dass die nun verbaute Tankaufnahme wirklich wenig Halt bietet, was das Ganze unschön wackelig werden lässt, und man den Überdruck mittels Plastik-Schniepel in die – wenigstens üppig dimensionierte – Abtropfschale ableitet. Bei unserem Testmodell war zudem der Tankdeckel verklemmt und ließ sich nur unter Gewaltandrohung vom Verlassen seiner angestammten Ruheposition überzeugen. Umso besser, dass man angesichts eines solchen Szenarios zur Not gleich die ganze Abdeckung abheben kann. Bug oder Feature? Zweitrangig. In jedem Falle italienisch.

Von außen nach innen

Das Innere der Quickmill überzeugt demgegenüber – zumal im Direktvergleich zu früheren Reinkarnationen – durch kommode Aufgeräumtheit, was sicherlich nicht zuletzt auch dem Fehlen einer raumfüllenden Rotationspumpe zuzuschreiben ist. Ganz recht: ein Doppelboiler mit Vibrationspumpe. Nach wie vor sind beide Boiler isoliert, der mit 0,75 Litern großzügig dimensionierte Kaffeekessel geht zwar auf den ersten Blick fast als Edelstahl-Vertreter durch, ist aber weiterhin aus innen beschichtetem Kupfer. Ein Liter Fassungsvermögen für Dampf und Heißwasser wirken demgegenüber beinahe schon gefährlich überschaubar, was aber durch die 1,4 KW starke Heizung mehr als relativiert wird. Sinnvollerweise lässt sich zudem je nach Nutzungsszenario festlegen, auf welchem Boiler bzw. welchem Heizelement die Priorität liegt. Und sogar dem Thema Nachhaltigkeit hat man sich gewidmet und der QM67 einen auch mit künftigen EU-Richtlinien kompatiblen Standby-Modus spendiert. Der versetzt die Maschine, ist er erst einmal etwas umständlich aktiviert, nach 25 Minuten Untätigkeit in einen Schlummerzustand, was sie durch Blinken quittiert.

Zwei auffällige weitere Besonderheiten haben die Mailänder übrigens explizit beibehalten. Zum einen das „Pulsor“ getaufte Add-On zur ULKA-Vibrationspumpe, das einen geglätteten Druckaufbau sowie weniger Geräuschentwicklung garantieren soll, sowie das von oben verstellbare Expansionsventil. Zumindest bei Letzterem stellt sich indes die Frage, ob es im Heimanwender-Alltag nicht mehr Verwirrung stiftet als es Nutzen bringt. Spielernaturen wird es gleichwohl begeistern.

Auf Herz und Nieren

Nachdem der Plastiktank befüllt ist und seinen Heimathafen gefunden hat, legen wir flugs die zwei massiven Kippschalter um – und los geht’s. Wobei…geschieht da überhaupt etwas? Derart kultiviert versieht die gepimpte ULKA ihren Dienst, dass man es kaum glauben mag. Ab Werk ist unsere Test-Quickmill so eingestellt, dass nach sechseinhalb Minuten zunächst der Dampfkessel seinen Arbeitsdruck anpeilt, danach erst kommt Leben in die Kaffeebude. Nach zehn Minuten steht dann auch jene unter Feuer, und insgesamt ziehen so immerhin knapp unter 20 Minuten ins Land, ehe man von einer betriebsbereiten Macchina sprechen kann. Das ist, mit Verlaub, relativ schnarchig für Spontan-User wie den Maschinisten, lässt sich aber durch Änderung der Priorisierung verbessern.

