Röster des Jahres 2011

Wir sind auf unseren Röster des Jahres durch ei­nen unglaublich leckeren Espres­so mit ei­ner tollen Crema aufmerksam geworden. Als wir uns dann mit der Dresdner Rös­terei selbst auseinander gesetzt haben, wurde schnell klar, die müssen es werden. Die Rös­terei wird gerade immer bekannter, selbst Rai­ner Calmund hat schon an der einen oder an­deren Tasse Kaffee unseres Röster des Jah­res geschnuppert.

Dresden – Eine Stadt mit Geschichte

Und nicht zuletzt in den letz­ten Jahrhunderten die „Stadt des Ge­nus­ses“. Der Kaffeefilter, der sich er­folg­reich über den ganzen Globus ver­brei­­tete, wurde von Melitta Benz hier er­fun­den. Doch nicht nur der Kaffeefilter und somit die Kaffeebohne schrieben hier Ge­schichte, sondern auch die Ka­kao­boh­ne. Denn die Stadt gilt zumindest un­ter ihren Einwohnern als heimlicher Ent­deckungsort der Milch­scho­kolade. Den Satz: „Nicht die Schweizer waren es, sondern wir“, bekommt man hier öfter zu hö­ren.

Fakt ist, Dresden galt lange Zeit als die Schokoladenstadt der Republik. Vie­le Jahre sind inzwischen vergangen. Die alten Fabrikgebäude der einst großen Schokoladenhersteller wie Rüger wur­den zumeist zu Wohnungen um­funk­tioniert oder anderweitig genutzt. Doch es gibt einen Lichtblick, nicht weit weg vom Stadtkern und der berühmten Frau­enkirche liegt in einem auffällig grün gestrichenen Haus die Dresdner Kaffee und Kakao Rösterei, die sich das Thema Genuss in Dresden wieder ganz groß auf die Fahnen geschrieben hat – unser diesjähriger Röster des Jahres.

Gegründet wurde die K + M Kaffee und Maschinen GmbH 2001 in Grumbach bei Dresden, ursprünglich handelte es sich um einen Kaffeevertrieb und Kaf­fee­ma­schi­­nenhandel, in dem nicht selbstge­­röstet, sondern verkauft wurde. Ir­­gend­wann gelangte man aber an den Punkt zu sa­gen, was die anderen können, können wir auch. Und genauso kam es. Ralf Sa­­­­la­mo, heute Herr der Fünf- und der Zwölf­­kilotrommel-Probat-Röst­maschine und derjenige, der aus den Boh­nen das Bes­­te rausholt, begann sich des Hand­werks an­zu­nehmen. Nach ei­ner etwa zwei­­­­­jährigen Pro­bephase mit Schu­­lun­gen, viel Übung und Herzblut konn­­ten dann 2005 erste Ergebnisse er­zielt werden, die sich auch für den Verkauf eig­ne­ten.

Eine neue Richtung

In den letzten Jahren begann sich die Rösterei völlig neu aufzustellen. Von Grum­­bach zog man näher an den Kern Dres­­­dens, um auch dem Namen Dres­d­ner Kaffee und Kakaorösterei alle Ehre zu machen. Außerdem nahm man mit Kars­­ten Lehmann als Geschäftsführer ei­nen Mar­ketingexperten mit ins Boot. Er selbst hat sich voll und ganz dem Ge­nuss und auch der Idee von Slow Food ver­schrie­ben. Das Thema Kaffee hat ihn ge­packt, das merkt man, wenn er mit Be­geis­­te­rung von der Rösterei spricht oder sich auch an den Siebträger stellt und den Cap­puccino für die Gäste oder sich selbst zu­bereitet.

Das erst seit 2009 existierende neue Lo­go und die Fir­men­­farben Braun und Grün zie­­hen sich komplett durch den 100 Jah­re al­­ten Industriebau und mac­hen auch vor der Hausfassade nicht Halt. Sie kön­nen die grüne Rösterei also nicht über­sehen und kaum daran vorbeifahren.

