Reinheitsgebote – Schmutz vs. Machine

Reinigung der Mühle und des bevorzugten Kaffeeproduzenten? – Ein Thema, das gerne verdrängt wird. Eine umfangreiche Reinigung des Kaffee-Equipments erfordert schon ein wenig Zeit und Disziplin, aber die Mühe zahlt sich aus und hat große Auswirkungen auf das Endprodukt.

Bei der Röstung der Kaffeebohnen gewinnen diese ihre dunkle Färbung und geschmackliche Nuancen. Ja nach Röstdauer treten Kaffeeöle aus der Kaffeebohne aus. Dies zeigt sich dann auch an einer glänzenden Optik. Diese Kaffeeöle sind fetthaltig und geben dem Kaffee Geschmack. Wenn nun Kaffee zubereitet wird, sammeln sich in dem jeweiligen Produkt zur Extraktion Kaffeeöle, die nicht wasserlöslich sind und einen Fettfilm bilden. Das verbrannte Kaffeefett oxidiert in Kontakt mit Luft, Feuchtigkeit und Sauerstoff binnen 24 Stunden und wird ranzig.

Die oxidierten Öle geben ihren unschönen Geschmack weiter und verderben somit den reinen, frischen Kaffeegenuss. Der Kaffee schmeckt sauer, bitter oder einfach ranzig und die Crema des Espressos bleibt aus. Zudem tumeln sich Schwebstoffe des Kaffees und Bakterien, da wo eigentlich nur der gewünschte Kaffee die Erlaubnis zum Durchfluss haben sollte.  Die Oxidation der Kaffeefette beginnt aber schon in der Kaffeemühle.

Kaffeepulver vorheriger Mahlvorgänge und die gelösten Fette haften am Mahlwerk. Durch die Hitze beim Mahlen wird der Oxidationsprozess sogar noch beschleunigt. So haften dem frisch gemahlenen Kaffeepulver schon negative Aromen an, bevor diese überhaupt die Extraktion durchlaufen. Der zweite Übeltäter, der den Genuss einer guten Tasse Kaffee vereiteln kann, ist Kalk. Eine Tasse Kaffee besteht zu 99 Prozent aus Wasser.

Wasser

Die Aufgabe des Wassers ist es die bis zu 1000 verschiedenen Aromastoffe, die in dem gemahlenen Kaffeepulver stecken zu lösen. Die im Wasser enthaltenen Mineralstoffe gehen mit den Aromen des Kaffees eine chemische Verbindung ein. Je nachdem wie diese ausfällt, entscheidet sich der Geschmack der sich später in der Tasse findet.

Auf den Härtegrad des Wassers ist also zu achten. „Weiches Wasser“, also Wasser mit einem geringen Härtegrad ist für ein gelungenes Kaffee-Ergebnis optimal. Denn in Wasser mit einem höheren Härtegrad kommen mehr Calcium und Magnesium vor, die die Kaffeesäuren zu stark neutralisieren und in Folge kommt es zu vermehrten Kalkablagerungen. Ein Härtegrad von 0,6 bis 7,0 ° dH (deutscher Härtegrad) bringt ein gutes aromareiches Ergebnis zu Stande.

Bei einem höheren Härtegrad sollten Wasserfilter zum Einsatz kommen bei denen das Wasser ionisiert und nahezu von Kalk befreit wird. Kalkablagerungen am oder im Kaffee-Equipment reagieren also chemisch mit den Geschmacksträgern, den Aromen.

Milch

Oft gesellt sich zum Kaffee oder Espresso auch noch Milch in die Tasse. Rund ein Drittel der Kaffeetrinker im deutschsprachigen Raum genießt das Kaffeegetränk mit Milch oder Milchschaum. Ein wahrer Genuss! Wenn die Hygiene stimmt.

