Röster des Jahres 2015

„Röster des Jahres“ 2015 ist die Murnauer Kaffeerösterei. Wir gratulieren Thomas Eckel und seinem Team zum Titel und einer tollen Erfolgsgeschichte, die bei einem kurzen Autostopp auf Hawaii begann.

Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer“, das wusste schon Antoine de Saint-Exupery. Auf Thomas Eckel, unseren „Röster des Jahres”, umgemünzt, könnte der Satz wohl lauten: „Wenn du guten Kaffee verkaufen willst, dann trommle nicht nur einfach die Werbetrommel, verpacke den Kaffee in ein schickes Outfit und mache eine Kaffeehauskette auf, sondern lehre deine Kunden das Verständnis für Kaffee, die Sensorik und die Sehnsucht nach den besten Bohnen.”Diese Sehnsucht vermittelt Thomas Eckel mit seinem Team jedes Jahr mehr als 1.000 Teilnehmern in seinen Kaffeeschulungen bei.

Die Module dort haben so klingende Namen wie beispielsweise „Kaffeegeheimnis“, einem Einsteigerkurs für alle, die mehr über Kaffee wissen wollen. „Aus solchen Kursen kommen dann auch viele unserer treuesten Kunden. Das Ergebnis unserer hingebungsvollen Arbeit können sie dann bei jedem Schluck schmecken: die Geschmacksnerven danken es tausendfach“, weiß Thomas Eckel. Sein eigenes Erweckungserlebnis hatte Thomas Eckel vor über 15 Jahren.

Kaffee im Ursprung

Bei einem Hawaii-Urlaub hielt er an einer Kaffeeplantage kurz an, um die Kaffeepflanzen zu bestaunen und sich – quasi beim Erzeuger selbst – einen frischen Kona servieren zu lassen. „Das war der Moment, den ich niemals vergessen werde. Nach einem Schluck wusste ich bereits, dass dieser Kaffee so weit von dem entfernt war, was ich bis dahin in Deutschland getrunken hatte, wie Hawaii vom heimischen Murnau“, erinnert sich der sympathische Röstmeister. Dass dieser Moment auch seine berufliche Laufbahn maßgeblich beeinflussen sollte, war ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Zurück in Deutschland wurde erstmal der mitgebrachte Kaffee aufgebraucht und das BWL Studium abgeschlossen.

Vielleicht wäre es sogar bei diesem singulären Kaffeeereignis geblieben, wenn Thomas nicht ein paar Jahre später auf einem Flug von Edinburgh nach Amsterdam, er war zwischenzeitlich in Anzug und Krawatte als Betriebswirt unterwegs, eine Sitzplatznachbarin mit besten Kontakten zu einem Kaffeebauern in Kolumbien kennengelernt hätte. Als Mann der Tat fand sich Thomas Eckel nur kurze Zeit später in Kolumbien wieder um seine ersten Kontakte zu Kaffeeerzeugern vor Ort zu knüpfen. Dem Prinzip, zunächst eine persönliche Bindung zum Kaffeebauern herzustellen, ist Thomas Eckel seitdem treu geblieben. Er nennt es seine „Philosophie” und sucht seitdem die Nähe zum Erzeuger. Nicht zuletzt auch, „um neben der Qualität auch die Lebensbedingungen der Arbeiter, die Bildungsmöglichkeiten für ihre Kinder und den Umgang mit der Natur zu überprüfen. Erst wenn wir in allen Bereichen ein gutes Gefühl haben, kaufen wir auch den Kaffee.“

Sorgfältiges rösten

Wenn dieser dann in seiner Rösterei im idyllischen Oberbayern angekommen ist, sorgt der diplomierte Röstmeister Eckel gemeinsam mit Martin Hülsmann dafür, in einem besonders aromaschonenden Röstverfahren den perfekten Genuss zu kreieren. Dazu hat jede Kaffeesorte natürlich ihr eigenes Röstprofil. Ein gasbetriebener Trommelröster sorgt dafür, dass die Bohnen in kleinen Chargen langsam und gleichmäßig geröstet werden. Danach kühlen sie ganz natürlich an der frischen Alpenluft ab. „Wir verzichten darauf, die Bohnen mit Wasser zu besprühen, nur um das Abkühlen zu beschleunigen. Andernfalls gingen wertvolle ätherische Öle und Aromastoffe verloren“, erklärt unser Röster des Jahres. Er orientiert sich dabei an skandinavischen Spitzenröstern. Nach dieser Philosophie röstet man Kaffee und Espresso eher hell. Denn nur so bleiben auch die ganz feinen Nuancen in Geschmack und Aroma erhalten und werden nicht verbrannt.

Gute Ausbildung für guten Kaffee

Auf die Frage, was er Nachwuchsröstern als wichtigsten Ratschlag mitgeben würde, sagt er ohne zu zögern: „Eine gute jahrelange Ausbildung ist das A und O. Nehmen wir doch mal das Beispiel eines Bäckers. Der lernt, bevor jemand seine Semmeln kaufen möchte, erstmal in seiner Ausbildung, als Geselle und später weiter bis zum Meisterbrief den Beruf. Warum sollte das bei einem Röster anders sein?“. Er selbst hat sich das nötige Rüstzeug für seinen Beruf am renommierten „Institut für Kaffee-Experten“ in Wien geholt. Dort ließ er sich zum Chef-Diplom-Kaffeesommelier ausbilden. Bei dieser Ausbildung lernt man die unterschiedlichen Kaffeesorten und Merkmale ihrer Herkunftsländer kennen, die richtige Zubereitung traditioneller Kaffeegetränke und natürlich, Kaffee zu rösten. Mithilfe dieser Ausbildung wurde Thomas schließlich Mitglied der Jury des Cup of Excellence, einer internationalen Organisation, die weltweit die besten Kaffees in den Anbauländern bewertet.

So werden für die Kaffeebauern Anreize geschaffen, ihre Anbaumethoden und die Kaffeequalität stetig zu verbessern. Denn vom Cup of Excellence ausgezeichnete Kaffees erzielen Spitzenpreise, die teilweise um ein Hundertfaches über dem Weltmarktpreis liegen. Außerdem ist Thomas Deutschlands erster Q-Grader. Ein Q-Grader bewertet Kaffees – sowohl im rohen als auch im gerösteten Zustand – nach Qualität, Geruch, Aroma und Geschmack. Und das hört sich leichter an, als es ist, denn um eine solche Bewertung vornehmen zu können, braucht man unglaublich viel Hintergrundwissen zu den verschiedenen Kaffeevarietäten und Anbauländern.

Seine Kaffees bezieht Eckel zwischenzeitlich nicht nur mehr aus Amerika. Auch Afrika und Asien stehen längst auf der Liste seiner Plantagenkaffees. Immer im Direct-Trade, denn „Kaffee-Business ist ein Peoplegeschäft.“, weiß Thomas Eckel und ergänzt: „Das gilt für beide Seiten der Kaffeekette. Also beim Einkauf ebenso wie beim Verkauf an unsere lieben Kunden.“ So spricht ein wahrer „Röster des Jahres“. Gratulation Thomas Eckel und seinem Team!