Heute röstet die Dresdner Kaffee- und ebenso bedeutsame Ka­kao­rösterei jähr­lich im Schnitt etwa 40.000 Kilo Kaf­fee, wobei die 50.000er-Mar­ke bald ge­knackt sein dürfte, so der Ge­schäfts­füh­­rer. Alle Bohnen werden im scho­nen­den Trommelröstverfahren bei et­wa 185–190 °C zwischen 12 und 14 Minuten veredelt. „Nur so kann sich ge­rade beim beliebten Filterkaffee die Sod­bren­nen­ver­­ursachende Chloro­gen­säu­re abbauen“, erklärt der Röstmeister Ralf Salamo. „Des­­wegen sind wir in Seniorenheimen mit unserem Kaffee auch so gern gesehe­ne Gäste“, fügt Geschäftsführer Leh­mann mit einem Augenzwinkern hin­zu.

Die Kakao­bohnen werden bei 120–130 °C zwi­­schen 18 und 20 Minuten geröstet und er­­halten erst dann ihren typischen Duft. Ähn­­lich wie Rohkaffee, der auch erst nach Getreide riecht und selbst nach dem Rös­­ten noch ein paar Stunden ste­hen muss, bis er seinen typischen Duft ent­faltet.

Erfolge bei der deutschen Röstergilde

Den Rohkaffe bezieht die Rös­te­­rei über Groß­händler. Im Moment rös­tet Herr Sa­la­mo den Rohkaffee aus zehn ver­schie­denen Anbauländern, da­run­ter Pe­ru, Ecuador, Uganda, Ko­lum­bien, In­dien, El Salvador und natürlich Bra­­si­lien. Bei den Kaffeeverkostungen der deut­­­schen Röstergilde waren die Dres­­d­ner­ Bohnen die letzten Male auch schon sehr erfolgreich. Der „Dresdner Fil­ter­­kaf­­­fee“ und der Espresso „Velluto“ mit ei­­ner sagenhaften Crema konnten hier die Goldmedaille holen. Kurz zur Er­­klä­rung: Die Rös­ter­gil­de ist ein Zu­sam­­men­schluss von Gourmet­rös­te­reien und wenn von der Gilde verkostet wird, dann auf wirklich hohem Ni­veau.

Wer hier be­steht, hat mit Si­cher­heit einen perfekt ge­­­rösteten Kaffee im Sor­ti­ment. Aber das ist auch kein Wunder, so wie der Rös­t­­­meister Ralf Salamo die Boh­nen be­han­­delt: „Die Kaffeebohne ist für mich ein kleines Lebewesen. Ich ach­te ganz ge­­nau darauf, wie sie knackt und wie sie wäh­­rend des Röstens ihre Farbe ver­ändert. Ein Zeitfenster von nur knappen 20 Se­kunden kann darüber entscheiden, ob aus dem Kaffee ein Espresso – oder aus dem Espresso ein verbranntes Pro­dukt für den Mülleimer wird.“

Insgesamt sieben feste Mitarbeiter sind für den stetig wachsenden Erfolg der Dres­­­dner Kaffeerösterei verantwortlich. Und langweilig wird ihnen mit Sicher­heit nicht. Im Stadtbild Dresdens ist die Rös­te­rei häufiger und häufiger mehr vertreten.

Im Mai wird der erste Coffee-Shop der Rös­terei am Dresdner Haupt­bahn­hof eröf­fnet. Ein riesiger Ach­tungs­er­folg für die kleine Rösterei aus dem Os­ten, die sich hier gegen „Star­bucks“ und Konsor­ten durchsetzten konn­te. Au­ßer­­dem bewirten unsere crema-Röster des Jahres 2011 bei den Heim­spielen des Dritt-Ligisten Dynamo Dres­den den VIP-Be­­reich mit ihrem brau­nen Zau­ber­trank. So konnte auch schon Rainer Cal­mund, in­zwi­schen Berater bei Dynamo Dres­den, an dem Kaffee der Dresdner Kaffee und Ka­kao­rösterei schnup­pern.