In maschinellen Milchaufschäumern kann sich im Milchschlauch sowie in der Dampflanze der sogenannte Milchstein bilden. Verhärtete denaturierte Milcheiweiße, die im Inneren haften und nur schwer zu entfernen sind. Neben einem unangenehmen Geruch und verfälschten Geschmack der Milch bietet sich hier eine gute Grundlage für Bakterienwachstum, die zu einer wahren gesundheitlichen Gefährdung werden. Mindestens tägliche Reinigung eines Milchaufschäumers ist daher Pflicht und die sofortige Reinigung nach der Benutzung eine wohlwollende Empfehlung.

 

Tägliche Tipps: Siebträgermaschine

Um den Reinigungsvorgang möglichst zügig zu gestalten und den einwandfreien Zustand der Siebträgermaschine zu erhalten, sollte man tagtäglich nach dem Espressoextraktion ein paar simple Maßnahmen durchführen:

Sieb durchspülen

Werden mehrere Espressi gemacht, sollte man das Sieb immer mal wieder mit klarem Wasser durchspülen um Kaffeereste und Öle zu entfernen, bevor sich diese festsetzen. Anschließend mit einem Tuch trocknen.

Flushen

Vor jeder neuen Espressoextraktion empfiehlt es sich den Brühkopf zu „flushen“, also zu spülen. Dazu nimmt man einfach den Siebträger aus der Maschine und lässt das Wasser durchlaufen.

Rückstände entfernen

Nach der Extraktion kann man mit einer Gruppenbürste die Kaffeerückstände entfernen. Somit beugt man Verkrustungen vor.

Entleerung des Auffangsiebs

Das Auffangsieb sowie Becken muss täglich entleert und gereinigt werden um einem muffigen Geruch vorzubeugen.

Abwischen der Dampflanze
Nach jeder Milchschäumung sollte man den Dampfstoß einmal kurz aufdrehen um auch garantiert die letzten Milchreste herauszupusten. Anschließend mit einem feuchten, weichen Tuch äußerlich kurz reinigen.


Siebträgermaschine

Vorreinigung

Zunächst wird das Gefäß mit einem halben Liter heißem Wasser gefüllt. Darin werden circa 20 Gramm des fettlösenden Mittels aufgelöst. Nun wird der Siebträger aus der Maschine genommen. Der Hebel wird wie zur Espressoextraktion betätigt und das heiße Wasser läuft aus. Nun kommt die Gruppenbürste ins Spiel. Mit ihr werden der Bajonettverschluss, das Sieb des Siebträgers und die Dichtung der Brühgruppe kräftig gereinigt. Das Sieb wird anschließend aus dem Siebträger gelöst und unter fließendem Wasser von letzten Kaffeerückständen befreit. Anschließend darf es noch eine halbe Stunde in der vorbereiteten Lösung ruhen bevor der zweite Reinigungsgang erfolgt und mittels reichlich fließendem Wasser das Reinigungsmittel abgewaschen wird.

Hauptreinigung

Die Espressomaschine wird aufgeheizt und in den Siebträger wird nun das sogenannte Blindsieb eingesetzt. Dieses hat keine Löcher und lässt somit kein Wasser hindurchfließen. Das Sieb wird mit circa 5 bis 10 Gramm oder einem Teelöffel (auf die Herstellerhinweise achten) des Reinigers befüllt. Nun wird der Siebträger in die Maschine eingespannt. der Brühgruppen-Bedienhebel (Kaffeebezugsschalter) wird betätigt.

Die Pumpe der Siebträgermaschine pumpt wie gewohnt um den Siebträger mit heißem Wasser zu füllen. Nun setzt das sogenannte Rückspülen ein. Das Blindsieb verursacht einen Wasserstau. Wasser vermischt sich mit dem Fettlöser und verteilt sich in der Brühgruppe und löst dort das Fett. Das Reinigungsmittel sollte 2 bis 3 Minuten einwirken. Der Kaffeebezugsschalter wird bei Maschinen mit E-61 Brühgruppe nur zur Hälfte umgelegt. Nach ausreichender Einwirkzeit drückt man nun den Hebel ganz nach unten und das sich stauende Wasser kann mit den gelösten unerwünschten Rückständen in die Abtropfschale ablaufen.

