Röster des Jahres 2008

Die beste Deutsche Rösterei, gibt es sowas überhaupt? Gibt es einen Kaffeeröster, der aus den Bohnen mehr rausholt als jeder andere Röster? Vielleicht hilft bei der Antwort auf diese Frage ein Blick über die Kaffeetasse hinaus.

Gibt es den besten Koch? Den besten Winzer? Vermutlich nicht. Trotzdem gibt es Eckard Witzig­mann und es gibt das Château Lafite-Rothschild. Ist also vielleicht doch et­was dran an dem Attribut der Beste? Letzt­endlich entscheidet doch der ei­gene Gau­men, was einem am besten schmeckt. In den Gaumen der crema-Redakteure war dies im letzten Jahr ver­dächtig häufig ein Kaffee von Su­premo Kaffee. Wir verkosten für Sie, liebe Leser­Innen zu jeder Ausgabe unzählige Kaffees. Die besten kommen in unsere Rubrik “Bohnen, die lohnen”. Und tatsächlich gab es dieses Jahr noch keine crema-Ausgabe, in der es Supremo nicht mit mindestens ei­nem Kaffee in die Topliste geschafft hätte. Daher unser Votum: Supremo ist der Kaffeeröster des Jahres 2008.

Grund genug also, der kleinen Röster­ei in der Nähe von München einen Be­such abzustatten und zu hin­terfragen, was denn ihr Erfolgsrezept ist. Ei­ne Frage, die Bernd Braune, der auch im wahren Leben Vater des Fa­mi­lien­unter­nehmens ist, verblüffend ein­fach beantwortet: “Wir verwenden nur die besten Boh­nen, achten auf ei­ne perfekte Röstung und einen Ser­vice, der familiär und professionell zu­­gleich ist.” Ah ja, Danke für das Ge­spräch Herr Braune, möchte man sa­­gen und von dannen ziehen um sei­­ne eigene Rösterei aufzumachen. Wenn das so einfach ist! Ist es natürlich nicht, denn hinter dieser simplen Formel steckt jede Menge Aufwand, Knowhow und Leiden­schaft.

Da wäre beispielsweise der Einkauf der Bohnen: “Wir bereisen ständig die Welt und kennen uns bestens aus im Premiumsegment. Da hilft es auch, dass wir als Juroren bei Kaffeeauk­tio­nen wie dem Cup of Excellence in den Anbauländern tätig sind. Dort bewerten wir die besten Ernten und kennen dadurch natürlich auch die Kaffee­bauern persönlich. Wenn möglich, versuchen wir dann immer beim Er­zeu­ger zu kaufen und die Bauern auch direkt zu bezahlen”, sagt der Mann, der das Jahrtausend noch als er­folgreicher Softwareunternehmer im Silicon Valley begann. Nach dem Verkauf seiner Firma und der Rück­kehr nach München machte er seine Leidenschaft für besten Kaffee zum Beruf und gründete gemeinsam mit sechs Familienmitgliedern Supremo.

Wenn der Kaffee eingekauft ist, sorgt ein Netzwerk von Händlern und Lieferanten dafür, dass die Säcke mit den grünen Bohnen nach Deutsch­land kommen. “Oft kaufen wir von einer Ernte nur einen Sack. Nicht weil wir nicht mehr kaufen möchten, sondern weil es einfach nicht mehr von dieser Sorte gibt. Es kann vorkommen, dass eine Plantage nur eine winzige Menge an Kaffee liefert, dieser aber durch Lage und Anbau einzig­artig ist. Dann schlagen wir zu”, er­klärt Bernd Braune den Terroir-Ge­danken von Supremo.

Wenn der Kaffee dann schließlich in Mün­chen-Unterhaching angekommen ist, setzt sich diese Qualitäts­philosophie in der Lagerung fort: “Wir lagern den Kaffee im ersten und einzigen Kaffee-Humidor Deutsch­lands. Auf über 400 Kubikmeter vollklimatisierter Lagerfläche ist das in dieser Form einzigartig”, so der sympathische Qualitätsfanatiker. Im eigenen Labor prüfen Bernd Braune und sein Röstmeister und Schwiegersohn Rein­hard Kulik jede Lieferung mit Akri­­bie. Zurzeit lagern 92 Er­n­ten in seinem Kaffee-Humidor und war­ten darauf, auf den Punkt geröstet zu werden.

Damit wären wir auch schon beim nächsten Fakt, der diese liebenswerte Rösterei aus­zeichnet: dem Röst­ver­fahren. “Unser Röstmeister röstet in seinem eigenen Reinraum und tüftelt ständig an den besten Röstme­thoden und Wärmekurven. Wir können ziem­lich alle Kaffeege­schmacks­nu­ancen erreichen. Bei Supremo sind wir aber trotz allem Puristen. Zwar wird bei den Anlagen und Methoden schon ein gehöriger Aufwand betrieben, aber wenn es um die Kaffee­bohne geht, bleibt es bei der Hand­arbeit. Wir verwenden weder Aroma­öle noch löschen wir die Röstungen mit Wasser ab”, erklärt Braune.

So viel Qualitätsanspruch spricht sich auch herum, sagt Braune: “Wir verschicken einige unserer speziellen Espressomischungen sogar nach Ita­lien. Auch die Kaffeefreunde dort wissen eben, was gut ist”.

Mehr zu dieser und anderen Röstereien in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es im Röster-Guide.