Innovation und Kreativität

An Innovativen Ideen mangelt es in die­ser Rösterei nicht. Um hier auch wei­­terhin kreativ zu sein und neue Pro­duk­te und Ideen zu entwickeln arbeiten sie mit einigen Genuss-Partner zu­sam­men. Die Spezialitätenbrennerei August Rex hat zum Beispiel aus dem hier ge­rös­te­ten Ka­­kao einen Kakao-Geist entwickelt, der bei den angesehen World Spi­­­rit Awards 2011 die Goldmedaille ge­holt hat. Wer weiß, vielleicht kann man bald auch einen Espresso-Geist bei der Dresd­­ner Kaffee Rösterei kaufen? Die Fir­­ma Ado­ra­tio zaubert zum Beispiel Pra­­linen und andere Le­ckereien aus den in dem grünen Haus ge­rösteten Ka­kao­bohnen.

Kochen mit Kakao und Kaffee

Einmal im Monat findet in der Rösterei ein Show-Kochen mit be­kannten Dresd­ner Kö­chen statt. Das Be­son­dere daran? Es wird im­mer mit Kakao und Kaf­fee ge­kocht. Momentan steigender Beliebtheit er­­­freuen sich aber die Rösterei-Führun­gen. Ob Orts­an­säs­sige oder Touristen aus den umliegenden Ho­tels, sie sind al­le herz­lich willkommen. Für 19 Euro wer­­den die Gäste etwa 1 1/2 Stunden durch die Rösterei geführt, dabei wird ih­­nen das Handwerk erklärt und am En­de der Führung darf man natürlich den Kaf­­­fee und die Trink­scho­kolade verköstigen – eine Packung Kaf­fee für zu Hause in­­klusive. Diese Füh­run­gen sind wichtig, um für mehr Auf­klä­rung beim Ver­brau­­­cher zu sorgen. Denn erst wenn die Be­sucher mit eigenen Augen sehen, wie sehr man beim Rös­ten auf die sensiblen Boh­­nen achten muss, erkennen die meisten den Wert und die Leidenschaft, die hin­­ter einem ge­­lungenen Kaffee stecken.

Im nächsten Schritt bietet die Rösterei Schu­­lungen für den Kaffeeanfänger an. Von der Bohne an werden dem Kaf­fee­trinker die Grundlagen der koffeinhaltigen Frucht näher gebracht. Ziel ist es, am Ende der Schulung den Verbraucher für die unterschiedlichen Geschmäcke und verschiedenen Zubereitungen sensibilisiert zu haben. Außerdem erfährt man ei­niges über die Herkunft, die Ernte, die Rös­tung und die Zubereitung von Kaf­fee. Ein Barista-Kaffeekurs „Cappuccino-Art“ steht auch noch auf dem Programm. Hier werden Fragen geklärt, wie man den perfekten Espresso zubereitet und was natürlich nicht fehlen darf, wie man die ideale Milch zum Latte-Art-Bil­der-Gießen schäumt.

Kaffee statt Energydrinks

Als erste Kaffeerösterei hat un­ser Röster des Jahres übrigens eine Kaffeelounge in dem in Dresden sehr bekannten Nachtclub „Musikpark“. Wie­so Energydrinks aus Taurin und Gua­rana, wenn es auch auf traditionelle Art und Weise geht, wach zu bleiben? Au­ßer­­dem bringt man so zudem der Jugend den Kaffee noch ein Stück näher. Kaffee ist schließlich nicht nur was für ältere Herr­schaften zum Kuchen, son­dern er ist in allen Altersstufen beliebt.

Eine Sache liegt dem Geschäftsführer besonders am Herzen: „Wir wollen als eine Manufaktur wahrgenommen werden, die ein Handwerk betreibt. Deshalb verpacken wir unseren frisch gerösteten Kaffee auch selbst. Lieber stellen wir noch eine Hilfskraft ein, als die Arbeit Maschinen machen zu lassen.“

Für die Zukunft steht noch einiges an, so soll die Rösterei ausgebaut und mit einem Café bestückt werden. Au­ßer­dem sind die Dresdner drauf und dran, den ersten Röster gemeinsam mit der IHK auszubilden. Wenn das alles so klappt, wie sie sich das vorstellen, wird man in Zukunft auch außerhalb Dres­dens noch einiges über das grüne Haus hö­ren.

Mehr über die Dresdner Kaffeerösterei und andere Craft-Röster steht im Röster-Guide.