Dieser Vorgang sollte so lange wiederholt werden bis aus dem Zylinder der Brühgruppe wieder klares Wasser läuft. Anschließend wird das Vorderteil des Siebträgers in das Reinigungsgefäß gestellt und das entnommene Blindsieb gesellt sich dazu. Nach einer gewissen Einwirkzeit wird beides entnommen und mit klarem Wasser abgespült. Nun wird das normale Sieb in den Siebträger eingesetzt und der vorherige Spülungsvorgang muss einige mal ohne Reinigungsmittel wiederholt werden um sicher zu gehen, dass alle Reinigerrückstände ausgespült wurden.

Reinigung der Dampflanze

Dieser Schritt ist für alle Maschinen relevant, die einen integrierten Milchaufschäumer haben. Zunächst wird der untere Teil der Lanze abgedreht und das Gewinde mit einem Schwammtuch gereinigt. Danach wird ein Glas mit warmen Wasser und Milchschaumreiniger befüllt und die Dampflanze für mehrere Stunden oder bestenfalls über Nacht darin eingelegt. Danach unter fließendem Wasser abwaschen und  nach erneutem Aufsetzen die Dampffunktion einige Male benutzen um auch hier alle eventuellen Reinigerrückstände zu entfernen.

Glanzfinish

Jetzt soll alles noch schön glänzen. Schon Oma wusste: Den Korpus der Siebträgermaschine bringt man am besten mit einem feuchten Mikrofasertuch wieder auf Hochglanz.

Entkalkung

Bei mäßiger Verkalkung kann die Entkalkung mittels geeigneter Entkalkerlösung  zuhause vorgenommen werden. Wird stets mit ungefiltertem Wasser gearbeitet so muss bei zu starker Verkalkung eine professionelle Entkalkung vorgenommen werden. Die sonst gelösten zu großen Kalkteilchen wandern unter Umständen durch die Maschine und können andere Teile verstopfen. Besonders ärgerlich, wenn mal was passiert: Schäden, die durch Kalkablagerungen in der Siebträgermaschine entstehen, werden auch nicht durch die Gewährleistung des Herstellers berücksichtigt. Bei der Entkalkung ist aber natürlich auch sehr genau auf den Maschinentyp zu achten und natürlich auf die individuellen Angaben des Herstellers der Siebträgermaschine oder des Entkalkermittels.

Einkreiser

Um eine einkreisige Siebträgermaschine zu entkalken muss der Entkalker in den Tank gegeben werden. Nach dem Erhitzen lässt man das Reinigungsmittel durch das Heißwasserventil der Maschine ablaufen. Zuletzt wird der Wassertank gereinigt.

Zweikreiser

Der Dampfkessel lässt sich nicht komplett entleeren, also folglich das Entkalkermittel nicht ganz ausleiten. Der Wassertank sollte also ausgebaut werden um direkt gereinigt zu werden. Zur Sicherheit und bei mangelnder handwerklicher Fähigkeiten kann hierzu ein Profi konsultiert werden.


Vollautomat

Voll automatisch läuft hier auch nicht alles.  Manchmal ruft der Vollautomat mittels Display um Hilfe, wenn es Zeit für eine Reinigung oder Entkalkung ist. Beharrlich wird dies oft ignoriert und prompt mit schlechtem Kaffee bestraft. Deshalb das Programm täglich durchführen und den Milchschlauch sofort nach dem Gebrauch reingen. Die Brühgruppe öfter einmalunter fließendes Wasser halten.

