Röster des Jahres 2010

Rast Kaffee in der Schweiz.

Rast rastet nie! Qualitativ hochwertiger Kaffee ist für eine sehr gute Rösterei natürlich ausschlag­gebend. Aber genauso wichtig ist der Service, die Kundenbindung und die Liebe zum Kaffee. Das alles vereint die Familie Rast unter einem Dach. Unser Röster des Jahres!


>  Die Röstmaschinen im idyllischen Ebikon unweit der malerischen Stadt Luzern in der Schweiz stehen so gut wie nie still. Teilweise von vier Uhr morgens bis spät in die Nacht wer­den feinste Kaffeekirschen zu leckerem Espresso, Kaffee Crema und Kaffee verarbeitet. Doch alles hatte irgendwann seinen Anfang. Die Erfolgsgeschichte der Firma Rast hat wie bei vielen inzwischen bekannten Röstereien mit der Gründung eines Kolonial­­warengeschäftes im Jahre 1916 begonnen. Mit der zweiten Fa­milien­­generation kam eine kleine Rösterei hinzu. Schließlich im Jahre 1978 übernahmen die heutigen Besitzer und vom crema Maga­­zin prämierten „Röster des Jahres“, Markus und Trudy Rast, in dritter Generation die Firma. Früher handelte es sich bei Rast viel­­mehr um einen Feinkostverkauf, welcher auch selbst gerösteten  Kaffee anbot. In den letzten Jahren gaben die Rasts diesen Teil Ih­­res Geschäfts jedoch auf, um sich nun zu vollen hundert Pro­zent ihrer Leidenschaft, dem Kaffee, hinzugeben. Schon in früher Kind­heit, erinnert sich Herr Rast, wurde in der Familie auf die Quali­tät des Kaffees Acht gegeben: „Mein Vater wusste, wie guter Es­­presso schmecken muss. Dies hatte er in Italien gelernt. Und ge­nau das wollte er auch in unseren Laden transportieren.“ Bei den Rasts gab es deshalb auch schon in den 70er-Jahren Kaffee­schulungen, in denen das Kaffeewissen an die Kunden weitergege­ben wurde. Allerdings damals natürlich noch, mit denen damals auf in den meisten Haushalten zu findenden Filter­ma­schi­nen.
Heute sieht Herr Rast die Weiterbildung seiner Kunden sowohl pri­vat als auch in der Gastronomie als eine der wichtigsten Auf­ga­ben seiner Rösterei an. „Wir als Röster stellen nur ein Halbfabrikat her, deshalb ist es unsere Aufgabe, die Kunden mit dem Kaffee bis zum Ende zu begleiten!“, erklärt er. Und genau diese Philosophie lebt die Familie Rast. Der Service endet nicht bei der Lieferung des frisch gerösteten Kaffees, sondern auf Wunsch kommen die Rasts sogar zu Ihnen nach Hause und stellen Ihre Kaffeemaschine auf Ihre Bedürfnisse ein.
Außerdem haben Sie natürlich immer auch die Möglichkeit zu den Rasts zu kommen. Im Jahre 2005 wurde der Grundbaustein für die Kaffee Akademie der Rasts gelegt. Dort wird das über Jahr­zehnte gewonnene Know-how an die Kunden weitergegeben. Nicht nur Herr Rast höchstpersönlich, sondern auch dessen Töch­ter, der Röstmeister und weitere Kaffeeexperten schulen Inte­res­sen­­­ten nach SCAE-Standards. Vom klassischen Baristakurs über Cup-Tasting bis hin zum Rösterkurs deckt das Schulungs­an­ge­­bot ein breites Feld ab. Am Ende jeder Schulung wissen Sie ein gro­ßes Stück mehr über Kaffee und auch über die Leiden­schaft zu ihm, die ausnahms­­los alle Rast-Mitarbeiter besitzen. Auch in Sachen Betriebswirtschaft bietet das Unternehmen Rast inz­wi­schen Kur­se, denn wie meinte Herr Rast so schön: „ Sie glauben nicht, wie wenig Ahnung vie­le Leute von Betriebswirtschaft ha­ben. Die Leute wollen ein Café eröffnen, aber ha­ben keine Ah­nung von Kaffee, keine Ah­nung von Maschinen.“ Auch hier bietet die Familie nun ihr Wissen an.
Die Qualität des Kaffees liegt Herrn Rast mehr als alles andere am Herzen. Er ist der Meinung, nicht die Gäste in einem Restaurant so­llen die Qualität als gut oder schlecht beurteilen müssen, sondern die­se Arbeit soll vorher bereits getan werden. „Die Qualität muss schon passen wenn der Gast seinen Kaffee serviert be­kommt, denn der Gast kommt ja schließlich wegen des Genusses in das Café oder das Restau­rant“, erläutert er. Sonst, ist er der Mei­nung, müsste man die Gäste dafür bezahlen, dass Sie Kaffee testen. Das ist für uns ei­ne mehr als lobende Aussage. Man könnte sich als Röster ja auch auf den Lor­beeren des qualitativ hoch­­wertigen Halb­fa­bri­kats gerösteter Boh­­nen ausruhen, aber die Familie Rast geht immer mindestens einen Schritt weiter.