Dann wollen wir doch mal den koffeinhaltigen Ernstfall üben. Shot Nummer eins, wie immer fachgerecht und geräuscharm zerlegt von unserer Eureka, rinnt noch etwas zackig durch die 16g La Tazza d’Oro, sieht aber immerhin bereits mehr als nur passabel aus. Wie gut, dass die PID-Anzeige unterwegs zum Timer mutiert. Der zweite Versuch – wundervoll gemasert und mit fetter, sämiger Crema gesegnet – hat es dann rein optisch schon wirklich faustdick hinter den sardischen Ohren. Zu schade, dass er bei eingestellten und angezeigten 94°C immer noch unschön säurelastig daher stolpert. Seltsam. Da holen wir doch mal ein bisschen Messtechnik aus der Schublade und prüfen, wie es um das Verhältnis von Soll- zu Ist-Temperatur bestellt ist. Immerhin setzt der PID bei unserer Donna ja auf einen mittels Offset berechneten, latenzbereinigten Wert, soll heißen: Angezeigt wird hier im Gegensatz zu z.B. Rockets R58 explizit nicht die Kesseltemperatur, sondern die tatsächliche Brühtemperatur. Und da liegt der Hase ab Werk im Pfeffer, respektive das Display in Sachen Sensorik entscheidende 3°C daneben. Wir korrigieren nach oben auf 97°C – und alles wird gut. Die Gran Miscela zeigt sich vollmundig und charakterstark, dabei aber von ihrer weichen, geschmeidigen Seite. Alle Achtung, die kann wirklich was, die Kleine.

Auch in Sachen Milchverarbeitung können wir beileibe nicht mäkeln. Die Drehventile unserer Probandin arbeiten leichtgängig und exakt; bereits mit der Zwei-Loch-Düse ist genug Power unter der Haube, um auch Fortgeschrittene nicht über Gebühr zu langweilen. Gänzlich glücklich werden jene aber wohl erst mit der forscher agierenden Vier-Loch-Alternative, die trotz Furor indes niemals unkontrolliert oder ruppig zu Werke geht. Dass die No-Burn-Lanzen der Quickmill nicht wirklich kühlen Kopf bewahren, lässt sich vor diesem Hintergrund wahrlich verschmerzen.

Resümee

Mit der aktuellen Version der QM67 ist Quickmill ein sauberer Wurf gelungen. Zwar ist sie mit Sicherheit kaum die Neuerfindung des geschnittenen Brotes, aber hinter den üblichen Dualboiler-Verdächtigen muss sie sich weniger denn je verstecken. Sieht man von der leicht unterkühlten Offset-Werkseinstellung und einer etwas wackeligen Tank-Lösung ab, punktet die überraschend leise Italienerin neben soliden sensorischen Qualitäten durch einige spannende Detaillösungen. Ob all dies die doch merkliche Preissteigerung zum Vorgängermodell vergessen macht, bleibt indes abzuwarten.

Steckbrief:

Maße (Breite/Höhe/Tiefe in cm):  28 x 42 x 44 cm

Gewicht: 24 kg

Leistungsaufnahme: 2.350 W

Kesselvolumen:  0,75 Liter (Brühboiler) / 1 Liter (Dampfboiler)

Features:

  • Dualboiler mit PID-Steuerung
  • Doppelmanometer
  • isolierte Kessel (Kupfer)
  • zuschaltbarer Eco-Modus
  • Shot Timer
  • Boiler separat schaltbar
  • Brühdruck von außen justierbar

UVP: 2.075 €

Für & Wider

Für:

  • guter Tamper und zweite Dampfdüse im Lieferumfang
  • hervorragende Espressoqualität
  • sehr leise dank Quickmill-„Pulsor“
  • gute Dampfpower, da üppige Heizung
  • Eco-Modus
  • deutlich verbesserter Look/Finishing

Wider:

  • Offset ab Werk nicht ganz korrekt eingestellt
  • Tank-Aufnahme unnötig kompliziert und wackelig
  • Tankklappe klemmt
  • leider nur Vibrationspumpe
  • keine Festwasser-Option

Referenz-Equipment
Mühle: Eureka Mignon Silenzio
Espresso: La Tazza d’oro ‚Gran Miscela’ aus Sardinien (70% Arabica/30% Robusta)
Tamper: Quickmill Signature (im Lieferumfang)
Milchschäumkanne: Motta Europa 0,5 Liter

Der Artikel stammt aus dem crema Magazin Heft 56 das man hier nachbestellen kann.