Kapselmaschine

Die Reinigung der Kapselmaschinen erfolgt meist mittels eines mitgelieferten Reinigungsprogrammes. Dabei ist darauf zu achten, das vorgeschriebene Reinigungsmittel zu verwenden. Eine regelmäßige Entkalkung ist ebenso wie das Entleeren des Wassertanks bei längerem Stillstand wichtig. Bei erneutem Einsatz : zunächst ein Reinigungsprogramm durchlaufen lassen. Verbrauchte Kapseln täglich entfernen.

Filterkaffeemaschine

Wird der Kaffee gefiltert, so bleiben viele Fette schon im Filter haften. Der Filteraufsatz muss deshalb täglich von diesen ansonsten oxidierenden Kaffeeölen befreit werden.  Dies geschieht mit milden fettlösenden Reinigungsmitteln. Auch die Kanne, die den Kaffee auffängt, sollte täglich gereinigt werden.  Der Brühkopf muss täglich mit einem feuchten Tuch geputzt werden um ein Verstopfen zu verhindern.

Caffettiera

Der beliebte Klassiker für den Herd  besteht zumeist aus Aluminium oder Edelstahl. Nach dem Gebrauch empfiehlt es sich die abgekühlte Kanne auseinanserzudrehen und gleich alle Teile von Kaffeerückständen zu säubern. Dies geschieht am besten unter warmen fließenden Wasser. Wichtig ist hierbei das gründliche Durchspülen des Trichters des Siebes und des Dichtungsringes. Alle Teile gut austrocknen lassen.

Aeropress

Die Aeropress besteht aus einem Kunststoff der sehr gut mit einem milden Spülmittel gereinigt werden kann. Die Reinigung sollte ohne raues Material wie Pfannensilber geschehen, um das Material nicht zu verkratzen und Ablagerungen zu begünstigen. Zudem empfielt sich, zwischen Benutzung und Reinung keine 14-tägigen Jamaikaulraub zu legen und nicht zu starke Reinigern zu verwenden.

Chemex und Syphon

Beide Zubereitungsarten basieren auf einer Methode  die ein Glasgefäß zur Zubereitung und als Auffangbehältnis verwendet. Beide Elemente können daher auch gut gereinigt werden. Gut dafü geeignet, sind eine weiche Flaschenbürste, ein Spühltuch oder auch – alle paar Tage einmal – die Spülmaschine. Der Vorteil die der letzten Methode: Hierbei ist der mechanische Abrieb geringer.

Handfilter & Karlsbader

Diese beiden Kaffeeproduzenten bestehen aus glasiertem Porzellan. Die Oberfläche des Materials lässt die Flüssigkeit abperlen. Die Karlsbader Kanne hat den Filter im Inneren verbaut. Beide Geräte reinigt man am besten sofort nach Gebrauch mit warmen Wasser und etwas Spülmittel. Hierbei sollten keine zu rauhen Schwämme benutzt werden, die die Oberflächenstruktur zerstören können.

French Press

Der Korpus der French Press wird mit einem Spülmittel gereinigt um die Fettrückstände zu entfernen. Am Sieb, welches das Kaffeemehl nach der Ziehdauer am Boden behält, haften fisselige  Rückstände von Kaffeepulver. Dieses gilt es sofort abzuspülen bevor es sich zu heimisch fühlt. Bei hartnäckigen Rückständen sollte man das Sieb zudem für einige Zeit in lauwarmes Wasser einlegen und

Handmilchaufschäumer

Schäumt man die Milch mit der Hand auf, so sollte man das Gefäß und den Siebeinsatz nach dem Benutzen sofort reinigen. Zunächst sollte man jedoch hierfür kaltes Wasser verwenden um die Eiweiße nicht zu spalten. So haften sie nicht an und lassen sich vom Material abwaschen. Nach dieser Vorreinigung kommt dann Spülmittel und heißes Wasser ins Spiel. Danach sollte das Sieb an der Luft austrocknen.