Anfangs hatten die Rasts zehn Kaffeesorten im Angebot, inzwischen sind es 50 sortenreine Ursprungskaffees und etwa 18 Mi­schungen. Dazu gehören auch Gewinner des „Cup of excellence“. Eine beacht­liche Auswahl finden wir, vor allem wenn man be­denkt, dass jeder einzelne Kaffee sich erst einmal bei der strengen Quali­täts­­kontrolle behaupten muss. Viele der Kaffees sind zertifiziert, wie zum Beispiel BIO Suisse, Max Havelaar oder Rainforest Alli­ance. Dage­gen pauschale Be­zeich­nungen wie „100 Prozent Arab­ica“, wer­den Sie beim Rast Kaffee nicht finden. Vielmehr gibt es auf der Rück­seite der Verpackungen in aller Ausführlichkeit sämtliche Da­ten zu dem soeben erworbenen Kaffee. Für uns ein weiteres Qualitäts­siegel: Auf der Verpackung finden Sie nicht nur das Haltbarkeits­datum, sondern auch das Röst­datum. Dies erläutert Herr Rast: „Bei Brot ist ja auch nicht entscheidend, wie lange es hält, sondern wie frisch es ist.“ Genauso halten es die Rasts mit Kaffee.
Sie versuchen dem Kunden immer so frischen Kaffee wie nur irgendwie mög­lich zu verkaufen. Häufig wird bei eingeschweißtem Kaffee au­to­­ma­tisch ein Haltbarkeits­da­tum von ein bis zwei Jahren garantiert. Das mag auch sein, allerdings schmeckt der Kaffee nach zwei Jahren auch dementsprechend. Anders bei Rast, hier ist das Mindest­haltbarkeitsdatum mit nur einem halben Jahr ausgeschrieben. Seit 1945 schon verkauft sich ein Espresso besonders gut, nämlich der Milano. Über Jahre hinweg gute Qualität und eine kräftige Mi­schung der allerbesten Arabicas aus Guatemala, Costa Rica und Brasilien machen diesen Kaffee zu dem Liebling der Espresso­trinker.
„Grundsätzlich gilt, wenn Sie bei uns Kaffee bestellen, ist dieser zunächst noch grün, also ungeröstet.“
Geröstet wird nach Auftrag. So wird die absolute Frische des Kaf­fees garantiert und das macht den Charakter von Rast Kaffee aus. Fragt man die Röstereibesitzer, was denn das Besondere an ihrem Unternehmen ist, werden sie Ihnen sagen: „Das besondere sind wir, wir als Personen, die mit einer Leidenschaft hinter unserem Beruf stehen und diese so an die Kunden weitergeben können.“
Das Hauptaugenmerk liegt zwar auf den Schulungen und den Kunden, die täglich die Rösterei betreten, trotzdem sollte man erwähnen, dass Rast auch entscheidend an der Entwicklung des sehr erfolgreichen Kaffeekaltgetränks der Schweizer Firma Emmi beteiligt ist. Hierfür rösten die Rasts den größten Teil der Bohnen. Auch für die schweizerischen Filialen der Fastfoodkette Mc Donald’s wird geröstet. Sogar außerhalb der Schweiz, und damit sind nicht nur die angrenzenden deutschsprachigen Länder gemeint, kennt man Rast. Zum Beispiel gibt es in Schweden eine kleine Kaffeekette die Rast Kaffee ausschenkt. All diese Aufträge verlangen eine stetig hohe Qualität bei der Bohne und der Röstung, die die Firma Rast aber natürlich zu liefern vermag. Sonst würden sie diese Aufträge, nicht schon über Jahre hinweg immer wieder bekommen.
Mit den vielen Aufträgen sind die zwei Probat-Röster und die Kaffeeröster fast vollkommen ausgelastet. Das führt uns wieder zum Beginn der Geschichte. Die fleißige Familie Rast, rastet kaum und wird immer erfolgreicher. Man kann jetzt sagen, kein Wunder, denn die Qualität stimmt, allerdings haben wir gelernt, dass noch viel mehr dazugehört. Nämlich Herzblut, die Liebe zum Kaffee und der Wille, der Welt zu erklären, was für ein wertvolles Produkt Kaffee eigentlich ist.
In naher Zukunft, genauer genommen jetzt im Oktober dieses Jahres, veranstaltet Rast eine interne Barista-Meisterschaft. Angeblich wird schon fleißig dafür geübt. Ansonsten steht natürlich die Frage im Raum, wann das Familienunternehmen in die vierte Runde gehen wird. Die Töchter Evelyne und Beatrice unterstützen ihre Eltern heute schon und das mindestens mit der selben Leidenschaft wie diese. Wie erklärt Herr Rast seinen Schülern immer so bildlich: „Kaffee ist dumm, Milch ist intelligent. Schade, dass Kaffee nicht umkippt, sonst würde der meiste Kaffee in der Schweiz wahrscheinlich nicht getrunken werden.“ Eine umgekippte Milch trinkt niemand mehr, aber dass was teilweise aus den nicht gereinigten Kaffee­ma­schi­nen läuft, wird getrunken. Und genau dieser Tat­sache hat die Fami­lie den Kampf angesagt und nicht zuletzt da­für haben wir ih­nen den Titel „Röster des Jahres 2010“ verliehen.

Text: Susanne Gärber