Röster des Jahres 2018

Der „Röster des Jahres 2018“ ist die Emilo Spezialitätenrösterei in München. Sie überzeugte die Jury über einen längeren Zeitraum mit der Qualität der angebotenen Kaffees, im Kundenservice sowie bei der Nachhaltigkeit im Einkauf der Rohkaffees.

In der Reihe der Röster des Jahres gab es schon so manche Rösterei, die keine zehn Jahre von ihrer Gründung bis zur Auszeichnung gebraucht hat. Elbgold, Supremo oder auch Schwarzwild fallen uns da sofort ein. Und auch unser diesjähriger „Röster des Jahres“, die Emilo Spezialitätenrösterei aus München, hat gerade mal sechs Jahre auf der Uhr stehen.

Als Emanuel Clemm mit Anfang zwanzig seinen Traum von der eigenen Rösterei verwirklicht, stehen im Business-Plan zunächst zehn Tonnen Röstvolumen und 200.000 Euro Umsatz, die bereits im ersten Jahr deutlich übertroffen werden. Heute röstet er gemeinsam mit seinem Jugendfreund Michel Brohmeyer, der als Chefröster einen erstklassigen Job macht, mehr als 200 Tonnen im Jahr. Nach nur sechs Jahren!

Allein dieser Umstand würde natürlich nicht ausreichen solche Lorbeeren einzufahren. Es ist vielmehr eine Mischung aus Kaffeequalität, Nachhaltigkeit und Service, die die Jury dieses Jahr von Emilo überzeugte. Doch gehen wir zunächst noch mal zu den Anfängen.

Und das ist im Jahr 2012. Es ist bereits absehbar, dass die Maya und Roland Emmerich nicht recht hatten und die Erde am Jahresende noch bewohnbar sein wird, als Emanuel Clemm nach einer Ausbildung und anschließender Tätigkeit bis zur Ausbildereignungsprüfung bei einem Rosenheimer Röster, den Sprung in die Selbstständigkeit wagt. Das Geld für den Start leiht er sich, doch schon Monate später kann das weitere Wachstum aus eigener Kraft finanziert werden.

Röster-Flagship-Store

Es folgen die ersten eigenen Cafés. Eines davon stilecht im Showroom der Münchner Maserati-Vertretung – kein schlechter Ort für italienischen Lifestyle à la Monaco di Baviera. Und natürlich der Laden im Münchner Glockenbachviertel. Einem Quartier, das fest in der Hand von Latte-macchiato-Moms scheint und – könnte man das Viertel nach Berlin beamen – niemand merken würde, dass er nicht im Prenzlauer Berg ist. Emilos Laden dort hat keine 30 qm. Emanuel Clemm nennt ihn trotzdem liebevoll „unseren Flagship-Store“ und erzählt, dass es Tage gibt, da gehen neben den vielen hundert Kaffees drei Duzend komplette Kuchen über die Theke. Natürlich liegt das auch am dortigen Ladenchef, der im Viertel als der „Wilde Filser“ aka Toni Maroni bekannt ist und eines der selten gewordenen Münchner Originale darstellt. Aber es begründet sich eben auch am Kaffee. An Blends, mit klingenden Namen wie „Espresso Cocodrilo Bio“ oder „Gattopardo“.

Dass diese Bohnen auch noch cool verpackt sind, schadet dem Erfolg bestimmt nicht. In der crema Redaktion haben wir in den letzten Jahren verfolgt, dass das einheitliche Design und die Farbgebung bereits ihre Nachahmer bei anderen Röstereien gefunden haben. Für Clemm und Brohmeyer ein schönes Kompliment.

Für einen „Röster des Jahres“ ungewöhnlich ist sicherlich der Anteil an Geschäftskunden der Rösterei. Der liegt bei 80 Prozent und kommt oft aus Büros, der Gastronomie und Hotels. Bei Privatleuten gilt Emilo dagegen oftmals noch als Geheimtipp. Das mag auch daran liegen, dass man sich in den letzten Jahren auf enormem Wachstumskurs befand und eigentlich ständig damit beschäftigt war, die starke Geschäftskundennachfrage auf gleichbleibend hohem Qualitätsniveau zu befriedigen. Trotzdem wirken Clemm und Brohmeyer nicht wie Getriebene, eher umgekehrt, sie treiben an.

Drip Coffee Bag

Der Anteil an privaten Kaffeefreunden dürfte in nächster Zeit jedoch stark ansteigen. Der Grund dafür liegt an einem kleinen Beutel, dem „Drip Coffee Bag“. Einem Säckchen, das einem Teebeutel nicht unähnlich und mit Kaffee befüllt ist. Das Bag wird in eine Tasse eingehängt, bevor man es mit heißem Wasser übergießt. Emilo will damit die Supermarktregale erobern und ein Bewusstsein für guten Kaffee im Aufgussmodus erzeugen. Dazu hatte man im vergangenen Jahr schon mal bei den großen Handelskonzernen vorgefühlt und schnell gemerkt, dass dort Regeln gelten, die eine junge Rösterei nicht ohne Weiteres stemmen kann. Doch Hindernisse sind nur dornige Chancen und so machte man sich daran, die Anforderungen der Großen, um gelistet zu werden, abzuarbeiten.


Der Drip Coffee Bag von Emilo.

Die größte Herausforderung dabei war sicherlich die IFS-Zertifizierung der Rösterei. Diese „International Featured Standards“ dienen dazu, einheitliche Lebensmittel-, Produkt- und Servicestandards zu gewährleisten und sind die Eintrittskarte überhaupt mit einem Supermarktanbieter ins Gespräch zu kommen. Keine zehn Monate später ist die Rösterei nun IFS-zertifiziert und die ersten „Drip Coffee Bags“ stehen in den Regalen. Die Chancen sind gut, dass – besonders im süddeutschen Raum – der eine oder andere Supermarktkunde den Namen Emilo schon mal gehört hat. Die Rösterei ist Sponsor beim FC Bayern Basketball – wo man auch eine topmoderne Lounge mit Schulungscenter betreibt – und Namenspatron für das Rosenheimer Eisstadion, das nun „Emilo Stadion“ heißt.

Für Emilo geht die Reise weiter. Die Auszeichnung zum „Röster des Jahres“ dürfte dabei das Tempo noch mal beschleunigen und den 70-Kilo-Trommelröster von Diedrich weiter auslasten. Wir gratulieren Emanuel Clemm und Michel Brohmeyer von der Emilo Spezialitätenrösterei zum Titel „Röster des Jahres 2018“.

Emilo im Röster-Guide